Manuelle Getriebe vor dem Aussterben
Tschüss Handschaltung

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis manuelle Schaltgetriebe Geschichte sind: Der Anteil Autos mit Automatikgetrieben nimmt laufend zu, und die künftige Elektro-Autogeneration braucht ohnehin gar keine echten Schaltgetriebe mehr.
Publiziert: 23.02.2020 um 06:45 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2021 um 15:20 Uhr
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In der Schweiz sinkt der Anteil von Autos mit Handschaltung signifikant.
Foto: GREGORY LENORMAND / DPPI
Raoul Schwinnen und Stefan Grundhoff

In der Schweiz steigt der Anteil von Autos mit Automatikgetrieben markant. Waren es vor 30 Jahren noch keine 20 Prozent und im Jahr 2000 dann 26 Prozent, liegt der Anteil heute bereits bei fast 80 Prozent! Tendenz weiter steigend. Gründe für den Siegeszug der Automatik in jüngster Zeit gibts mehrere. Die wichtigsten zwei sind, dass automatisierte Getriebe heute entgegen ihrem früheren Ruf weder träge sind noch den Verbrauch in die Höhe treiben.

Im Gegenteil: Heute verbrauchen viele Autos mit automatisiertem Getriebe weniger als ein identisch motorisierter Handschalter. Auch die Schaltzeiten der Automaten sind inzwischen derart schnell, dass man schon ein sehr versierter Rennfahrer sein muss, um manuell flotter und ebenso präzise zu schalten. So gibt heute selbst Rallye-Legende Walter Röhrl (72) zu: «Ich lasse lieber schalten.»

Einst drei, jetzt zehn Stufen

Kamen die ersten Getriebeautomaten in den 1940er-Jahren vornehmlich in US-Autos zum Einsatz, verfügten diese lange über lediglich drei Fahrstufen. Im Laufe der Zeit und mit den Anforderungen von Herstellern und Kunden stieg die Anzahl der Gänge. Heute sind bei Automatikgetrieben sechs oder sieben Stufen üblich. Es gibt aber mittlerweile sogar Zehn-Stufen-Automaten, die bestens und zuverlässig funktionieren und sich grosser Beliebtheit erfreuen. Mindestens bei uns in Europa, aber auch in Amerika und Asien.

Stufenlos ist hier unbeliebt

Etwas anders siehts bei den stufenlosen CVT-Automaten aus, die oft in Hybridmodellen von japanischen oder südkoreanischen Herstellern wie Toyota, Honda, Subaru oder Kia verbaut werden. Diese CVTs sind zwar extrem auf günstigen Verbrauch getrimmt, rauben den Motoren aber ihr Temperament und verleiten den Motor oft zu nervigem Aufheulen beim Beschleunigen. Stört dies in Amerika oder Japan offenbar kaum jemanden, werden diese CVTs in Europa besonders von ambitionierteren Fahrern nicht sehr geliebt.

Automaten sind vernetzt

Über die stark zunehmende Beliebtheit der Automatikgetriebe – bei uns wie erwähnt knapp 80 Prozent, in Japan und Amerika gar 90 bzw. 95 Prozent und auch in China inzwischen 50 Prozent – freuen sich nicht nur die Automarken, welche diese Varianten rund 1600 bis 2500 Franken teurer verkaufen. Sondern auch die wenigen Automatikgetriebe-Zulieferer. Denn nur wenige Autohersteller entwickeln und fertigen Automaten selbst. So sind Hersteller wie ZF, Getrag (gehört heute Magna), Aisin, Jatco oder Borg Warner in den letzten Jahren durch vernetzte Automatikgetriebe zu wahren Hightechfirmen mutiert, da ihre Getriebe intelligent mit Verbrennungs- sowie Elektromotoren und Achsen verquickt sind und sowohl Navigationsdaten als auch Werte der Motorelektronik und der Fahrprogramme berücksichtigen und nutzen. Durch ein automatisiertes Getriebe lässt sich der Fahrer am Steuer indirekt zum korrekten Fahren bzw. Schalten erziehen – und merkts dabei oft nicht mal …

Totengräber E-Mobilität

Auf dem Weg zum autonomen Fahren hat die Handschaltung über kurz oder lang sowieso ausgedient. Moderne Fahrerassistenz-Systeme, dank denen das Auto die Spur und den Abstand hält und sich teilautonom im Rushhour-Stop-and-Go bewegt, funktionieren mit einer Handschaltung nicht. Dazu kommt der Komfortanspruch, dass man im ständig dichter werdenden Berufsverkehr nicht dauernd die Kupplung treten will. Und zu guter Letzt ist die Elektrifizierung der Fahrzeuge ein Totengräber der manuellen Schaltung, weil Elektrofahrzeuge oft gar nicht mehr über ein echtes Getriebe verfügen.

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