1. Mata Hari (1876 - 1917) – Die Nackttänzerin
Die niederländische Nackttänzerin wurde während des Ersten Weltkrieges berühmt. Durch ihren Beruf kam sie mit den höchsten Kreisen aus Politik und Militär in Frankreich zusammen. Darum wurde sie 1915 vom deutschen Geheimdienst unter dem Namen Agentin H21 angeheuert, um Informationen über die Kriegspläne der Franzosen zu beschaffen.
Zwei Jahre später flog ihre Tarnung auf. Die Agentin wurde verhaftet und von einem französischen Erschiessungskommando hingerichtet. Bis heute ist unklar, ob Mata Hari tatsächlich jemals geheime Informationen an die Deutschen verraten hat. Trotzdem ging sie als die wohl bekannteste Spionin aller Zeiten in die Geschichte ein.
2. Witold Pilecki (1901 - 1948) - Der Spion, der freiwillig nach Auschwitz ging
Der polnische Soldat Witold Pilecki liess sich im September 1940 absichtlich von den Nazis fassen, um vom KZ Auschwitz aus agieren zu können. Im Vernichtungslager angekommen, gründete Pilecki eine Untergrund-Bewegung. Dank Pilecki fandet mehrere erfolgreiche Ausbrüche aus Auschwitz statt. Den Gefangenen gelang die Flucht, indem sie mit SS-Uniformen getarnt mit einem Wagen einfach raus fuhren. Pilecki versuchte die Lage im KZ zu verbessern, indem er besonders grausame Offiziere liquidierte. Da die Offiziere nicht von den Insassen ermordet werden konnten, mussten sie eines natürlichen Todes sterben. Dies gelang ihm, indem er eine mit Typhus infizierte Läuse-Kolonie züchtete und diese auf die Offiziere übertrug.
Pileckis Hauptanliegen war es jedoch, die Alliierten über das Vernichtungslager aufzuklären. Es gelang ihm, mit gefundenen Schrottteilen ein funktionierendes Radio zu bauen, mit dem er über die Verbrechen im KZ berichtete. Er war einer der Ersten, die von den Gas-Kammern erzählten und nannte Auschwitz «einen anderen Planeten». Die Informationen gelangten zwar zu den Alliierten, sie glaubten dem Spion aber nicht und hielten die krassen Berichte für übertrieben.
Pilecki tüftelte sogar einen Plan aus, um das KZ von innen aus zu stürzen. Im späten 1942 hatte Pilecki über 1000 Mitglieder unter seiner Führung und war überzeugt, dass sie das KZ wenigstens für kurze Zeit übernehmen könnten. Um eine erfolgreiche Übernahme zu sichern, hoffte Pilecki auf Unterstützung der Alliierten und der polnischen Untergrund-Armee. Diese hielten das Vorhaben allerdings für ein Selbstmord-Kommando und ignorierten Pileckis Hilferufe. Nach 945 Tagen brach Pilecki aus dem KZ aus, schloss sich der Untergrund-Armee in Warschau an und kämpfte im Warschauer Aufstand mit. Nach dem Krieg wurde Pilecki wegen seinen anti-sowjetischen Ansichten von der kommunistischen Regierung in Polen zum Tode verurteilt. 1995 wurde ihm postum der «Orden der Wiedergeburt Polens» verliehen.
3. Virginia Hall (1906 - 1982) - Die hinkende Dame
Die gebürtige Amerikanerin meldete sich freiwillig bei der britischen Spezialeinheit (SOE) und agierte während des Zweiten Weltkriegs im besetzten Frankreich. Zu ihren Aufgaben gehörten die Koordination der Résistance, Guerilla-Anschläge, Sabotage und abgestürzten Piloten die Flucht ermöglichen. Neben ihren Spionage-Aktivitäten war Hall ausserdem als Kriegsreporterin für die New York Post tätig. Wegen einer Verletzung wurde ihr Unterschenkel amputiert und durch eine Prothese ersetzt, in der sie oft Dokumente versteckte. Dies verschaffte ihr bei den Nazis den Spitznamen «Die hinkende Dame». Die Gestapo versuchte Hall mehrfach erfolglos zu fassen.
4. Richard Sorge (1895 - 1944) - Der Spion, der den Zweiten Weltkrieg entschied
Als Hitler 1933 an die Macht kam, wurde Richard Sorge von Stalin nach Japan geschickt, um potenzielle Gefahren für die Sowjetunion aufzuspüren. In Japan sammelte Sorge schnell wichtige Informationen, wie zum Beispiel die Pläne für den Angriff auf Pearl Harbor und das genaue Datum für die Operation Barbarossa (den Nazi-Feldzug gegen die Sowjetunion). Stalin glaubte dem Spion allerdings nicht und so starben Millionen von Soldaten.
Als die Sowjetunion später einen japanischen Angriff aus dem Osten fürchtete, war es Sorges Aufgabe, Hinweise auf einen möglichen Feldzug zu finden. 1941 verfasste er den kriegsentscheidenden Funkspruch, dass es keine Pläne für einen japanischen Angriff auf die Sowjetunion gäbe. Das veranlasste Marschall Schukow die in Sibirien stationierten Truppen ins Landesinnere ziehen zu lassen und so den Vormarsch der Nazi-Truppen zu verhindern. Die Sowjetunion gewann die Schlacht um Moskau und drängte die deutschen Truppen zurück.
5. Frederick Joubert Duquesne (1877 - 1956) - Der Spion, der seine Schwester rächte
Frederick Joubert Duquesne kämpfte im zweiten Burenkrieg (1902) für Südafrika gegen die britischen Truppen. Als Südafrika gegen die weitaus überlegene britische Armee verlor, ging er nach England und schloss sich den britischen Truppen an. Dies machte er jedoch nicht aus Resignation, sondern um den Briten von innen aus zu schaden. Zu dieser Zeit war er noch kein offizieller Spion, sondern nur getrieben von seinem Hass auf die Briten. Als er zu Hause ankam und realisierte, dass die Briten seine Schwester umgebracht hatten und seine Mutter in ein Konzentrationslager steckten, plante Duquesne seine Rache.
Sein Plan war es, Kapstadt zu zerstören. Dort lebte Lord Kitchener, der für den Tod seiner Schwester verantwortlich war. Das Vorhaben flog auf und Duquesne wurde mitsamt seinen Männern festgenommen.
Nach dem Krieg ging Duquesne nach Schottland, spürte Lord Kitchener auf und sprang das Boot, auf dem er war, in die Luft. Um einen möglichen Verdacht von sich zu lenken, täuschte Duquesne seinen eigenen Tod vor. In der New York Times verfasste er seinen eigenen Nekrolog und behauptete, dass er von einer Horde Amazonen getötet worden sei, während er seinen Schatz beschützte.
Es folgten Jahre, in denen er immer wieder geschnappt wurde und immer wieder aus dem Gefängnis ausbrach, bis er sich im Zweiten Weltkrieg dann den Nazis anschloss. Er gründete in den USA den berüchtigten «Duquesne-Spionagering», der 33 Spione zählte. Der Spionagering wurde vom FBI gesprengt. J. Edgar Hoover, Leiter des FBI, beschrieb die Aushebung als den grössten Erfolg der Spionageabwehr in der Geschichte der Vereinigten Staaten.
6. Elisabeth Schragmüller (1887 - 1940) – «Madame Docteur»
Mit ihren ausgefeilten Geheimberichten stellte die Wissenschaftlerin Dr. Elisabeth Schragmüller ihre männliche Agentenkonkurrenz weit in den Schatten. Während des Ersten Weltkrieges leitete sie die deutsche Spionageabteilung. Schragmüller soll 1916 mit gefälschten Papieren zur belgischen Front gelangt sein, um dort die alliierte Zusammenarbeit zu erkunden. Als Bäuerin verkleidet gelang ihr anschliessend die Rückreise. Die Spionin zeichnete sich durch ihre präzisen Berichte über die belgischen Truppen aus.
In der damaligen Zeit war eine Frau in einer solchen Position so ungewohnt, dass zahlreiche Mythen um sie gesponnen wurden. Auf der Seite der Alliierten kursierten verschiedene Legenden um «Mademoiselle Docteure», wie Schragmüller genannt wurde, deren wahre Identität die Alliierten Geheimdienste allerdings nicht kannten. Als der Erste Weltkrieg 1918 beendet war, wurde die Spionin anonym zur Fahndung ausgeschrieben. Ihre Identifizierung gelang allerdings erst 1945, fünf Jahre nach ihrem Tod.
7. Sidney Reilly (1873 - 1925) - Die Vorlage für James Bond
Für viele Historiker ist Sidney Reilly der Super-Spion des 20. Jahrhunderts. Gemäss eigenen Angaben hat er für mehrere Länder auf vier verschiedenen Kontinenten spioniert. Er liebte Luxus, Abenteuer, Glücksspiel und Frauen. In mehr als 20 Einsatzjahren stahl Reilly mehrere Waffenpläne, verhinderte Angriffe und sammelte unzählige Informationen. Als er die Frau eines russischen Ministers verführte und dadurch Informationen zu Waffenlieferungen erhielt, bekam er den Spitznamen «Ass der Spione».
1918 bekam er den Auftrag, die Bolschewiki in Russland zu stürzen und ein Attentat auf Lenin durchzuführen. Das Attentat misslang und Reilly wurde zum Tode verurteilt.
Der Spion und Schriftsteller R. H. Bruce Lockhart, der Reilly bei vielen Missionen begleitete, war eng mit Ian Fleming, dem Erfinder von James Bond, befreundet. Die Berichte über Reilly und vor allem seine Gentlemen-Art, beeindruckten Fleming sehr und veranlassten ihn, die Figur des James Bond zu erschaffen.
8. Anna Chapman (*1982) – Agentin «00Sex»
Im Jahr 2010 hielt ein Spionage-Skandal die USA in Atem. Mitten drin: Die attraktive New Yorker Immobilien-Beraterin Anna Chapman. Die gebürtige Russin heiratete 2002 den britischen Staatsbürger Alex Chapman und lebte mit ihm in London. 2006 wurde die Ehe geschieden. Anna Chapman soll anschliessend über ihren Vater Geldtransaktionen in Millionenhöhe nach Simbabwe getätigt haben, um russische Agententätigkeiten zu finanzieren.
Später zog Chapman in die USA und soll von dort aus gemeinsam mit zehn Komplizen während Jahren geheime Informationen an Russland weitergegeben haben. Die Agentin mit den Übernamen «90-60-60» und «Agentin 00Sex» wurde 2010 gemeinsam mit ihren Komplizen verhaftet und kurz darauf gegen vier in Russland inhaftierte Agenten – darunter Sergej Skripal – ausgetauscht. Skripal hätte in Russland eine 13 jährige Haftstrafe absitzen müssen, weil er dem britischen Auslandnachrichtendienst dabei half, Dutzende russische Agenten zu entlarven.
Chapman arbeitet heute als TV-Moderatorin in Russland und führt einen Antiquitätenladen. Vor zwei Jahren gebar sie einen Sohn.
9. Günter Guillaume (1927- 1995) – Der Stasi-Spitzel
Der Stasi-Spitzel arbeitete als Offizier des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR und sorgte für den wohl grössten innenpolitischen Skandal Deutschlands während der 70-Jahre. Guillaume arbeitete sich bis zum persönlichen Referenten des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt hoch und erhielt so Zugang zu geheimen Akten und Gesprächsrunden des Bundeskanzlers. Brandt vertraute ihm so sehr, dass er ihn sogar mit in den Urlaub nahm. Guillaume war massgeblich am Fall und Rücktritt Brandts beteiligt. Im April 1974 flog der Spion schliesslich auf und wurde zu 13 Jahren Haft verurteilt. 1981 durfte er in die DDR ausreisen und hielt dort Vorträge für die Stasi.
10. Fritz Kolbe (1900 - 1971)
Er war der wichtigste Spion der Alliierten. Als Beamter im Auswärtigen Amt gab er unter Lebensgefahr dem US-Geheimdienst Informationen über Hitlers Pläne weiter. Seine Informationen hatten aber nicht die Wirkung, die sie hätten haben können, da die amerikanische Regierung lange befürchtete, er könne ein Doppelagent sein und Falschinformationen liefern. Sein amerikanischer Verbindungsmann Allen Dulles, der später der Chef der CIA wurde, lobte Kolbe im Nachhinein aber als einen der besten Spione, den ein Geheimdienst je hatte.