VW ist der grösste, aber Geely der profitabelste Autobauer
Investieren statt sparen

Nicht die grössten Autobauer der Welt, sondern der vergleichsweise kleine chinesische Geely-Konzern macht derzeit am meisten Profit.
Publiziert: 05.10.2018 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 25.06.2020 um 13:43 Uhr
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Auch mit edlen Coupé-Studien wie dem KC wartete der chinesische Hersteller Geely schon auf.
Foto: Jürg A. Stettler
Raoul Schwinnen

Die aktuellen Halbjahresergebnisse zeigen: Die grössten Autohersteller sind nicht automatisch auch die erfolgreichsten. Grösster Autobauer im ersten Semester 2018 war mit 5,58 Millionen verkauften Neuwagen der Volkswagen-Konzern. Er erreichte damit im reinen Fahrzeuggeschäft 8,2 Prozent Ebit-Marge (Anteil des Ergebnisses am Umsatz, vor Steuern). Die chinesische Geely Auto Group verkaufte dagegen im selben Zeitraum mit 767'000 Autos zwar nur 14 Prozent der Volkswagen-Gruppe, übertraf den deutschen Konzern dafür bei der Ebit-Marge um beeindruckende 175 Prozent!

Plattform-Strategie

Ähnlich wie 1993 Ferdinand Piëch bei VW setzt auch Geely-Hauptaktionär und -Gründer Li Shufu bei der erst vor 20 Jahren gegründeten Geely Auto Group (gehört mit Volvo, Lotus und der Hälfte von Proton zur Zhejiang Geely Holding Group, ZGH) auf eine Plattform-Strategie. Allerdings nicht nur bei den Fahrzeugen, sondern grundsätzlich beim Thema Mobilität. So gehören neben den erwähnten Autoherstellern auch die Mobilitäts-Plattform CaoCao oder das Startup Terrafugia, das fliegende Autos entwickelt, zur ZGH-Group.

Zuletzt grosses Wachstum

Ein Grossteil des Geely-Erfolgs basiert denn auch auf der gemeinsam mit Volvo entwickelten und auch von den Schweden verwendeten Kompaktwagen-Plattform CMA. Dank ihr, aber auch der neuen Kleinwagen-Plattform BMA steigerte Geely 2016 den Absatz gegenüber dem Vorjahr um 50 Prozent auf 766'000 Autos und 2017 erneut um 63 Prozent auf 1,25 Millionen Autos. Und auch das für dieses Jahr angestrebte Absatzziel von 1,58 Millionen dürfte eher übertroffen werden.

Sprung nach Europa geplant

Noch verkauft Geely 99 Prozent seiner Fahrzeuge in China. Auch das trägt natürlich zur guten Marge bei. Denn noch lassen sich in China bessere Preise als auf anderen Märkten durchsetzen. Doch der Export nach Europa, inklusive eigenständiger Produktion, wird das nächste grosse Wachstumsfeld für Geely und soll bereits ab 2019 mit der Marke Lynk & Co und einem völlig neuen Vertriebssystem ohne klassische Händlerbetriebe starten.

Klotzen statt Kleckern

Was Li Shufus Zhejiang Geely Holdung Group von anderen klassischen Autobauern auch unterscheidet, ist die Tatsache, dass er mehr Wert auf modernste Produktionsanlagen und technischen Fortschritt als auf rigorose Kostensenkung legt. «Natürlich wird auch die Kosteneffizienz beobachtet», weiss der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer (Car-Institut der Uni Duisburg-Essen, D), «aber nicht als Hauptziel des Unternehmens.» So wurde etwa aus Volvo nach vielen Kostensenkungs-Prozessen unter Ford bei Geely wieder ein innovatives Unternehmen, das jüngst bei der Transformation zu neuen Antriebssystemen mutige Entscheidungen trifft.

Geely wird Akzente setzen

Auch deshalb ist Dudenhöffer überzeugt, dass dieser chinesisch Konzern in den nächsten Jahren noch viele Akzente in der Autobranche setzen wird. Denn die Voraussetzungen stimmen: hohe Profitabilität, hohe Fahrzeugqualität, technisch ausgereifte Plattformen, Ausbau der internationalen Produktionsstandorte und innovative Service- und Vertriebslösungen.

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