Das Wasser des Rheins glitzert in der Mittagssonne. Die kleine Fähre «St. Alban» gleitet mithilfe der Strömung über das Wasser. Gepachtet wird dieses kleine Schmuckstück von Rosi Tiefenthal (50) und Hambbe Tschudi (62). Die beiden bilden das einzige und erste Pächterduo auf dem Rhein.
In der Schweiz gibt es eine Vielzahl interessanter Fähren, die mehr Aufmerksamkeit verdienen. Kürzlich erschien das Buch «Uferlos», das verschiedenste Fährleute porträtiert und so die Vielfalt der Fähren sowie deren Pächter aufzeigt.
Mit der Pacht der Fähre haben sich Tiefenthal und Tschudi – im Übrigen nur geschäftlich ein Duo – einen Traum erfüllt. «Wir haben den schönsten Blick auf das alte Basler Wahrzeichen, das Rathaus und auch auf das Neue – die Roche-Türme», so Tschudi. Die beiden mögen die entspannte Atmosphäre des Rheins, obwohl im Hochsommer Stress herrschte. Durch den tiefen Wasserstand hatte der Rhein wenig Zug, die Fähre war langsam. Inzwischen hat sich die Situation etwas entspannt. Dennoch war es besser als letztes Jahr, dort konnte wegen des Hochwassers die Fähre drei Wochen gar nicht fahren.
Die St.-Alban-Fähre ist eine Gierseilfähre, das heisst sie hängt an einem Drahtseil. Dieses ist mit einem Tragseil verbunden. Durch die Strömung wird das Schiff sanft über den Rhein gelenkt. Je nach Schräge kann das Tempo variieren.
Neben den regulären Fahrten kann das Schiff auch gemietet werden. Tiefenthal: «Zwischen Taufe und Bestattung machen wir alles, was Spass macht.»
Fährverbindung: Grossbasel–Kleinbasel
Betriebszeiten: Bis Ende Oktober von 07.30–19.00 Uhr, samstags & sonntags sowie an Feiertagen von 09.00–19.00 Uhr, ab November von 12.00–16.00 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen von 11.00–17.00 Uhr (bei schlechtem Wetter im Winter kein Betrieb)
Preise: Pro Überfahrt für Erwachsene 2 Fr., für Kinder, Hunde oder Velos 1 Fr.
Musik auf der Fähre
An sieben Tagen pro Monat ist die Bodenackerfähre der Arbeitsplatz von Musiker Mich Gerber (64). Den Dienst teilt er sich, über den Monat verteilt, mit vier anderen Fährleuten. Die Gierseilfähre verbindet auf der Aare Muri bei Bern und Kehrsatz BE.
Wie er im Buch «Uferlos», geschrieben von der Autorin Daniela Schwegler (52), verrät, gibt ihm das Fährenfahren eine Konstanz im Leben. Bereits als Kind steuerte er auf dem Neuenburgersee sein erstes Boot, die Jolle seiner Eltern.
Für den Musiker ist das Geräusch der Aare Musik, weshalb er auf der Fähre jederzeit von schönen Klängen umgeben ist. Manchmal macht er die Musik auch selbst, denn ab und zu gibt Gerber Konzerte auf der Fähre. Am schönsten sei die Stimmung auf der Fähre in der blauen Stunde abends. Dann wird die Fähre mit Lampions geschmückt, und in der Dämmerung spielt Gerber auf der Aare auf.
Fährverbindung: Muri bei Bern–Kehrsatz
Betriebszeiten: Sommerzeit 10.00–18.30 Uhr (Mai bis August 10.00–20.30 Uhr), Winterzeit 10.00–17.00 Uhr täglich
Preise: Erwachsene 2 Fr., Kinder 1 Fr.
Fahrt auf dem längsten Stausee
Jean-Pierre Grandjean (65), pensionierter Polizist, kam durch Zufall zum Fährenfahren. Früher besass er ein Boot auf dem Murtensee, doch da dieses zu teuer wurde, verkaufte er es. Dann, kurz nach seiner Pensionierung, wurde ein Platz im Vorstand der Association Île d'Ogoz frei. Diese führen die Wassertaxis auf dem Greyezersee, dem längsten Stausee der Schweiz. Von 1944 bis 1948 wurde die Staumauer des Sees gebaut.
Auf dem Greyezersee verbinden die drei Schiffe «Sarcelle», «La Sterne» und «L’Ondine» Le Bry mit der Insel d’Ogoz, wobei diese im Frühling zu einer Halbinsel wird und zu Fuss erreichbar ist. Sobald der Wasserspiegel wieder steigt, kommen die Wassertaxis zum Einsatz.
Grandjean kümmert sich neben dem Fährenfahren auch um die Buchungen. Er habe die Rolle als Joker inne, wie er im Buch verrät.
Fährverbindung: Le Bry–Île d’Ogoz
Betriebszeiten: Mai bis Oktober: Sonntags um 14.00 Uhr und 15.30 Uhr sowie auf Anfrage
Preise: Erwachsene 22 Fr., Kinder von 6 bis 12 Jahren am Sonntag 11 Fr.
Von der Backstube auf die Fähre
Die malerische Landschaft des Walensees ist das Arbeitsgebiet von Sarina Scherrer. Die jüngste Kapitänin der Walenseeschifffahrt steuert zwischen Murg, Au und Quinten die «MS Alvier». Die Strecke gehört eigentlich zur Linienschifffahrt, wenn in Au aber keine Fahrgäste warten, verkehrt die «MS Alvier» nur zwischen Quinten und Murg. Dann wird aus dem Linienschiff eine Fähre.
Ursprünglich lernte die 28-jährige Scherrer Bäckerin. Als ihr Vater erzählte, dass Matrosinnen ihren Dienst auf dem Walensee quittierten, kam ihr die Idee auf dem Schiff jeweils auszuhelfen. Kurz darauf entschied sich Scherrer, die Matrosen-Ausbildung zu starten. Danach hängte sie noch die Ausbildung zur Schiffsführerin an.
Auf dem See muss Scherrer auf Fischer und andere kleinere Boote aufpassen. «Obwohl Kursschiffe Vortritt hätten», sagt die Kapitänin. Doch neben der Kollisionsgefahr können auch die Netze der Schleppfischer eine Gefahr für die grossen Schiffe darstellen. Die Netze könnten sich verheddern.
Auch das Wetter kann zu einer Gefahr werden. Stürme oder Nebel sind eine Herausforderung des Alltags der Schiffsführerin. «Wenn es allzu heftig tobt, wartest du halt im Hafen, bis sich der Sturm gelegt hat.»
Fährverbindung: Murg–Au–Quinten
Betriebszeiten: Karfreitag bis Mitte/Ende Oktober
Kosten: Tageskarte Erwachsene 35 Fr., Tageskarte Kinder (6 bis 16 Jahre) 17.50 Fr.
Das Ruderparadies der Zentralschweiz
Der Rotsee ist dank der idealen Trainingsbedingungen ein Paradies für Ruderer. Aber auch für Naturliebhaber bietet der lange See bei Luzern so einiges, denn das Gebiet steht unter Naturschutz. An diesem idyllischen Ort betreiben Bernadette Burger (64) und Otmar Baumann (68) die Rotseefähre.
Die Fähre verkehrt zwischen dem Boots- und dem Fährhaus und das durch den Elektromotor fast lautlos. Betrieben wird der Motor durch Solarpanels auf dem Dach des Bootshauses.
Burger und Baumann teilen sich die Arbeit auf, jede Woche tauschen sie die Aufgaben. Fährenfahren, das Telefon abnehmen oder die Fischerpatente verkaufen. Die beiden suchten eine sinnvolle Beschäftigung für die Pensionierung. Otmar Baumann arbeitete als Architekt, sein Traumberuf, doch dann hatte er ein Burn-out. Während dieser Zeit lernte er Bernadette Burger kennen, die damals Leiterin des Bourbaki-Panoramas in Luzern war. Im Museum half der ehemalige Architekt aus. Das Arbeiten auf der Rotseefähre sei entspannter als die Arbeit als Architekt, wenn auch finanziell weniger lohnenswert.
Fährverbindung: Bootshaus–Fährhaus
Betriebszeiten: 1. April bis 31. Oktober: 09.00–11.45 Uhr und 13.15–17.00 Uhr, samstags, sonntags und an Feiertagen keine Mittagspause, im November verkehrt die Fähre samstags und sonntags von 10.00–16.00 Uhr
Kosten: Einzelfahrt Erwachsene 3 Fr., Kinder bis 16 Jahre 1 Fr.