Das europäische Schnellstrassennetz kostet – und zwar richtig! Nicht nur der Bau, vor allem Wartung und Unterhalt der hochbelasteten Autobahnen sind aufwändig und teuer. In der Schweiz ist für die Nationalstrassen alleine der Bund verantwortlich und treibt die nötigen Mittel unter anderem über eine Autobahnvignette ein: Einmal im Jahr 40 Franken hinblättern, die Vignette an die Frontscheibe kleben – und schon dürfen wir durchfahren.
Das kostet die Vignette in Europa
Land | Tage gültig | Preis bis 3.5 t | Strafe |
Slowenien | 7 | 17.10 Fr. | 913 Fr. |
Tschechien | 10 | 14.80 Fr. | 211.20 Fr. |
Ungarn | 10 | 12.90 Fr. | 57.10 Fr. |
Slowakei | 10 | 11.40 Fr. | 416.60 Fr. |
Österreich | 10 | 10.30 Fr. | 137.00 Fr. |
Bulgarien | 7 | 9.10 Fr. | ab 57 Fr. |
Moldau | 7 | 4,60 Fr. | k.A. |
Rumänien | 7 | 3.40 Fr. | 91.30 bis 137.00 Fr. |
Quelle: ADAC und Webseiten der Länder
Das kosten 100 Kilometer Autobahn mit Zahlstellen
Land | Preis maximal | Preis minimal |
Polen | 31.70 Fr. | 3.50 Fr. |
Griechenland | 16.00 Fr. | 9.40 Fr. |
Spanien | 13.10 Fr. | 10.20 Fr. |
Italien | 11.10 Fr. | 11.10 Fr. |
Frankreich | 10.90 Fr. | 10.90 Fr. |
Irland | 9.70 Fr. | 7.90 Fr. |
Kroatien | 8.70 Fr. | 5.80 Fr. |
Portugal | 7.00 Fr. | 1.80 Fr. |
Weissrussland | 4.60 Fr. | 4.60 Fr. |
Mazedonien | 4.10 Fr. | 3.40 Fr. |
Serbien | 3.50 Fr. | 3.50 Fr. |
Bosnien und Herzegowina | 3.30 Fr. | 3.30 Fr. |
Grossbritannien | 2.10 Fr. | 1.30 Fr. |
Türkei | 0.70 Fr. | 0.30 Fr. |
Preis abhängig von Emissionsklasse oder Tageszeit. Quelle: ADAC und Webseiten der Länder
Doppelt bezahlen
Ausländische Autobahnnetze werden oft sowohl in Mischformen vom Staat wie auch Privatunternehmen betrieben. Staatliche wie private Betreiber können Gebühren erheben. Meist stellt der Staat die Autobahnen zur Verfügung und finanziert sie über Steuern und Abgaben: Benelux-Länder (Belgien, Luxemburg, Niederlande), Baltikum (Estland, Lettland, Litauen), Skandinavien (Dänemark, Island, Norwegen, Schweden), aber auch Albanien, Malta und Montenegro sowie – noch – Deutschland setzen darauf. Unser nördlicher Nachbar plant eine Personenwagen-Maut; der Termin ist offen. Zwischen Hamburg und Bremen wird die A1 privat verwaltet, aber der Betreiber steht kurz vor dem Konkurs.
Das französische System
In Österreich betreibt die Staatsgesellschaft ASFINAG die Autobahnen; ihre Nutzung ist nur mit Vignette erlaubt. In Frankreich gehören die Autobahnen dem Staat, werden aber von privaten Konzessionären für je 25 Jahre betrieben. Diese kassieren an Mautstationen ab. Grösste Player sind der Baukonzern Vinci, das australisch-französische Konsortium Eiffage-Macquerie und die spanische Abertis – der EU-Binnenmarkt machts möglich.
Umsturz in Spanien
Auch in Spanien ist Abertis mit rund 60 Prozent der Mautstrassen grösster Betreiber. Dort werden Schnellstrassen und besser ausgebaute Autopistas unterschieden – letztere sind mautpflichtig. Pikant: Das italienische Unternehmen Atlantia, Betreiber auch des jetzt eingestürzten Brückenabschnitts in Genua, hat sich gerade mit dem deutschen Hochtief-Baukonzern und der spanischen ACS – kontrolliert von Real-Madrid-Besitzer Florentiono Perez – auf die Übernahme von Abertis verständigt. Atlantia betreut über die Hälfte des italienischen Autobahnnetzes, aber auch die Flughäfen Fiumicino und Ciampino in Rom.
Die Preise variieren stark
Und wieviel zahlt man in Europa für die Autobahnnutzung? Ganz unterschiedlich: Neun Länder setzen wie die Schweiz auf Vignetten (siehe Box); teils gibts Vignetten für einen Tag, eine Woche, zehn Tage oder einen Monat. In Rumänien fahren Autofahrer mit rund drei Franken pro Woche am günstigsten. Auch Moldau ist mit knapp fünf Franken für eine Woche preiswert. Besonders teuer ist die Vignette in Slowenien mit 17 Franken für eine Woche oder in Tschechien mit fast 15 Franken für zehn Tage. Weiter kennen Bulgarien, die Slowakei, Ungarn und Österreich die Vignette. Die restlichen Bezahl-Länder setzen auf Zahlstellen (siehe Box). Die Türkei ist mit 70 Rappen sowie Grossbritannien mit gut zwei Franken pro hundert Kilometer am günstigsten. Wucherpreise verlangt dafür Polen mit 32 Franken: Im zweitteuersten Griechenland ists mit 16 Franken schon nur halb so teuer.