Er ist der Daniel Düsentrieb der Schweiz: In einem Zürcher Vorort erfindet Frank M. Rinderknecht (61) die Mobilität neu. Seine Fahrzeuge können schwimmen, tauchen und autonom fahren.
Vor 40 Jahren gründete er die Firma Rinspeed, die auf automobile Visionen spezialisiert ist. 2006 stellte er mit dem Prototyp «Splash» einen Weltrekord auf: Er überquerte darin den Ärmelkanal.
23 funktionierende Concept Cars hat Frank M. Rinderknecht schon gebaut. Sie weisen der Autoindustrie die Zukunft, haben aber selber keine: Seine Autos gehen nicht in Serie, die Umwandlung in ein verkäufliches Produkt wäre zu aufwendig. Der Visionär möchte zum Denken über neue Möglichkeiten anregen. Dass einige seiner Erfindungen heute als Selbstverständlichkeit in Autos eingebaut werden, hat ihm zwar keinen Reichtum, aber grosse Befriedigung verschafft. Auf einer Spritztour in meinem roten «Zukunftsmobil» zu seinem Museum in Zumikon sprechen wir über
... seine bekannteste Erfindung
«Die hältst du gerade in den Händen, nämlich ein ‹Multifunktionssteuerrad›. Ich habe es in den 80er-Jahren erfunden, weil ich es viel praktischer fand, das Radio und Telefon aus dem Lenkrad heraus zu bedienen. Es musste zuerst von den Behörden genehmigt werden, aber heute ist es praktisch in jedes Auto eingebaut.»
... über die Veränderung der Automobilindustrie
«Es drängen völlig neue Protagonisten aus der IT- und auch aus Lebensraum-Industrien in den Markt, die Mobilität neu definieren wollen. Die Autohersteller werden im Auftrag von Firmen wie Amazon, Uber, Zalando oder auch Alibaba sogenannte ‹White Labels› herstellen, das heisst, Autos mit der Marke des Auftraggebers.»
... über die Mobilität
«Mobilität muss möglichst einfach, sicher, komfortabel und effizient sein – aber auch einen Verbund der Mobilitätsträger bilden, Auto, Zug, die eigenen Beine oder das Fahrrad. Die Frage ist, was mich am besten und schnellsten von A nach B bringt. Wir müssen uns von diesem ‹Chäschtli-Denken› – da ist ÖV und da ist Individualverkehr – lösen!»
... über das eigene Auto
«Auf dem Land wird man noch länger ein eigenes Auto benötigen, aber in städtischen Gebieten will man in Zukunft keine eigenen Autos mehr besitzen. Das wird als teures ‹Hindernis› angeschaut werden und nicht mehr als Vorteil.»
... über das Geldverdienen
«Bei mir steht bei der Arbeit der Spass immer an erster Stelle. Wenn ich Spass habe, dann mache ich etwas gut und verdiene daran! Ich berate auch viele Firmen und erarbeite neue Lösungsansätze mit ihnen. So kann meine Firma Rinspeed ganz gut überleben.»
... über den Strassenverkehr in 20 Jahren
«In 20 Jahren fahren wir autonom! Irgendwann wird der Gesetzgeber dem Verkehrsrisiko Mensch verbieten, das Lenkrad in die Hand zu nehmen.»
Astrid von Stockar fährt das Plug-in-Hybrid-Modell Volvo XC90 T8 Twin-Engine.