Auswanderer geben Tipps
Wie lebt es sich als Schweizer im Ausland?

Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer leben im Ausland. Ob auf der Suche nach dem grossen Erfolg, der Liebe oder dem perfekten Ort um den Lebensabend zu verbringen. Wir haben Auswanderer gefragt, was sie dazu bewegt hat. Ausserdem haben sie ihre Tipps verraten.
Publiziert: 08.11.2019 um 07:53 Uhr
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Aktualisiert: 09.11.2019 um 13:01 Uhr
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Robi Michel (70) ist nach Brasilien ausgewandert und geniesst das Leben in vollen Zügen.
Foto: zVg
Community-Team

Es leben so viele Schweizerinnen und Schweizer im Ausland wie noch nie zuvor. Gemessen an den Einwohnerzahlen, würden sie den viertgrössten Kanton der Schweiz bilden. Laut dem Bundesamt für Statistik leben zurzeit etwa 760'000 Schweizerinnen und Schweizer im Ausland. Besonders mit der Pensionierung verwirklichen sich viele den Traum vom Leben im Ausland.

Das Rentnerparadies «Ausland»

Im Ausland reiche die Rente länger und der Lebensstandard sei höher, so beschreiben es Auswanderer in einem Bericht der Handelszeitung. Als BLICK diese Geschichte aufnahm, prasselten hunderte Kommentare rein. Überraschend: Ein Grossteil der Community unterstützt den Entscheidung, im Alter auszuwandern. Viele Leserinnen und Leser wünschen sich gar dasselbe für ihre Zukunft – und einige haben diesen Schritt bereits gewagt.

Robi Michel (70) gehört da dazu. Seit seinem ersten Besuch in Brasilien war für ihn klar: Das ist sein Land! Seit einigen Jahren lebt er nun am Strand von Piedade – und bereut seine Entscheidung keine Sekunde. BLICK sagt er: «Ich habe meine Heimat endgültig gefunden und werden den Rest meines Lebens hier verbringen.»

Am anderen Ende der Welt sieht das Heinz Manhart genau gleich. «Die Erfahrungen, die ich bei der Arbeit und im sozialen Umfeld in Hongkong, Beijing und Manila machen konnte, möchte ich um keinen Preis missen. Ich habe nie bereut die Chance genutzt zu haben.»

Hansjörg Amstalden geniesst sein Leben in Thailand.
Foto: zVg

Hansjörg Amstalden hat sich vorzeitig pensionieren lassen. Seit 2013 lebt er in Thailand. «Auf dem Land in einem wunderschönen Haus, links und rechts Reisfelder und Berge», wie er BLICK schreibt. In Thailand könne man mit 3000 Franken, aber auch mit 1000 Franken gut überleben. Fürs Auswandern sei aber eine gute Planung wichtig, meint er auch. «Man sollte bereit sein, sich zu integrieren.»

«Männer, lasst die Finger von den hübschen Mädels»

Leser Markus hat vor 13 Jahren die Schweiz hinter sich gelassen. Zuerst zog es ihn in die Dominikanische Republik, dann nach Thailand, weiter nach Australien und Neuseeland. Nach einigen Jahren in Spanien ist Markus nun in Südafrika gelandet. Die Aussicht von seinem Haus spielt in einer eigenen Liga:

Die Aussicht von Markus.
Foto: zVg

Tipps fürs Auswandern hat er viele. Das Wichtigste sei, dass man die Sprache versteht. An gewissen Orten sei es auch hilfreich, einen guten Anwalt zu haben. Denn Verträge – zum Beispiel beim Grundstück-Kauf – sollten immer von unabhängiger Seite geprüft werden.

Ganz grundsätzlich gilt: «Halten Sie sich an die lokalen Gesetze und passen Sie sich dem Gastgeberland an.» Das sei eine Frage des Anstands, meint Markus. Zuletzt hat er noch einen Tipp: «Männer, lasst die Finger weg von den hübschen Mädels. Sechs Monate zusammenleben heisst in gewissen Ländern, dass der Frau danach 50 Prozent vom Vermögen des Mannes gehören.»

Diesen Tipp hätte Urs gebrauchen können: «Leider bin ich auf eine Thailänderin reingefallen. Ich habe für sie mein ganzes Erspartes ausgegeben.» Als er kein Geld mehr hatte, verliess sie ihn. Jetzt lebt er mit einer kleinen Rente von 1574 Franken in Thailand. Zurück in die Schweiz komme nicht in Frage, er wolle nie vom Staat abhängig sein. Mit Bedauern meint er: «Alle haben mich gewarnt, doch ich wusste es ja besser.»

«Sehr langsam beginnen»

Werner Müller lebt wie viele Auslandschweizer, die sich bei BLICK gemeldet haben, in Thailand. Als Tipp gibt er mit: «Zuerst mindestens 6 Monate in diesem Land leben – ohne die Brücken in der Schweiz abzubrechen.»

Das Auswandern auf Probe empfiehlt auch Rolf Megert. Er ist momentan in Rio de Janeiro zuhause. «Nie und nimmer sollte man einfach ein fixes Land, das man noch nicht genügend kennt, als Altersheimat anpeilen», warnt er. Es sei wichtig, erst mal zu spüren, ob es einem überhaupt passt. «Ich begann sehr langsam mit dem Auswandern und kann das nur empfehlen.»

Für Daniel Wipf, der in der Dominikanischen Republik seine neue Heimat fand, ist die Sprache das Wichtigste. Aber auch: «Auf dem Boden bleiben und nicht mit dem Geld herumwedeln, sich integrieren und wachsam sein.» Eine gute Planung und ein starker Wille gehörten zum Auswandern ebenfalls dazu. Und man müsse sich auch auf andere Umstände als in der Schweiz gefasst machen: «Elektrizität, Wasser und das Gesundheitswesen sind nicht im Überfluss vorhanden.»

Walter Gygax betont auch, vorher die wirtschaftliche und politische Entwicklung zu beobachten. Er lebt seit 20 Jahren in Botswana, aber: «Ich habe trotzdem noch keine permanent Aufenthaltsbewilligung, weil die Bedingungen laufend geändert werden.»

«In der Schweiz würde ich vor mich hin vegetieren»

Auch Karl Schwendner hat seine Entscheidung auszuwandern nie rückgängig machen wollen. Seit 15 Jahren lebt er in Frankreich, einer der beliebtesten Destinationen der Ausland-Schweizerinnen und Schweizern. «Hier kann ich mit meiner AHV-Rente gut leben, ohne mich einschränken zu müssen. Ganz anders als in der Schweiz, dort könnte ich nur vegetieren», schreibt er. Dem pflichtet Michel Koeb bei: «Wir leben seit 2006 in Südfrankreich. Nicht alles ist perfekt, aber vieles ist lockerer und die Kosten sind viel tiefer.»

Für viele Auswanderer sind die tieferen Lebenshaltungskosten entscheidend, vor allem auch im letzten Lebensabschnitt. René Bourquin lebt seit sieben Jahren im türkischen Çeşme. «Rentner ab 65 zahlen hier keine Steuern und fahren gratis mit den ÖV», erzählt er uns und betont: «Vor allem werden Rentern von der Jugend geachtet und geschätzt.» Trotzdem ist nicht alles rosig, weiss auch Bourquin: «Für die Schweizer Banken sind Auslandschweizer Menschen zweiter Klasse. Hohe Kontogebühren, kein E-Banking und nur Umtriebe um an das eigene Geld ranzukommen...»

Nicht nur bei den Banken sind Abklärungen nötig. Jean-Marc Born (Thailand) weiss: «Sobald man sich in der Schweiz abmeldet und in ein Land ausserhalb der EU auswandert, fliegt man bei den meisten Krankenkassen leider raus.»

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