Edith und Richard Rottmann aus Riehen BS warten auf ihre Lieferung.
Foto: Remo Nägeli

Tobias Mingramm im Corona-Freiwilligen-Einsatz
«Helfen ist ein schönes Gefühl!»

Statt im Hotel den Service zu managen, unterstützt Tobias Mingramm während Corona ältere Menschen. Als Freiwilliger beim Roten Kreuz schliesst er neue Freundschaften.
Publiziert: 10.05.2020 um 00:14 Uhr
In Kooperation mit SRK

Text: Silvana Degonda

Mit zwei Einkaufstüten fahren Tobias Mingramm, 33, und Tim Peters, 32, auf ihren Velos eine Quartierstrasse in ­Riehen BS hinauf. Bei der Haus­num­mer 185 haben sie ihr Ziel erreicht.

Hier wohnen Edith, 66, und Richard Rottmann, 76. Für das pensionierte Ehepaar, das in Zeiten von Corona zur ­Risikogruppe gehört, haben die beiden jungen Männer Lebensmittel eingekauft – wie jeden Mittwoch.

In den letzten sechs Wochen hat sich der Alltag von Tobias Mingramm ganz schön verändert. Er lebt und arbeitet in Basel, wo er im Hotel Nomad das Serviceteam leitet. Seit dem Lockdown ist das Hotel aber geschlossen.

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Auf einmal ist alles anders. «Ich hatte mehr Zeit und wollte etwas Gutes tun.» Zusammen mit seinem WG-Kumpel Tim Peters, der ebenfalls im Hotel arbeitet, hat er im Internet ­recherchiert, was es für sinnvolle Freiwilligenjobs gibt. «Schnell sind wir dabei auf der Seite des Schweizerischen Roten Kreuzes gelandet.» Nach ein paar Klicks sind die beiden angemeldet und gehören somit zu den 5000 Personen, die das SRK seit der Corona-Krise neu als Freiwillige unterstützen.

Kurz nach der Anmeldung erhalten sie einen Anruf aus der SRK-Zentrale. Ob es für sie auch möglich sei, für ein älteres Ehepaar in Riehen einkaufen zu gehen? Die Gemeinde liegt fast acht Kilometer von der Stadt Basel entfernt – doch für die beiden sport­lichen Männer kein Problem. «Mit dem Fahrrad sind wir schnell hier draussen.»

Tim Peters (links) und Tobias Mingramm erledigen dreimal die Woche Einkäufe für Menschen aus der Risikogruppe.
Foto: Remo Nägeli

Aus der neuen Bekanntschaft mit dem Ehepaar Rottmann hat sich inzwischen eine Freundschaft entwickelt. Wenn die Männer die Einkäufe bringen, warten Edith und Richard Rottmann oft am Fenster. «Wir plaudern immer ein bisschen – etwa über unsere Arbeit im Hotel. Zu Ostern haben sie uns sogar ein kleines Schoggihäsli ­geschenkt», erzählt Tim Peters.

Als die Corona-Welle ausbrach, erfuhren die Rottmanns über Freunde vom Angebot des Schweizerischen Roten Kreuzes. Da sie keine Verwandten haben, die in der Nähe leben, riefen sie beim Roten Kreuz in Basel an. «Am gleichen Nachmittag hatte ich schon den Kontakt», sagt Edith Rottmann. «Ich muss Tobias und Tim ein Kompliment aussprechen, sie machen das super und zuverlässig. Mit ihnen haben wir ein grosses Glück!»

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Spenden an Postkonto 30‑9700‑0, IBAN CH97 0900 0000 3000 9700 0, Vermerk «Corona», auf redcross.ch oder via Twint mit dem QR-Code.

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Auch für ein Ehepaar mit IV-Rente und ihre ältere Nachbarin in der Stadt kaufen Tobias und Tim einmal die Woche ein. «Unsere Nachbarin hat schon Apfelstrudel und Güetsli für uns gebacken», sagt Tim Peters. «Es ist ein schönes Gefühl, helfen zu können.»

Die Leute seien in diesen Zeiten sehr gesprächig. «Ich glaube, viele leben ziemlich isoliert. Zum Teil telefonieren wir 20 Minuten mit ihnen, wenn sie uns ihre ­Einkaufsliste durchgeben», sagt Tobias Mingramm. Bei ihren Einsätzen merken die Männer oft, dass es grosse finan­zielle Unterschiede im kleinen Umkreis gibt. «Die Menschen, die etwa von der IV leben, müssen sehr darauf achten, möglichst billig einzukaufen. Das würde man nicht unbedingt in einem so reichen Land wie der Schweiz erwarten.»

Wenn das Hotel wieder öffnet, werden Tobias und Tim weniger freie Zeit haben. Dennoch möchten die beiden ihre Freiwilligenarbeit in irgendeiner Form weiterführen.

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