Wegen strenger CO2-Ziele
Importeuren drohen hohe Bussen – der Kunde muss zahlen!

Schon heute zahlen Schweizer Autoimporteure Millionenbussen an den Bund. Mit der Verschärfung der CO2-Grenzwerte könntens bald noch mehr werden. Und die Konsumenten zahlen wohl die Zeche.
Publiziert: 01.02.2019 um 17:10 Uhr
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Aktualisiert: 07.06.2019 um 14:12 Uhr
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Der VW Tiguan ist mit 6700 verkauften Einheiten das drittbeliebteste Auto der Schweiz 2018 und der meistverkaufte SUV.
Foto: Werk
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Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität

Mit dem Ja zur Energiestrategie 2050 hat sich das Schweizer Volk ambitionierte Klimaziele gesetzt. Darin inbegriffen sind die CO2-Emissionen von Neuwagen, die parallel zu den geltenden EU-Vorschriften Schritt für Schritt gesenkt werden. Im Schnitt dürfen alle neu zugelassenen Autos heute 130 Gramm CO2 pro Kilometer ausstossen – ab Ende 2020 sinkt diese Grenze auf nur noch 95 Gramm. Dass die Schweizer Importeure Mühe haben werden, diese Grenzwerte einzuhalten, ist klar, wenn man sich die aktuellen Trends der Branche anschaut: Neben SUVs, die 2018 rund einen Drittel aller Neuwagen ausmachten, stehen besonders Allradler in der Gunst der Schweizer Neuwagenkäufer. Rund jedes zweite verkaufte Auto war letztes Jahr ein 4x4. Das Problem: Diese Fahrzeuge sind tendenziell schwerer, wodurch ihr Verbrauch und damit der CO2-Ausstoss höher liegen.

CO2-Ausstoss steigt weiter

Das hat für die Importeure drastische Folgen: Bereits zum zweiten Mal nach 2017 ist 2018 der CO2-Ausstoss der verkauften Autos im Schnitt gestiegen, auf nunmehr 138 Gramm pro Kilometer – nach zuvor über 20 Jahren sinkender Werte. Das bestätigt die Schweizer Importeursvereinigung Auto Schweiz auf Anfrage, wobei der Wert noch vom Bundesamt für Energie (BFE) bestätigt werden muss. So oder so – den Importeuren drohen hohe Strafzahlungen, wenn sie die festgelegten Zielwerte des Bundes nicht erreichen. So mussten die Importeure fürs Jahr 2017 Bussen in Höhe von rund 2,9 Millionen Franken ans BFE ausrichten – alleine Mazda wurde mit fast 1,2 Millionen Franken zur Kasse gebeten.

Foto: Blick Grafik

Bussen von bis zu 500 Millionen Franken

Den Bund freuts: «Die Sanktionszahlungen für nicht erreichte Flottenziele fliessen in den Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds», erklärt Sabine Hirsbrunner, Fachspezialistin Medien und Politik beim BFE. Und der Bund könnte sich bald noch mehr die Hände reiben. «Im Worst Case drohen den Importeuren zwischen 2020 und 2023 Strafzahlungen von bis zu 500 Millionen Franken», warnt Christoph Wolnik, Sprecher von Auto Schweiz. Wie hoch die Bussen tatsächlich werden, hänge aber von den selbst auferlegten Zielen der Importeure ab: die deutliche Erhöhung des Anteils an Autos mit Plug-in- und Elektroantrieb. Allein 2020 soll jedes zehnte verkaufte Fahrzeug ein sogenanntes «Steckerauto» sein. «Dann haben wir eventuell eine Chance, die Sanktionen zu umgehen», sagt Wolnik. 

Bussen auf Kunden abwälzen?

Letztlich aber könnten einmal mehr die Konsumenten die Dummen sein. Wenn es tatsächlich zu Millionenbussen komme, könne nicht ausgeschlossen werden, dass diese von den Importeuren auf die Kunden abgewälzt werden, meint Christoph Wolnik. Bei einem E-Auto-Anteil von 1,8 Prozent unter allen verkauften Neuwagen 2018 sicher kein unrealistisches Szenario. 

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