Kürzlich beantwortete BLICK die Leserfrage, ob man eine alte Starterbatterie auch durch eine moderne, leistungsfähigere, aber teurere AGM-Batterie ersetzen kann. Man kann. Darauf meldete sich ein weiterer Leser und wetterte, dass verschiedene Autobauer eine neue Abzock-Methode «kreiert» hätten. So müsse man bei einigen modernen Fahrzeugen eine neue Starterbatterie im Bordrechner anmelden. Was zur Folge hat, dass der Wechsel nicht mehr selbst erfolgen kann, sondern vom Garagisten erledigt werden muss. «Und der verkauft die Batterie zu einem überrissenen Preis und verrechnet fürs Anmelden im Bordcomputer nochmals Geld», ärgert sich der BLICK-Leser.
Spannung weg, Daten weg
Stimmt das? BLICK recherchiert – und sticht in ein Wespennest. Denn die Batterie-Thematik wird auch unter Garagisten heiss diskutiert. Fakt ist: Starterbatterien moderner Autos mit Stopp-/Start-Automatik werden heute viel stärker belastet als Batterien älterer Fahrzeuge. Grund: Durch die zunehmende Digitalisierung bietet die Starterbatterie nicht nur den Strom fürs Starten des Motors, sondern speist auch das ganze Bordnetz. Renault-Garagist Marc Schenk aus Nürensdorf ZH erklärt: «Durch eine plötzlich auftretende Unterspannung – beispielsweise durch einen Batteriedefekt oder das Nichtbeachten der Herstellerangaben beim Batteriewechsel – können in den Fahrzeug-Steuergeräten gespeicherte Daten verloren gehen und so die Funktion des Bordnetzes einschränken.»
Systeme neu laden
Gehen Daten auf diese Weise verloren, muss der Garagist via Diagnosegerät erst herausfinden, welche Systeme nicht mehr funktionieren und dann die Steuergerätedaten analog zu einem Heimcomputer wieder neu einspielen. Arbeiten, die dem Kunden unter Umständen verrechnet werden müssen. Um bei normalen Servicearbeiten an modernen Fahrzeugen keine Unterspannung zu riskieren, leiten Profis wie Schenk deshalb via Booster und Adapterkabel am Stecker des Auto-Diagnosesystems Fremdspannung aufs Bordnetz.
Panne kann Daten löschen
Bei winterlichen Temperaturen kann das Problem jeden treffen: Setzt die Batterie wegen der Kälte und fortgeschrittenen Alters aus, bleibt oft keine andere Lösung als ein sofortiger Wechsel – etwa durch einen TCS-Patrouilleur. Aber auch dann können gespeicherte Daten verloren gehen. Garagist Schenk rät deshalb: «Die Batterie regelmässig prüfen und nötigenfalls ersetzen. So können später unangenehme Aufwendungen und Folgekosten vermieden werden.»
Kürzere Lebensdauer
Und noch etwas ärgert nicht nur Kunden, sondern auch viele Garagisten: Oft haben die mehr Spannung liefernden und bis 400 Franken kostenden AGM-Batterien eine kürzere Lebensdauer als die vielfach nur halb so teuren konventionellen Starterbatterien älterer Fahrzeuge.