Michelin sagt dem Plattfuss den Kampf an. An der Mobilitätskonferenz Movin'On im kanadischen Montreal hat der französische Reifenhersteller mit dem Uptis den Prototypen eines luftlosen Pneus vorgestellt.
200 Millionen Pneus pro Jahr
«Jedes Jahr müssen 200 Millionen Reifen weltweit ersetzt werden», sagt Entwicklungschef Eric Vinesse. Viele davon, weil sie wegen aufgerissenen Flanken oder Laufflächen die Luft nicht mehr halten. In Europa halten Pneus zwischen vier und fünf Jahre - in China müssen sie wegen den üblen Strassen alle sechs Monate getauscht werden, sagt Vinesse.
Erster Schritt zum Reifen der Zukunft
Ein Riesenproblem, sowohl wirtschaftlich wie auch ökologisch. Denn die Altreifen müssen entsorgt werden - und werden zu einem Grossteil z. B. in der Zementindustrie verbrannt. «Der Uptis ist bei gleicher Leistungsfähigkeit deutlich langlebiger als normale Pneus», sagt Vinesse. Er markiert für Michelin einen ersten Schritt zum 2017 präsentierten Vision Concept als Reifen von morgen - ebenfalls luftlos, mit dem Internet verbunden, produziert per 3D-Druck auf nachhaltige Weise.
Lamellen statt Luft
Felge und Reifen sind beim Uptis nicht mehr getrennt: Ein Alu-Radstern ist fest von unzähligen flexiblen Lamellen umgeben. Sie bestehen aus Gummi und in Resinharz gebetteten Glasfasern und tragen die Lauffläche. «Nur sie nutzt im Reifenleben künftig ab, aber kann leicht ersetzt werden», sagt Vinesse.
Robuster als normale Reifen
Das spart Ressourcen, Kosten und nimmt die Angst vor Reifenplatzern oder am Bordstein aufgeschlitzten Pneus. Schlaglöcher federn die Lamellen so geschmeidig ab wie ein normaler Pneu; scharfer Schotter und Kanten sollen ihnen nichts anhaben können. Wenn der Reifendurchmesser auf das Gewicht des jeweiligen Autos abgestimmt ist.
Serienreife ab 2024
Ab 2024 soll der Serien-Uptis für PW und SUV verfügbar sein. Bis dahin testet Michelin die Reifen auf Modellen von General Motors, wird sie aber später für alle Marken verfügbar machen. «Noch gehts um den Feinschliff bei der Fahrdynamik. Und wir müssen die Produktionsanlagen konzipieren und einrichten», sagt Vinesse.