Stellen Sie sich vor, Sie bringen Ihr Auto in den Service und am nächsten Tag passen nur noch 70 statt 80 Liter in den Tank. Was bei Benzin- oder Dieselautos höchst unwahrscheinlich ist, könnte bei Elektroautos tatsächlich passieren. Oder besser gesagt: ist so vielleicht schon passiert.
Zumindest wirft ein Tesla-Fahrer aus Kalifornien dem US-Elektroautobauer vor, die Reichweite seines Model S 85 per Software-Update um elf Prozent reduziert zu haben – und hat nun eine entsprechende Klage vor dem Bundesgericht in Nordkalifornien eingereicht. Konkret hätte die Akku-Kapazität um acht Kilowattstunden abgenommen. Und das, so vermutet der Kunde, damit das Unternehmen einen kostspieligen Rückruf wegen defekter Batterien vermeiden kann.
Plötzlicher Reichweitenverlust
Tesla entgegnet, es handle sich beim Verlust um eine normale altersbedingte Akku-Abnutzung des 2014 produzierten Model S. Doch daran wollen weder Kläger David Rasmussen noch andere zahlreiche Tesla-Fahrer glauben. Seit vergangenem Mai häufen sich Beschwerden über einen plötzlichen Reichweitenverlust.
Grund könnte laut dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» der Brand eines Model S in Hongkong sein. In der Folge führte Tesla ein Software-Update für das Lade- und Wärmemanagement bei den Modellen S und X durch, um «den Akku weiter zu schützen und seine Lebensdauer zu verbessern». Lediglich ein «kleiner Prozentsatz» der Modelle sei laut Tesla von einem Reichweitenverlust betroffen.
Betrügerische Absicht
Kläger David Rasmussen sieht das anders: Um den teuren Austausch der Batterien zu vermeiden, habe Tesla «unter dem Deckmantel der Sicherheit und der Erhöhung der Langlebigkeit die Software seines Model S in betrügerischer Absicht manipuliert», heisst es in der Anklageschrift.
Und weiter: Statt die Kunden über den Defekt und das potenzielle Brandrisiko zu informieren, habe der E-Autobauer «hinter dem Rücken seiner Kunden Software-Updates durchgeführt und die Batteriekapazität gedrosselt, um eine Haftung zu vermeiden».
Update soll Problem lösen
Laut Tesla seien Brände bei seinen Autos äusserst selten. Seit der Lancierung des Model S im Jahr 2012 hätte es pro 250 Millionen gefahrener Kilometer nur einen einzigen Fahrzeugbrand gegeben. Ausserdem bietet das Unternehmen laut «Spiegel» inzwischen ein weiteres Update an – dieses soll das Problem der verringerten Reichweite beheben.