Schlechte Kunde für die Autobranche: Sie muss sich bis 2030 auf wohl noch massiv strengere CO2-Grenzwerte für Neuwagen als bisher vereinbart einstellen. Offenbar plant EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen (61) demnächst einen Vorstoss für ein drastisch verschärftes Klimaziel für 2030. Statt wie vorgesehen eine Senkung der EU-Treibhausgase um 40 Prozent gegenüber 1990 möchte von der Leyen ein Rückgang von satten 55 Prozent! Das hätte zur Folge, dass der CO2-Ausstoss bei Autos pro Kilometer von 2021 bis 2030 statt wie geplant um 37,5 um 50 Prozent sinken müsste.
Die Autobranche zetert
Diese Pläne kommen in der Autobranche und speziell beim Verband der Autoindustrie VDA natürlich schlecht an. «Wir stehen zu den bestehenden, schon sehr ambitionierten CO2-Zielen für Fahrzeuge bis 2030», heissts von einem VDA-Sprecher. Diese Ziele erforderten bereits enorme Investitionen. Eine weitere Grenzwert-Verschärfung würde den dramatischen Konjunktureinbruch und die Folgen der Corona-Krise nicht berücksichtigen, die Autoindustrie in Europa überfordern und zusätzliche Arbeitsplätze gefährden. «Man darf das Rad nicht überdrehen, sonst bleiben schlimmstenfalls grosse Industriebranchen und abertausende von Arbeitsplätzen auf der Strecke», warnt auch SPD-Politiker Stephan Weil (61), der als niedersächsischer Ministerpräsident auch im Aufsichtsrat von Volkswagen sitzt.
Grüne wollen noch schärfere Massnahmen
Umweltschützer dagegen drängen die EU-Kommission zu noch ambitionierteren Zielen. Eine Senkung der CO2-Werte bei Neuwagen um 60 Prozent sei bis 2030 technisch durchaus machbar und klimapolitisch notwendig, heissts vom Bund für Umwelt und Naturschutz. Wichtig sei darüber hinaus, dass die Verbrauchsangaben – anders als bisher – der Realität entsprächen und nicht geschönt würden.
Man darf gespannt sein. Es ist jedenfalls nicht davon auszugehen, dass die Autohersteller diese neuen Pläne der EU-Kommission einfach so schlucken werden.