Droht dem Bündner Bergdorf Brienz GR neues Unheil in Form eines Schuttstroms? «Ergiebige Niederschläge haben starke Beschleunigung im oberen Schuttkegel ausgelöst», schreibt die Gemeinde Albula/Alvra am frühen Freitagabend auf X.
Und: «Spontane Rutschungen bis in die Wiesen hinter dem Dorf sind möglich». Aber: «Für Brienz/Brienzauls besteht keine Gefahr.» Die Gemeinde bittet darum, die Sicherheitszone einzuhalten.
Aktuell bewegen sich die Geröllmassen mit einer Geschwindigkeit von 10 Zentimetern pro Tag talwärts, wie der Kommunikationsverantwortliche der Gemeinde Albula, Christian Gartmann im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Freitag sagte.
Sperrzone muss nicht erweitert werden
Bei dem absturzgefährdeten Material handelt es sich um bereits abgestürztes Material vom Schuttstrom im Juni 2023. Es befindet im Schuttkegel der sogenannten Insel, aus der sich im vergangenen Jahr 1,2 Millionen Kubikmeter Gestein gelöst hatten.
Sollte es nun zu einem Abrutschen dieses Schuttkegels kommen, könne man sich das wie eine Nassschneelawine vorstellen, sagte Gartmann weiter. Experten hätten den drohenden Schuttstrom aber so eingestuft, dass er höchstens das Wiesland oberhalb des Dorfes erreicht. Dort ist nach wie vor eine Sperrzone eingerichtet. Diese muss nicht erweitert werden.
Dass das ganze Gebiet, auf dem das Bergdorf steht, rutscht, ist auf die Wassermenge in der Landmasse zurückzuführen. Sind die Niederschlagsmengen hoch, beschleunigen sich die einzelnen Rutschungen. Im Frühling bewegte sich das Messhäuschen bei der Dorfkirche über zwei Meter pro Jahr talwärts – so schnell wie noch nie seit Messbeginn.
Damit Brienz GR auch in 100 Jahren noch bewohnbar ist, wird aktuell unter dem Dorf ein 2,3 Kilometer langer Entwässerungsstollen gebaut. Für 40 Millionen Franken soll er die Landmasse entwässern und so den Druck auf die Rutschungen reduzieren.