Wenn Roland Siegwart (62) Dinge sagt wie: «Irgendwann muss man sich fragen, ob man Menschen hinter dem Steuer eines Autos ethisch noch vertreten kann», will der Professor für autonome mobile Roboter keinesfalls den Zorn der Autoindustrie auf sich ziehen (Hier lesen Sie mehr zu autonomem Fahren). Siegwart, eine weltweite Koryphäe im Bereich Robotik, schaut von Berufes wegen weit in die Zukunft und entwickelt heute Maschinen, die künftig unser aller Leben erleichtern sollen.
Roland Siegwart, in Schwyz aufgewachsen, hat schon vieles gesehen: Nach seinem Maschinenbau-Studium an der ETH Zürich und der Promotion mit Auszeichnung 1989 ist er unter anderem als Gastforscher an der renommierten amerikanischen Stanford University und bei der US-Raumfahrtbehörde Nasa tätig und forscht als Professor zehn Jahre lang an der Lausanner EPFL. Seit leitet er 2006 das «Autonomous Systems Lab» (ASL) an der ETH Zürich, aus dem heraus bereits über ein Dutzend Start-ups entstanden sind.
Roboter für die langweilige Arbeit
Dass viele Menschen noch grosse Bedenken vor einer Zukunft haben, in der Roboter unser Leben bestimmen, weiss auch Siegwart. Angst vor Killer-Maschinen, die wie im Science-Fiction-Film zur Gefahr werden, müsse die Menschheit aber nicht haben. «Solange wir es mit mechanischen Teilen und Mikrochips zu tun haben, aus denen Maschinen bestehen, wird von ihnen selbst kaum eine Gefahr ausgehen: Wir können sie einfach abschalten.»
Ganz im Gegenteil – Menschen und Roboter könnten sich ideal ergänzen: Die Maschinen machen die anstrengenden, sich wiederholenden Arbeiten; Menschen die kreativen Tätigkeiten, die Interaktionen mit anderen Menschen verlangen.
Das Auto fährt zu den Enkeln
Bis die Technik autonomer Systeme auf der Strasse deutlich sicherer agiert als der Mensch, brauche es aber noch Zeit. «Ein Fahrzeug kaufen zu können, dem Sie «Ich möchte jetzt schlafen!» sagen, und das Auto fährt Sie autonom an die Destination, sollte in strukturierten Umfeldern wie der Autobahn etwa 2030 möglich sein», schätzt Siegwart.
Der nächste Schritt – komplett autonom und überall – würde aber noch deutlich länger dauern. Roland Siegwart, der im Mai seinen 62. Geburtstag feierte, sagt es so: «Wenn ich so alt werde wie mein Vater, dann hoffe ich, dass mich autonome Fahrzeuge zu meinen Enkeln chauffieren werden.» Siegwarts Vater wurde über 90 Jahre alt.