Mit jährlich fast 155 Millionen Passagieren ist der Zürcher HB nicht nur der mit Abstand grösste Bahnhof der Schweiz. Auch international zählt der HB damit zu den Knotenpunkten mit dem höchsten Passagieraufkommen – nur der Gare du Nord in Paris (292 Mio. Passagiere) und Frankfurt am Main (180 Mio.) wurden letztes Jahr von Reisenden noch stärker frequentiert.
Und die Passagiere dürften sich in Zürich wohlfühlen: Zumindest legt das jetzt ein Ranking der internationalen Verbraucherschutzorganisation Consumer Choice Center nahe: Der HB landet dabei unter 50 Konkurrenten auf dem ersten Platz der passagierfreundlichsten Bahnhöfe Europas. «Auch wenn Zürich nicht die höchste Anzahl internationaler und nationaler Destinationen aufweist, bietet der Bahnhof den Reisenden eine grosse Auswahl an Shops, Restaurants und Take-aways an», so das Urteil der Verfasserinnen des European Railway Station Indizes.
Fünf deutsche Bahnhöfe in Top 10
Neben der Anzahl einheimischer und international angefahrener Ziele und dem Angebot an Gastronomie und Shops flossen auch Kriterien wie Rollstuhlgängigkeit, die Anbindung ans lokale Verkehrsnetz oder das Angebot an kostenfreiem Wifi in die Bewertung mit ein. Hinter Zürich teilen sich gleich fünf Bahnhöfe den zweiten Platz: Frankfurt am Main, München und Berlin in Deutschland, Milano Centrale in Italien und Amsterdam Centraal in Holland. Die Top Ten vervollständigen der Gare de Lyon in Paris, der Roma Termini in Rom und mit Hannover und Düsseldorf wiederum zwei deutsche Bahnhöfe.
Wichtig für Flüchtende
Eine gute Infrastruktur an den Bahnhöfen sei in der aktuellen Zeit besonders wichtig. «Die russische Aggression gegen die Ukraine hat eine der grössten Flüchtlingskrisen der letzten Zeit ausgelöst», schreiben die Autorinnen. Wegen des Kriegs seien die europäischen Bahnhöfe mit einem beispiellosen Zustrom an Fahrgästen konfrontiert. So seien die Verfügbarkeit von Shops, Restaurants und kostenlosem Wlan zwar auch in friedvollen Zeiten wichtig für die Passagiere. «In Kriegszeiten können sie für die vielen Flüchtenden aber sogar lebensrettend sein» (Hier gibts aktuelle Nachrichten zum Krieg in der Ukraine).
Bern nur Mittelmass
Bern mit seinen jährlich rund 67 Millionen Passagieren ist als einziger Schweizer Bahnhof neben Zürich in der Rangliste aufgeführt. Der Hauptstadt-Bahnhof landet allerdings erst auf dem 26. Platz. Gründe dafür sind das Fehlen internationaler Destinationen und ein eher kleines Angebot an Restaurants und Take-aways. Am schlechtesten von allen 50 untersuchten Bahnhöfen ist Haussmann–Saint-Lazare in Paris bewertet.
Das Consumer Choice Center mit Sitz in Washington DC hat den Index zum dritten Mal erstellt. Für ihre Bewertung zogen die Prüfer unter anderem Daten von den Webseiten der Bahnhöfe und Online-Statistiken heran. Wegen Russlands Angriffskriegs gegen die Ukraine wurden alle russischen Bahnhöfe aus dem Index entfernt und gegen einige andere europäische Stationen ersetzt, teilen die Verfasserinnen mit. Letztes Jahr hatten mit Kazansky und Kursky noch zwei Moskauer Bahnhöfe die Top Ten erreicht – die Platzierungen wurden den Bahnhöfen aber nun nachträglich aberkannt, heisst es weiter.