Der Co-Präsident von «The Last Resort», Florian Willet, ist in Zusammenhang mit dem Einsatz der Suizidkaspel Sarco in Merishausen SH aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Die Staatsanwaltschaft wirft Willet nicht mehr vor, ein vorsätzliches Tötungsdelikt begangen zu haben.
Aufgrund des neusten Ermittlungsstandes besteht nach wie vor ein dringender Tatverdacht betreffend der Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord, wie die Staatsanwaltschaft Schaffhausen am Montag mitteilte. Die ersten Ermittlungsergebnisse hätten aber einen dringenden Tatverdacht für ein vorsätzliches Tötungsdelikt ergeben, schreibt die Staatsanwaltschaft. Dies sei auch durch das Zwangsmassnahmengericht mehrfach bestätigt worden.
Der Obduktionsbericht des Institutes für Rechtsmedizin des Kantons Zürich liege zwar noch nicht vor, schreibt die Schaffhauser Staatsanwaltschaft. Der Verdacht auf ein Tötungsdelikt sei aber nicht mehr gegeben. Die Suizidkapsel Sarco war Ende September bei einer Waldhütte im Kanton Schaffhausen zum Einsatz gekommen. Eine 64-jährige US-Amerikanerin starb darin. Mehrere Personen wurden danach verhaftet. Der Co-Präsident der Organisation «The Last Resort» sass bis am Montag in Untersuchungshaft.
64-jährige Amerikanerin starb in Suizidkapsel
Die Verantwortlichen um den australischen Aktivisten und Arzt Philip Nitschke bestritten gegenüber den Medien vehement, dass jemand beim Tod der sterbewilligen Person «nachgeholfen» hatte. Nitschke selbst äusserte sich auf X zur Entlassung Willets. «Nach 10 Wochen Untersuchungshaft klagt die Schweizer Staatsanwaltschaft den Co-Präsidenten von The Last Resort endlich nicht mehr der vorsätzlichen Tötung an und er wird heute freigelassen.»
In einem längeren Statement erklärte der Mediziner, dass er froh sei, dass die Rechtsstaatlichkeit gesiegt habe. Dr. Nitschke erklärte, dass es für ihn schwierig sei, «die äusserst harte Behandlung von Florian seit dem Sarco-Einsatz» zu verstehen. «Der Vorwurf der vorsätzlichen Tötung war und ist absurd.» Die Amerikanerin habe die Kapsel aus eigenem Antrieb betreten, den Deckel selbstständig geschlossen und selbst auf den Knopf gedrückt.»
Bundesrätin Baume-Schneider sprach sich gegen Einsatz von Kapsel aus
Die Organisation preist die Kapsel, die sich per Knopfdruck mit Stickstoff füllt, als Möglichkeit an, selbstbestimmt aus dem Leben zu scheiden. Anders als bei Organisationen wie Exit oder Dignitas kommt kein Arzt zum Einsatz. «The Last Resort» versichert aber, dass der Geisteszustand der sterbewilligen Person von einem Psychiater abgeklärt wird.
Ob der Einsatz der Kapsel legal ist, ist umstritten. Ausgerechnet am Tag des Einsatzes sprach sich Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (SP) im Parlament dagegen aus. In mehreren Kantonen äusserten sich Behörden und Verantwortliche negativ – darunter auch der Erste Staatsanwalt Schaffhausens.