Wissen Sie noch, was ein Pager ist? Ende der 90er-Jahre hatten fast alle einen. Heute tragen ihn nur noch Ärzte. Oder Hotelportiers. Wenn der Pager von Radan Vujic (51) piepst, weiss er: Er hat einen Einsatz im Hotel Metropol von Saas-Fee. Vujic wohnt mit seiner Familie nur zwei Häuser weiter, ist sofort bei der Reception. Auf Abruf. «Fast 24 Stunden», lacht er.
Das freundliche Gesicht von Vujic ist eines, das man als wiederkehrender Saas-Fee-Gast längst bestens kennt. Auch wenn man nicht in dem Hotel absteigt, in dem er arbeitet. Vujic ist immer auf den Strassen unterwegs. Transportiert in seinem Elektromobil («mein Papamobil») Gäste, Koffer, Skier und Snowboards vom Parkhaus oder der Postauto-Station durchs autofreie Dorf in ihr Logis. Seit 27 Jahren tut er dies schon tagein, tagaus. Als Belastung sieht er seinen Job kaum an. Manchmal wundert er sich aber, wie schnell diese Jahre vergangen sind.
Nur Walliserdeutsch bleibt schwierig
«Saas-Fee ist meine zweite Heimat», sagt Vujic. Er lebt mittlerweile länger hier als er dies in seinem Geburtsland tat. In Bosnien. 1990 verliess er seine Region, die noch zum damaligen Jugoslawien gehörte. Er ging rechtzeitig vor dem Bosnien-Krieg. In Saas-Fee fühlt er sich wohl, lebt mit seiner Frau und zwei Kindern, «die hier zur Welt kamen». Nur mit Walliserdeutsch hat er immer noch seine liebe Mühe. Und Skifahren kann er auch nicht. Man muss annehmen, dass sich daran auch nicht mehr ändert. «Ich fahre lieber Elektro», lächelt er und meint sein Gefährt.
Im Saastal ist man der Natur noch nahe. Sehr nahe. Kein Wunder, nimmt die Nachhaltigkeit in der Strategie der Tourismusdestination Saas-Fee eine wichtige Rolle ein. Das (immer schon) autofreie Dorf ist die offensichtlichste Massnahme. Portier Vujic sagt: «Die Gäste mögen das. Kein Lärm, gut schlafen!»
Der einzige Bus, der im Innern des Ortes unterwegs ist, setzt ganz auf Elektronik: Die Skibusse sind E-Postautos. Um die Batterien wieder aufzuladen, werden zu 100 % erneuerbare Energien verwendet.
Überhaupt: Seit fünf Jahren bezieht Saas-Fee für das gesamte Gemeindegebiet nur Strom aus Walliser Wasserkraft. Einem winterlichen Problem hat Saas-Fee längst den Kampf angesagt: dem Feinstaub. Die rund 250 Holzfeuerungen sind allesamt mit Partikelfiltern ausgestattet worden. Damit ist das Dorf auf dem besten Weg, die erste feinstaubfreie Gemeinde in den europäischen Alpen zu werden. Die Gesamtinvestition für Massnahmen gegen Feinstaub: rund eine Million Franken. Schliesslich gilt der Russ als krebserregend.
Saas-Fee ist Gründungsmitglied von «Allianz der Alpen», einem Gemeindenetzwerk für nachhaltige Entwicklung, und seit 15 Jahren Trägerin des Labels «Energiestadt».
Im Saastal ist man der Natur noch nahe. Sehr nahe. Kein Wunder, nimmt die Nachhaltigkeit in der Strategie der Tourismusdestination Saas-Fee eine wichtige Rolle ein. Das (immer schon) autofreie Dorf ist die offensichtlichste Massnahme. Portier Vujic sagt: «Die Gäste mögen das. Kein Lärm, gut schlafen!»
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Überhaupt: Seit fünf Jahren bezieht Saas-Fee für das gesamte Gemeindegebiet nur Strom aus Walliser Wasserkraft. Einem winterlichen Problem hat Saas-Fee längst den Kampf angesagt: dem Feinstaub. Die rund 250 Holzfeuerungen sind allesamt mit Partikelfiltern ausgestattet worden. Damit ist das Dorf auf dem besten Weg, die erste feinstaubfreie Gemeinde in den europäischen Alpen zu werden. Die Gesamtinvestition für Massnahmen gegen Feinstaub: rund eine Million Franken. Schliesslich gilt der Russ als krebserregend.
Saas-Fee ist Gründungsmitglied von «Allianz der Alpen», einem Gemeindenetzwerk für nachhaltige Entwicklung, und seit 15 Jahren Trägerin des Labels «Energiestadt».
Autofrei seit 1951 und noch länger
Die offizielle Berufsbezeichnung lautet zwar Portier, «Mädchen für alles» passt aber auch. In Saas-Fee muss ein Portier zuerst einmal erreichen, dass der Gast überhaupt vor die Pforte des Hotels kommt. Das Gletscherdorf entschied sich im Jahr 1951 autofrei zu bleiben. Es war es schon zuvor, weil noch gar keine Autostrasse von Saas-Grund nach Saas-Fee existierte. Der Entscheid ist längst zum Statement punkto Nachhaltigkeit und Entschleunigung geworden (siehe Box).
Vujic ist mittlerweile freilich ein Lexikon für Elektroautos. Im letzten Jahr hat er ein neues Gefährt erhalten, sein ganzer Stolz, gebaut ein Tal weiter: beim Hersteller Stimbo in Zermatt. Platz hat es für sieben Personen. «Das reicht allermeistens.» Ausser wenn grosse Reisegruppen kommen, etwa solche aus China. «Dann fahre ich eben ein paar Mal hin und her.» In 27 Jahren hat er natürlich auch schon eine ganze Reihe an Prominenz durchs Dorf begleitet: Nena, Eros Ramazzotti mit seiner damaligen Ehefrau Michelle Hunziker, Sepp Blatter aus dem nahen Visp. Immer mit genug Vorsicht durch die engen Strässchen, vorbei an den Touristen über den winterlichen Schnee.
Vujic geht längst davon aus, dass er seine zweite Heimat niemals mehr verlässt. Auch nach der Pensionierung. «Ich glaube, dass ich in Saas-Fee bleibe.» (tri)
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