Heute um 11.35 Uhr verschickte Markus Somm eine Medienmitteilung. Darin bestätigt er, mit der Führung der «NZZ»-Mediengruppe Gespräche bezüglich der Neubesetzung der Chefredaktion geführt zu haben. Nach «reiflicher Überlegung» sei er allerdings zu dem Schluss gekommen, seine Tätigkeit bei der «Basler Zeitung» als Chefredaktor und Verleger unverändert weiterzuführen.
Das Gerücht, dass Somm im Verwaltungsrat als Top-Kandidat für die Nachfolge des geschassten Chefredaktors Markus Spillmann gehandelt wird, machte seit letzter Woche die Runde. Die Redaktion der Zeitung sei «schockiert» gewesen sein, mehrere Journalisten hätten prophylaktisch ihre Kündigung angedroht. Der abgesetzte Spillmann twitterte dazu gestern höchtselbst: «#nzz Liebe Followers: @SpillmannNZZ schweigt – ohne zu geniessen. Bin stolz, dass Red. unbeirrt beste Qualität liefert. Respekt! Weiter so!»
Entsprechend sorgte die heutige Absage Somms in den sozialen Medien für Aufsehen. Somms Darstellung, er habe freiwillig verzichtet, folgten indes die wenigsten. SRF-Redaktor Georg Halter twitterte: «Ob er wohl wirklich nicht will, ob er vielleicht jetzt nicht mehr will, oder ob er eher nicht mehr wollen darf?» Und TV-Komiker Viktor Giacobbo witzelte: «Ein Somm macht doch keine Schwalbe – oder wie heisst das genau?»
Auch Guy Krneta von der Aktion «Rettet Basel», die sich gegen die Verschleierungstaktik bei der Übernahme der «Basler Zeitung» durch Christoph Blocher aufgelehnt hatte, ist überzeugt, dass der wahre Grund für den Verzicht ein Umdenken beim «NZZ»-Verwaltungsrat sein muss. «Die haben wohl nicht damit gerechnet, was diese Wahl für einen Aufschrei auslösen würde. Für Markus Somm ist das eine gewaltige Niederlage.»
Nach den Chaostagen an der Zürcher Falkenstrasse richtet sich das Augenmerk nun auf VR-Präsident Etienne Jornod. Schliesslich war er es, der Somm als neuen Chefredaktor installieren wollte - und nun scheiterte.
Das letzte Kapitel in der causa «NZZ» ist noch nicht geschrieben.