Zulassungsstopps für Schummeldiesel
Warum ist das Astra so spät dran?

Die Diesel-Manipulationen deutscher Autobauer sind längst bekannt. Doch warum spricht das Bundesamt für Strassen Astra manche Zulassungsstopps erst jetzt aus?
Publiziert: 18.08.2018 um 09:40 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 12:29 Uhr
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Hunderttausende manipulierte Dieselautos weltweit mussten bereits zum Software-Update antraben.
Foto: Werk
Andreas Engel

Es liest sich wie ein neuer Skandal im Abgas-Bschiss: Zweimal innerhalb einer Woche hat das Bundesamt für Strassen (Astra) Zulassungsstopps für Fahrzeuge mit manipulierten Dieselmotoren verkündet (BLICK berichtete). Zunächst für die Oberklasse-Fahrzeuge A6 und A7 von Audi, dann für den Kleintransporter Vito von Mercedes und die SUVs Macan und Cayenne von Porsche. In diesen Modellen wurden erwiesenermassen unzulässige Abschaltvorrichtungen für die Abgasnachbehandlung eingebaut. Der Zulassungsstopp richtet sich an alle Fahrzeuge, die in der Schweiz noch nie in Verkehr gesetzt wurden. Autos, die bereits über eine Schweizer Zulassung verfügen, sind nicht tangiert – die Halter der Autos werden aber bald zum Software-Update aufgeboten.

In Deutschland schon lange gestoppt

BLICK-Recherchen zeigen nun: Das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) ordnete bereits im Mai (Porsche/Mercedes) bzw. Anfang Juni (Audi) verpflichtende Rückrufe in Deutschland an, um neue, zulässige Software einzuspielen. Einen Zulassungsstopp für Porsches Diesel-Cayenne verhängte das deutsche Verkehrsministerium sogar schon im Juli 2017. Für die Schweiz hat das Astra aber erst jetzt einen Zulassungsstopp ausgesprochen!

Wieso das Astra so lange braucht

«Wir brauchen von der zuständigen ausländischen Behörde, in diesen Fällen vom KBA, eine offizielle, nachvollziehbare Erklärung in Form eines umfangreichen Schriftstücks als rechtsgültige Grundlage», erklärt Astra-Sprecher Thomas Rohrbach: «Medienmitteilungen oder Presseberichte über Rückrufe reichen zur Begründung einer Weisung nicht aus – sie hätte im Falle eines Rekurses vor keinem Schweizer Gericht Bestand.» Aber: Selbst die Hersteller der Schummeldiesel reagierten schneller: Porsche etwa produziert die SUVs mit V6- und V8-Dieselmotoren seit Monaten nicht mehr; Audi und Mercedes haben die Auslieferungen und den Verkauf der Modelle gestoppt. Rohrbach dazu: «So ein Verkaufsstopp darf für uns aber kein Vorwand sein, nichts zu tun.»

Bei aller berechtigten Empörung über den Abgasskandal findet BLICK: Wenn KBA und Astra die Kunden vor weiteren illegal manipulierten Autos wirklich schützen wollen, müssen sie in Zukunft schneller reagieren. In diesen Fällen ist für die Verzögerungen wohl das KBA in Flensburg verantwortlich.

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