Zukunftsfahrt mit Ex-Top-Banker Oswald Grübel
«Ich wollte Ingenieur werden, Motoren bauen»

«Mit 21 Jahren habe ich mir einen Fiat 128 Coupé gekauft. Leider ist er mit mir drin in der Kurve geradeaus gefahren.» Oswald Grübel über die Vergangenheit und die Zukunft der Mobilität.
Publiziert: 19.03.2017 um 00:15 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 04:05 Uhr
Astrid von Stockar

Gut gelaunt steigt der zweifache «Bankensanierer» Oswald Grübel (73) zu mir ins Auto. Anfang dieses Jahrtausends rettete er die Credit Suisse vor dem Abgrund, ein paar Jahre später schaffte er als CEO den Turnaround bei der anderen Schweizer Grossbank, der UBS. Noch heute sitzt er jeden Tag vor dem Bildschirm, die Finanzmärkte lassen seine Trader-Seele nicht los. Es geht dem Kriegswaisen aus der ehemaligen DDR längst nicht mehr ums Geldverdienen, davon hat er genug. Das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» schätzt sein Vermögen auf 125 Millionen Franken. Er könnte seinen beiden Leidenschaften Golf und schnellen, schönen Autos frönen. Seit seiner Zeit als junger Banker in London liebt er die Autos von James Bond. Er hat sich so ein Traumauto geleistet: einen Aston Martin Zagato, von dem es weltweit nur hundert Stück gibt. Auch einen Volvo fuhr Oswald Grübel mal, aber in einem Hybrid ist er noch nie gesessen, wie er mir beim Einsteigen als Erstes sagt. Ich fahre ihn in sein privates Büro an der Börsenstrasse hinter dem Zürcher Paradeplatz. Unterwegs unterhalten wir uns bei der Zukunftsfahrt

über ...

... Elektroautos

«Ich habe kein Elektroauto, weil ich glaube, dass sie noch nicht genügend ausgereift sind. Das wird schon kommen, nicht aus Klimaschutzgründen, sondern aus dem Verlangen, eine saubere Luft zu haben.»

... selbstfahrende Autos

«Ich bezweifle, dass die es je mit hohen Geschwindigkeiten auf die Autobahnen ausserhalb der Städte schaffen. Im Falle einer Stresssituation kann der Computer nicht entscheiden, welches Leben er sparen soll. Die Mutter mit Kinderwagen überfahren oder das Leben des Autofahrers opfern? Es entspricht nicht unserer Ethik, diese Entscheide zu programmieren!»

... das Auto als Statussymbol

«Das war mir nie wichtig. Ein Auto bedeutet für mich zu mehr als 50 Prozent Fortbewegung und der Rest ist, wie man es so angenehm und interessant wie möglich machen kann, dass Fahren auch Spass macht! Auch mein erster gelber Ferrari war kein Statussymbol. Er war nach der Öl­krise sehr billig und hat einfach Spass gemacht. Ich habe ihn ein paar Jahre später mit Gewinn verkauft!»

... seinen eigentlichen Berufswunsch

«Ich wollte nie Banker werden. Wer will als junger Mensch schon Banker werden. Ich wollte Ingenieur werden, Motoren bauen! Motoren haben mich immer fasziniert. Aber meine Erziehungsberechtigten haben mich überzeugt, die Bank sei besser für mich.»

... die Mobilität in zwanzig Jahren

«Die Städte werden nur noch Elektroautos reinlassen. In den Stadtzentren werden vor allem selbstfahrende Elektroautos mit höchstens 30 km/h unterwegs sein. Man muss überlegen, ob es nicht billiger wäre, die öffentlichen Verkehrsmittel mehr auszubauen und die Preise zu senken, anstatt in die Elektroautos zu investieren.»

Astrid von Stockar fährt das Plug-in-Hybrid-Modell Volvo XC90 T8 Twin-Engine. www.volvocars.ch

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