Der türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu (49) hätte heute in Rotterdam für das Alle-Macht-für-mich-Referendum von Ministerpräsident Erdogan werben wollen. Rotterdam ist jenes Ballungszentrum Hollands, wo mit Abstand am meisten Türken leben.
Die Regierung in Den Haag verweigerte dem Flugzeug des türkischen Ministers nun allerdings die Landung. Das teilte sie heute Morgen mit. Die Reaktion von Recep Tayyip Erdogan (63), Cavusoglus Boss, folgte sogleich:
Kurz nach der holländischen Ankündigung drohte er dem Land mit Vergeltung und schimpfte: «Die Holländer sind Nazi-Überbleibsel und Faschisten». Er drohte, holländische Diplomaten aus der Türkei zu werfen und keine Flüge aus Holland mehr ins Land zu lassen. Das berichtet die Zeitung «De Volkskrant».
Unter anderem sagte er, an die Holländer gerichtet: «Ihr könnt unserem Aussenminister ein Flugverbot geben, aber lasst uns erst mal sehen, wie eure Flüge in der Türkei ankommen sollen.»
Hollands Premierminister Mark Rutte (50) bezeichnete Erdogans Äusserungen am Nachmittag als «bizarr».
Angst um Sicherheit
Cavusoglu hätte auf dem Gelände des türkischen Konsulats vor geladenen Gästen auftreten wollen. Da die in Holland lebenden Türken aufgerufen worden waren, zu Tausenden an einer Demonstration für das Referendum teilzunehmen, waren die Holländer um die öffentliche Sicherheit besorgt.
Sie verhandelten darum mit der türkischen Regierung über den Rahmen, in dem der Wahlkampf-Anlass über die Bühne gehen sollte. Als man sich nicht einig wurde und die Türken öffentlich mit Sanktionen drohten, habe man die Verhandlungen gestoppt und die Reissleine gezogen.
Morgen in die Schweiz?
«Wir wollten zu einer Lösung kommen. Wir haben ein langes und schwieriges Gespräch mit den Türken geführt, um zu einer akzeptablen Lösung zu kommen», zitiert die Zeitung «De Telegraaf» einen holländischen Regierungssprecher. «Aber uns ist die öffentliche Ordnung wichtig und wir wollen die Sicherheit nicht aufs Spiel setzen.»
Für morgen Sonntag ist nach wie vor ein Besuch von Cavusoglu in der Schweiz geplant, wie BLICK am Mittwoch enthüllte. Ob und wo ein Anlass stattfindet, ist aber nach wie vor unklar. (kst)