ZF erfindet Paketdienst der Zukunft
Liefere statt lafere

Mit einem selbstfahrenden Lieferwagen und virtueller Realität will der Technologiekonzern ZF die Paketzustellung vereinfachen und die Strassen entlasten.
Publiziert: 03.07.2018 um 07:09 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2018 um 15:53 Uhr
Martin A. Bartholdi

Kleider von Zalando, Elektronik-Gadgets von Galaxus oder Nahrungsmittel von LeShop: Fast alles lässt sich heute im Internet bestellen und nach Hause liefern. Allein die Schweizer Post hat im letzten Jahr rund 430'000 Pakete zugestellt – pro Tag! Dazu kommen Lieferungen von privaten Diensten wie DHL, DPD, UPS und Co. Aber: Rund die Hälfte aller Pakete können nicht im ersten Versuch zugestellt werden. Das bedeutet mehr Arbeit für Paketboten und zusätzlichen Verkehr im Quartier, weil ein zweiter oder gar dritter Versuch nötig ist.

Der Lieferwagen ist mit sechs Laser- und sechs Radar-Sensoren sowie neun Kameras versehen und erfasst so seine Umgebung. Und in der ZF-Cloud werden die Daten mit Künstlicher Intelligenz interpretiert.
Foto: Werk

Hilfe aus der ZF-Cloud

Der deutsche Technologiekonzern ZF aus Friedrichshafen, landläufig als Getriebe-Spezialist bekannt, entwickelt deshalb einen selbstfahrenden und vernetzten Elektro-Lieferwagen für Lieferdienste. «Fahren ist nicht der Job eines Paketboten! Sondern das Ausliefern», erklärt Gerhard Gumpoltsberger, Leiter ZF-Innovationsmanagement. Sechs Laser- und sechs Radar-Sensoren sowie neun Kameras erfassen die Umgebung; in der ZF-Cloud werden die Daten mit KI (Künstlicher Intelligenz) interpretiert. So hält das Versuchsfahrzeug an Ampeln und Fussgängerstreifen. «Zudem kann es über die Gegenfahrbahn Hindernisse umfahren – natürlich nur, wenn kein Gegenverkehr kommt», sagt Gumpoltsberger.

Auch BLICK-Autoredaktor Martin A. Bartholdi hat das Zustellen mit VR-Brille bereits ausprobiert.
Foto: Werk

VR-Brille zum Ausliefern

Heute ärgern uns in zweiter Reihe parkierende Paketboten. ZFs autonomer Lieferwagen dagegen lässt den Zusteller aussteigen und sucht sich danach selbst einen Parkplatz. Den Standort sendet der Transporter via Cloud in die Spezialbrille des Boten, mit deren Hilfe dieser zum Auto zurück navigiert wird. Ausserdem hilft die Virtual-Reality-Brille beim Finden des Pakets im Lagerregal, bei der Identifizierung des Empfängers per Foto oder zeigt die Stelle zum Deponieren, wenn niemand zu Hause ist. Meldet sich ein Kunde, weil er nicht wie vereinbart daheim ist, berechnet die Cloud eine neue Route und schickt den Boten erst dann zum Empfänger, wenn der wieder zuhause ist.

Tests starten schon Ende Jahr

Auch andere Lieferdienste sollen von dieser Entwicklung profitieren. Schon Ende Jahr sollen Tests eines Prototyps mit Verbrennungsmotor in einer deutschen Innenstadt anlaufen.

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