Volkswagen und Ford starten Allianz
Gemeinsam sind wir stark

Die Überraschung hält sich in Grenzen: Dass Ford und VW Kooperationsgespräche führten, war schon länger bekannt. Jetzt werden die ersten Inhalte der geplanten Allianz bekannt. Den Anfang machen Pick-ups und Transporter.
Publiziert: 16.01.2019 um 16:23 Uhr
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Ford-Boss James Hackett (r.) wird den US-Hersteller aus Dearborn im Leitungsgremium der neuen Allianz vertreten.
Foto: Werk
Stefan Grundhoff

Die Voraussetzungen könnten unterschiedlicher kaum sein. Der Volkswagen AG gehts trotz des immer noch nicht vollends abgeschlossenen Dieselskandals prächtig. Bei der Ford Motor Company siehts dagegen ganz anders aus. Die immer geringer werdende Nachfrage bei den jahrzehntelang so erfolgreichen Limousinen setzt den Amis insbesondere im Heimatland USA zu. Aber auch auf den meisten europäischen Märkten siehts trotz eines guten Produktportfolios nicht gerade rosig aus. Freilich hat auch VW so seine Probleme. Gerade in Amerika sind die Wolfsburger bei weitem nicht so erfolgreich, wie sie es gerne sein möchten – unter anderem auch, weil VW zu spät auf den SUV-Trend aufgesprungen ist.

Geforderte Branche

Weiter steht die Autobranche vor neuen Herausforderungen, denen sich alle Hersteller stellen müssen. So ist der chinesische Markt nicht nur eine Chance, sondern bietet auch Risiken, die es zu minimieren gilt. Gleichzeitig verschlingt die Entwicklung von Elektroautos Unsummen und ist gleichzeitig auch ein Risiko. Zu Beginn könnten die Hersteller gar einen Verlust in Kauf nehmen, um Elektroautos zu attraktiven Preisen verkaufen zu können.

Der Pick-up-Plan

Kein Wunder also, dass das Topmanagement von VW und Ford in den vergangenen Monaten die Köpfe zusammengesteckt hat und die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit thematisierte – mit Erfolg. Eine Kapitalverflechtung der beiden Konzerne aus Dearborn und Wolfsburg ist nicht geplant, und die Zusammenarbeit soll erst mal mit einem gemeinsamen Mittelklasse-Pick-up beginnen. Den brauchen beide Marken, und hier ist es vergleichsweise einfach, entsprechende Markenmodelle abzuleiten. Das zeigen schon die Kooperationen wie Mercedes X-Klasse, Nissan Navara und Renault Alaskan oder das Doppelpack aus Mitsubishi L200 und Fiat Fullback.

Mit der Kooperation gibt es auch grünes Licht für den von VW Nordamerika heiss ersehnten Pick-up Tanoak. Der seit Jahren auf dem Markt befindliche VW Amarok ist deutlich zu teuer für den preissensiblen US-Markt und wurde auch nicht für diesen entwickelt. Die neue Generation könnte zusammen mit dem Ford Ranger entstehen – einem der erfolgreichsten Pick-ups in Europa. Die gemeinsamen Pick-ups sollen ab 2022 auf die internationalen Märkte kommen.

Weitere Gemeinschaftsprojekte

Als nächsten Schritt sieht die Kooperation die gemeinsame Entwicklung von Transportern für den europäischen Markt vor. Hier wie auch bei den Pick-ups sehen VW und Ford in den nächsten fünf Jahren eine weltweit steigende Nachfrage und wollen mit der gemeinsamen Entwicklung Kosten sparen und ihre Produktionskapazitäten optimal auslasten – natürlich ohne die eigenen Markenidentität zu verlieren. Noch keine Einigung gabs beim gemeinsamen Bau oder zumindest der Entwicklung von Elektrofahrzeugen, autonomen Fahrzeugen und möglichen Mobilitätsdiensten.

Die Organisation

Gesteuert wird die Allianz über ein gemeinsames Leitungsgremium, das aus Führungskräften beider Unternehmen besteht und von den beiden CEOs James Hackett (Ford) und Herbert Diess (VW) geleitet wird. «Die Zusammenarbeit wird nicht nur zu einer signifikanten Steigerung der Effizienz führen und die Voraussetzungen beider Unternehmen zur Bewältigung der künftigen Herausforderungen verbessern. Sie wird es uns darüber hinaus ermöglichen, die neue Ära der Mobilität mit zu prägen», sagt Ford-Boss Hackett. Erste Einsparungen sollen sich für die Ford Motor Company und die Volkswagen AG ab 2023 in operativen Ergebnisverbesserungen bemerkbar machen.

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