Umstrittener Oberhirte
Bischof Vitus Huonder (†81) ist tot

Der frühere Bischof von Chur, Vitus Huonder, ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Wegen konservativer Ansichten war Huonder äusserst umstritten.
Publiziert: 03.04.2024 um 17:04 Uhr
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Aktualisiert: 03.04.2024 um 21:06 Uhr
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Vitus Huonder ist im Alter von 81 Jahren gestorben.
Foto: Keystone
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Ein Vertreter der Piusbrüder in Wangs SG bestätigte Blick den Tod von Altbischof Vitus Huonder: Dieser sei am Mittwoch im Alter von 81 Jahren gestorben.

Bischofssitz mit Panzerglas

Huonder ging als Skandal-Bischof in die jüngere Schweizer Kirchengeschichte ein. Seinetwegen musste der Bischofssitz von Chur mit Panzerglas verstärkt werden. Denn 2015 erreichte Huonder eine Welle der Empörung, nachdem er Homosexualität öffentlich verurteilt hatte.

Huonder zitierte bei einem Vortrag eine Stelle aus dem Alten Testament, die Homosexualität ablehnt: «Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Gräueltat begangen; beide haben den Tod verdient; ihr Blut kommt auf sie selbst.» Huonder behauptete, diese Bibel-Stelle reiche, «um der Frage der Homosexualität aus der Sicht des Glaubens die rechte Wende zu geben».

«Keine Forderung nach der Todesstrafe»

Huonders Äusserung wurde mehrfach als Aufruf zur Gewalt gegen Homosexuelle verstanden. Der damalige Sprecher des Bistums Chur distanzierte sich von Huonder; der Oberhirte musste klarstellen, dass er «nicht für die alttestamentarische Forderung nach der Todesstrafe für homosexuell empfindende Menschen» eintrete.

Huonder war von 2007 bis 2019 Bischof von Chur. Er führte ein strenges Regiment. Liberale Seelsorgerinnen wie die ehemalige «Wort zum Sonntag»-Sprecherin Monika Schmid (66) rüffelte er öffentlich und drohte ihr mit einem Rausschmiss. Als Wendelin Bucheli (69) in Bürglen UR ein lesbisches Paar segnete, wollte Huonder den aufgeschlossenen Priester des Amtes entheben.

Im Knaben-Institut der Piusbrüder

Auch im Ruhestand sorgte Huonder für Negativ-Schlagzeilen. Als Altersruhesitz wählte er ein Knaben-Institut der Piusbrüder – eine besonders konservative Gruppierung, die ausserhalb der katholischen Kirche steht und Papst Franziskus bekämpft. Und bei den Piusbrüdern will er nun auch begraben werden, in Ecône VS, nah vom Grab des Gründers Marcel Lefebvre (1905–1991) – ein letzter Affront gegen die römisch-katholische Kirche! Zwar hat Huonder sein Nachfolger, Bischof Joseph Bonnemain (75), noch im Spital in Chur besucht. Zu einer Versöhnung kam es aber nicht mehr.

Ein Missbrauchsgutachten der Uni Zürich stellte Huonder kein gutes Zeugnis aus. Er habe die Priesterausbildung in Chur problematisch umgestaltet. Vor Huonders Zeit, Ende der 1990er-Jahre, seien mit angehenden Priestern Themen wie Sexualität besprochen und psychologische Gutachten zur Eignung von Kandidaten erstellt worden. Unter Huonders Amtszeit sei diese Praxis abgeschafft worden. Und laut Zeugenaussagen, auf die sich die Uni Zürich stützt, soll Huonder «regelmässig in seinem Büro Akten unbekannten Inhalts geschreddert» haben.

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