Roboterbus fährt nach Unfall wieder
Wie gefährlich ist der autonome Crash-Bus?

Vor zwei Wochen verletzte ein selbstfahrender Bus in Neuhausen SH eine 72-jährige E-Bike-Fahrerin. Jetzt fährt er nicht nur wieder, sondern sogar weiter. Wie sicher ist die Technik?
Publiziert: 13.06.2019 um 18:13 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2020 um 04:49 Uhr
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In Neuhausen SH verkehrt seit letztem Jahr ein selbstfahrender Bus (l.) als offizielle Linie des städtische Busnetzes.
Foto: zvg
Martin A. Bartholdi

Roboterautos werden nicht nur in Kalifornien (USA) und nicht nur von Apple oder Google, Mercedes oder Tesla getestet. Sondern auch in der Schweiz – auf öffentlichen Strassen. Die Verkehrsbetriebe Schaffhausen (VBSH) etwa testen in Neuhausen SH einen selbstfahrenden Bus im Linienbetrieb. Seit März 2018 beförderte er als Linie 12 rund 30'000 Passagiere. Wegen viel Verkehr, anderen Autos, Rechtsvortritten, Fussgängern und Velofahrern fährt eine Aufsichtsperson mit, um notfalls einzugreifen. Trotzdem prallte der autonome Bus am 2. Juni mit einem E-Bike zusammen. Dessen 72-jährige Fahrerin stürzte: Spital! Der Testbetrieb wurde vorübergehend eingestellt.

Technik nicht schuld am Unfall

Ein Beispiel für die Gefahren autonomer Autos? Mitnichten, die VBSH geben heute Entwarnung. Geschäftsführer Bruno Schwager: «Technik und Sensoren funktionierten und führten nicht zum Unfall!» Mehr ins Detail geht Peter Schneck, CEO Trapeze Switzerland (betreibt ÖV-Leitsysteme in weltweit über 200 Städten): «Es gab zwei Velos links neben dem Bus, und das E-Bike kam von rechts», erläutert Schneck: «Der Bus hat selbständig gehalten. Danach hat die Aufsichtsperson die Software übersteuert.» Hat der Mensch also das E-Bike übersehen oder die Bikerin den Bus? Das klärt die Polizei noch ab. Aber: Es war menschliches Versagen. Das bestätigt, was Experten stets beteuern: Autonom ist es sicherer.

Bewährungsprobe für Technik

Das Vertrauen in die Technik ist nicht nur in Neuhausen gross: Nicht nur hat der autonome Bus am Donnerstag den Betrieb wieder aufgenommen – das Bundesamt für Strassen (Astra) bewilligt jetzt eine längere Strecke bis an den Rheinfall hinab. Damit steigt die Herausforderung für die Technik, da der Bus durch die Touristenmassen an eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Schweiz fährt. Beruhigend: Weil das Unfallfahrzeug die 15 Prozent Steigung vom Rheinfall ins Ortszentrum nicht packt, ist jetzt ein Bus mit moderneren Sensoren und stärkerem Antrieb im Einsatz. Nicht wegen des Crashs, aber als normale Weiterentwicklung. Schwager beruhigt: «Das Astra ist viel strenger als die Polizei und hätte die Bewilligung nicht erteilt, wenn nach dem Unfall Zweifel an der Sicherheit bestünden.»

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