Das Wetter, die Aussicht, die Bedingungen: herrlich. Der Arbeitsaufwand für die Helfer: enorm. An diesem Montag Anfang Oktober wird Saas-Fee auf der anderen Seite der Nebeldecke zu Sölden.
Nicht für den Touristen, aber für die Weltcup-Profis. Dieses Wochenende findet auf dem Rettenbachferner ob der österreichischen Destination traditionsgemäss der Saisonauftakt statt. Viel zu früh, spotten jeweils viele. Schnee ist im Flachland dann noch kein Thema. Für die Skifahrer jedoch ist Schnee immer gefragt, logisch. Und ein Ort im Wallis hat ihn zweifellos: Saas-Fee.
Ähnliches Gelände wie in Österreich
«Wir wässern gemeinsam mit Swiss-Ski eine unserer Trainingspisten», sagt Dominik Kalbermatten (43), Pisten-Rettungschef bei den Saastal Bergbahnen. «Als Vorbereitung für die Weltcup-Rennen in Sölden.» Aus zwei Gründen werden diese Läufe auf dem Feegletscher simuliert. Erstens: Weil hier genug Schnee liegt. Zweitens: Weil das Gelände jenem in Sölden stark ähnelt.
Das Gebiet unter dem Allalinhorn ist ein einziges grosses Trainings-Mekka. Mehrere Hänge für Slalom und Riesenslalom, zwei Abfahrtsstrecken mit Längen bis zu 1,9 km, dazu Anlagen für Freeski und Snowboarder (siehe Box auf der rechten Seite). Eine kurze Skidoo-Fahrt vom eisig werdenden Sölden-Hang entfernt können deshalb – von den Arbeiten untangiert – die Schweizer Abfahrer üben.
«Gewisse Prioritäten»
Weltmeister Beat Feuz (30) schwärmt über das Angebot in Saas-Fee: «Es ist sehr gut, wenn man im eigenen Land solche Möglichkeiten hat.» Die habe zu dieser Jahreszeit fast keine andere Nation. «Und natürlich haben wir auch gewisse Privilegien.» Die Schweizer dürfen am Morgen als Erste auf den Hang und haben dort oben ihre Ruhe.
Am Morgen – das heisst: sehr früh. Die Cracks begeben sich schon kurz nach 6 Uhr mit Sonderfahrten der Metro Alpin auf den Gletscher. Ein morgendlicher Massenansturm am Lift, eine fast surreale Stimmung, mitten im Herbst. So etwas wie Skilager-Stimmung unter den Sportlern. Dafür sind die Gletschertrainings oft am Mittag beendet.
Auch Exoten aus Monaco
Der Mann, der am Hang alle kennt und alles koordiniert, ist Dominik Kalbermatten. Wenn die Weltcup-Saison ab Ende November/Anfang Dezember Schwung aufnimmt, sieht er die Stars nur noch am TV. Das Höchste der Gefühle: «Wenn der, der Gold gewinnt, im Sommer bei uns trainiert hat, dann ist man schon ein bisschen stolz.» Nicht jeder der Saas-Fee-Trainierer kommt indes für solches Edelmetall in Frage, denn hier fahren auch die Ski-Exoten. «Wir haben zum Beispiel auch Fahrer aus Monaco bei uns. Oder solche aus Polen», so Kalbermatten.
Man merkt es dem gebürtigen Walliser an: Seinen Job erledigt er mit viel Herzblut. «Wir sind täglich mehrere Stunden im Einsatz, um die Piste bestmöglich zu präparieren. Nehmen wir die Abfahrtspiste: Da darf keine Welle sein, nix.» Denn die Fahrer rasen wie im Weltcup mit 120 km/h über den Schnee. Es ist Berufsstolz, dass die Piste an keinem Unfall mitschuldig sein darf.
Auch Touristen profitieren
Die Starts der höchsten Pisten befinden sich auf knapp über 3500 Metern über Meer. «Etwas hoch», lacht Abfahrer Marc Gisin (29). Schneesicherheit in diesen Lagen, das ist das eine. Aber auch die Wintertouristen profitieren.
Saas-Fee ist prädestiniert für gute Schneeverhältnisse bis vors Hotel oder die Ferienwohnung hinunter. «Es gibt kaum einen anderen Ort, an dem man so lange ins Tal fahren kann», ist der Saastaler Tourismus-Direktor Pascal Schär überzeugt. Was dabei auch hilft: die tiefen Temperaturen. Zwar sticheln andere Destination ab und an mit dem Spruch, Saas-Fee sei ein «Kühlschrank». Aber dafür liegt dort noch Schnee, wenn es andernorts schon grün-braun ist.
Julia Mancuso unerkannt
Natürlich sind die Pisten im Allalingebiet in Frühling, Sommer und Herbst auch für «normale» Touristen geöffnet. Bei der Präparation macht das Team von Dominik Kalbermatten keinen Unterschied, ob Weltcup- oder Hobbyfahrer am Berg sind. «Einziger Punkt: Wenn Teams da sind, entfernen wir manchmal den Neuschnee, damit die Piste hart bleibt.»
Gelegentlich treffen in diesen Höhen dann auch Stars und Aktivurlauber aufeinander. Kalbermatten grinst: «Wir gingen einmal im Frühling mit der US-Amerikanerin Julia Mancuso für Ski-Tests auf den Gletscher. Als wir sie mit dem Skidoo den Berg hochfuhren, kreuzten wir Tourengänger. Sie glaubten effektiv, das sei jetzt eine Millionärin, welche die Piste für sich reserviert hat.» Er habe die Tourengänger dann aufgeklärt, wer Julia Mancuso wirklich ist. (tri)
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Alle Infos: www.saas-fee.ch/wintercard
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