60 Jahre BLICK
So begegneten unsere Leser dem BLICK zum ersten Mal

Heute, am 14. Oktober, feiert der BLICK seinen 60. Geburtstag. Seine Geschichten haben die Schweiz bewegt – und tun es noch immer. Wir schauen mit unseren Leserinnen und Lesern zurück. Sie haben uns ihre frühesten Erinnerungen an den BLICK erzählt.
Publiziert: 14.10.2019 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2019 um 06:26 Uhr
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Das war der erste BLICK, erschienen am 14. Oktober 1959.
Janosch Tröhler

«Der Diener ist nicht der Mörder». So lautete die grosse Schlagzeile auf der allerersten Ausgabe von BLICK. Am 14. Oktober 1959 erschien die Zeitung – und machte sich drauf und dran, die Schweizer Medienlandschaft zu verändern. Mit Begeisterung und Hartnäckigkeit erzählt der BLICK seither Geschichten direkt aus dem Leben der Menschen.

Doch jede Leserin und jeder Leser hat seine eigenen Erinnerungen an den BLICK. Wir haben gefragt, woran sie sich besonders erinnern. Es haben uns unglaubliche Geschichten erreicht, die wir nur allzu gerne weiter erzählen.

«Ich las das Wort Orgasmus»

Der 17. August 1977 hat sich bei Hans Kalt für immer ins Gedächtnis gebrannt. Auf dem Schulweg kam der damals Elfjährige jeweils am Kiosk vorbei. An jenem Tag stand auf dem BLICK-Plakat: «Elvis Presley ist tot».

Das auffällige Plakat hat auch Marcel Graf in Erinnerung: «1994 ging ich als 14-Jähriger im Dorfladen einkaufen. Dort las ich auf dem gelben Plakat die sehr eindrückliche Schlagzeile: ‹Fluch über Imola – Senna tot›.»

Am 30. September 1985 las der damals 15-jährige David Fässler die Schlagzeile «Töfffans fuhren nackt durch City». Er schreibt uns: «Die Schlagzeile machte uns natürlich neugierig, und wir konnten während der Fahrt von St. Gallen nach Wasserauen herzhaft lachen.» Diesen Moment hat er gar in seinem Tagebuch festgehalten.

Thomas Illi erinnert sich vor allem an ein Bild aus dem Jahr 1967. Es zeigte die zerstörten Stühle im Hallenstadion, nachdem die Rolling Stones dort gespielt haben.

Zerstörte Stühle nach dem Konzert der Rolling Stones im Hallenstadion 1967.
Foto: BLICK

Der BLICK brachte die Mutter von Christian Wyss in Verlegenheit. Er schreibt uns: «Ich las das Wort Orgasmus und fragte meine Mutter, was das sei.» Der Vater erklärte es ihm dann. Ähnlich erging es auch Leserin Maria Codara, die in den 70er-Jahren in die Schule ging: «Der BLICK titelte damals ‹Ex-Frau geht mit Ex-Mann ins Bett›. Ich war bestürzt über das ‹Ex›, damals war das fast ein Fremdwort und sehr anrüchig.» 

«Ich war mal BLICK-Girl»

Auch Patricia Gawlick hat auf unseren Aufruf reagiert. Sie war 2012 einmal eines dieser berühmt-berüchtigten BLICK-Girls. «Ich bereue es bis heute nicht», schreibt sie uns. «Um BLICK-Girl zu sein, musste man in der Schweiz wohnen. Dank BLICK bin ich also damals definitiv zu meinem Schatz in die Schweiz gezogen. Wir sind seit über sieben Jahre happy.»

Patricia bereut es bis heute nicht, ein BLICK-Girl gewesen zu sein.
Foto: BLICK

Doch auch andere Leser erzählen uns, wie sie plötzlich Teil der Berichterstattung wurden. So ist es etwa Daniel Riedi ergangen. Er gehörte zu jenen, die in den 70ern das Gelände des geplanten Atomkraftwerks Kaiseraugst besetzten. «Wir ‹spielten› eine Notfallübung, um vorbereitet zu sein, falls die Polizei das Areal räumen wollte.» Am nächsten Tag sah er sich selbst auf der Titelseite des BLICK als ‹Polizist›, der mit einer zusammengerollten Zeitung – einem improvisierten Schlagstock – auf einen Besetzer losgeht. «Damals hatte ich gar keine Freude, plötzlich auf der Titelseite zu sein. Heute schmunzle ich, mit leichtem Stolz, darüber.»

Demonstranten üben einen möglichen Polizeieinsatz bei der Besetzung des Baugeländes für das geplante Atomkraftwerk in Kaiseraugst 1975.
Foto: Noldi König

Ebenfalls 1975 verliess Hansueli Wertmüller mit vier Kollegen das Stadion, nachdem der SC Bern gegen Kloten gespielt hatte. Sie hatten sich – damals noch unüblich – die Gesichter gelb, rot und schwarz angemalt. Das erregte das Interesse eines BLICK-Reporters. Nach dem Interview fragten die fünf SCB-Fans, wann sie das lesen können. «Im SonntagsBlick», sagte der Reporter. Also warteten wir am Bahnhof bis um 5 Uhr morgens, bis wir die Zeitung in den Händen hielten. Ich habe sie immer noch zu Hause», schreibt Wertmüller.

«Eigentlich wollten wir nur ein Inserat aufgeben»

Auch Markus Bärlocher wurde plötzlich Teil der Berichterstattung. Damals lautete die Schlagzeile «21 Schüler suchen einen Lehrer». Er erinnert sich: «Eigentlich wollten wir als Schüler einer lehrerlosen Klasse beim BLICK ein Inserat aufgeben. Doch dann wurde eine Titelstory daraus.» Wir haben das Bild aus dem Archiv gefischt:

Eigentlich wollten sie nur ein Inserat aufgeben, doch dann wurde es eine Titelstory: 21 Schüler suchten 1971 einen Lehrer.
Foto: Gregor Fust

«Meine Mutter hatte mir verboten, den BLICK zu lesen»

Der BLICK mit seinem Boulevard-Journalismus war einigen ein Dorn im Auge. «Zu meiner Schulzeit wurde der BLICK im Dorfkiosk nur unter der Theke gehandelt», weiss Paul Sigrist noch. Denn der Eigentümer des Ladens war gleichzeitig Kirchen-Sigrist und traute sich nicht, die damals verpönte Zeitung offen zu verkaufen.

Die Grossmutter von Sandra Schnider hatte auch keine Freude am BLICK. «Mein Grossvater kaufte ihn regelmässig, trotz fast leerem Portemonnaie. Das Grosi verkritzelte ihm dafür jeweils mit einem Kugelschreiber die unanständigen Stellen des Seite-3-Girls.»

Böse Sprüche über den BLICK gab es zuhauf. Zum Beispiel jener von Ernst Horns Vater: «Er sagte stets: ‹Man muss den BLICK in einer Tasche nach Hause tragen, damit der Seich nicht auslaufen kann, der drin steht.›»

Auch der Lehrer von Hans Kurth liess kein gutes Haar am BLICK: «Der Lehrer schickte in der Pause einen Schüler in den Dorfladen, um einen BLICK zu kaufen. Nach der Pause stand er vor die Klasse, öffnete die Zeitung, warf einen Blick hinein, knüllte ihn zusammen und warf ihn in den Papierkorb mit der Bemerkung: ‹Ein BLICK genügt!›»

Drastischer war aber die Mutter von Marco Bassi. «Sie hatte mir verboten, den BLICK zu lesen, das sei Volksverdummung! Was natürlich dazu geführt hat, dass ich ihn erst recht gelesen habe», schreibt er.

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Die unrühmlichen Momente

Natürlich erinnerten sich die Leser auch an zwei Momente, die alles andere als Glanzleistungen waren. Olivier Raemy ist der 1. Juni 1963 in Erinnerung geblieben. Damals verkündete der BLICK vorzeitig den Tod des Papstes. Danach druckte BLICK eine Entschuldigung ab.

Keine Sternstunde: BLICK verkündete den Tod des Papstes zu früh.
Foto: BLICK
Danach dann die Entschuldigung.
Foto: BLICK

Auch das Luxor-Attentat brannte sich in manche Köpfe ein. «Was mir am meisten geblieben ist, war die Fotomontage des Luxor-Attentats im November 1997. Auf dem Bild wurde das Wasser – um das Blut zu reinigen – auf der Treppe, Rot gefärbt, um es brutaler aussehen zu lassen. Dies war doch ziemlich geschmacklos», schreibt Andy Ruesch.

«Er war ein gesuchter Kindermörder»

Der BLICK hatte aber stets grossen Einfluss mit seinen Geschichten. Hans Arnold hat uns verraten, weshalb in einer Maschinenbau-Firma einen Monat lang keine Würste mehr gegessen wurden. «Ich war im ersten Lehrjahr und für den Znünieinkauf zuständig. Es gab Cervelats, Schokodrinks, Bürli und eben auch den BLICK. Eines Tages titelte der BLICK: ‹Wenn Augen aus den Würsten schauen!› Dazu ein Foto von einem Kalbsauge unter der Cervelathaut.»

Krass ist die Geschichte von Christian Haefeli: «Ich war Lehrling in einem Lebensmittelgeschäft. Ich hatte einen ziemlich unangenehmen, penetranten Mitarbeiter zur Seite. Er wollte, dass ich mit ihm zum Mittagessen gehe, was ich immer ablehnte. Eines Tages kam er nicht mehr zur Arbeit. Ich war sehr erleichtert. Am nächsten Morgen der grosse Schock. Auf der Titelseite prangte sein Bild. Er war ein gesuchter Kindermörder. Lange Zeit konnte ich den BLICK nicht mehr lesen.»

«Entweder gibt es diese Zeitung bald nicht mehr …

… oder es wird die grösste Tageszeitung der Schweiz.» So urteilte der Vater von Josef Huser, nachdem er die erste Ausgabe sorgfältig durchgelesen hatte.

Der BLICK ist geblieben – und tatsächlich zur grössten Tageszeitung geworden. «Was lustig war, dass niemand dieses ‹Schundblatt› gekauft hat. Aber komischerweise sehr viele wussten, was da zu lesen war. Man kaufte sonst eine Zeitung und legte den BLICK da rein», schreibt Heinz Birchler. Das war das «NZZ mit»-Phänomen.

Trotz des Gegenwinds der Anfangsjahre: Selbst heute gibt es noch Leser der ersten Stunde. «1959 war ich in der Unteroffiziersschule. Wir wurden auf einem Lastwagen zum Übungsgelände gekarrt. Beim Vorbeifahren erblickte ich eine Plakatwand, da wurde eine neue Zeitung beworben: BLICK. Da fragte ich mich schon, was das denn sein soll. Damals hatte noch keine Ahnung, dass ich einmal ein Blick.ch-Leser werden würde.»

«BLICK, mach weiter so!»

Auch Alfred Luescher gehört zu den treuen Seelen: «Der BLICK ist und bleibt mein ständiger Begleiter. Meine Mutter schickte mich täglich zum Kiosk, um den BLICK zu kaufen. Der BLICK gehörte zu unserer Familie.» Selbst später in der Lehre war Luescher immer mit der Zeitung unterwegs: «Ich musste jeden Tag mit dem Tram quer durch Zürich fahren. Mir gefielen die kurzen, informativen Artikel. Das ist heute immer noch das Plus von BLICK.»

Heute ist Alfred Luescher 72 Jahre alt: «Ich kann ich nur hoffen, dass mich der BLICK bis ins Grab begleitet. Bin gespannt, ob es im Jenseits auch einen BLICK gibt. In diesem Sinne: BLICK, mach weiter so!»

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