Von Wolfsburg in die Welt
Das ist VWs globale SUV-Strategie

Der Plan für eine erfolgreiche Zukunft sieht VW so: Elektromodelle sollen Image und Innovationen bringen, während immer mehr SUV die Erträge sichern. Dabei setzen die lifestyligen Crossover die klassischen Volumenmodelle Polo, Golf und Passat zunehmend unter Druck.
Publiziert: 16.11.2018 um 05:34 Uhr
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Weltpremiere des VW T-Cross an der Sao Paulo Motorshow.
Foto: Werk
Wolfgang Gomoll und Stefan Grundhoff

Vieles bei VW ist nicht mehr so, wie es mal war. Über Jahrzehnte fuhren die klassischen Modelle Polo, Golf und Passat den Erfolg ein. Doch heute will der Kunde in einem schicken Allrad-SUV unterwegs sein. Als Gegenpol zur elektrischen I.D.-Familie setzt VW deshalb weltweit auf lifestylige Crossover, die in den kommenden Jahren die Erträge bringen sollen.

Aus Polo wird T-Cross

Derzeit erweitert sich das SUV-Portfolio ständig. Erst wurde der T-Roc als Golf-SUV ins Programm aufgenommen, bald folgt der kleinere T-Cross als Polo-SUV. Beide dürften viele klassische VW-Kunden zum Wechsel auf einen SUV bewegen. Der neue VW Touareg ist optisch zwar unspektakulär, kann punkto Technik aber überzeugen und kratzt damit erstmals ernsthaft am Lack der Premiumliga mit BMW X5, Mercedes GLE und Range Rover Sport.

Offensive in Amerika

Doch nur ein Teil des ambitionierten SUV-Programms spielt sich in Europa ab. In Amerika hat im Werk Chattanooga längst der Atlas das Zepter übernommen. Der über fünf Meter lange SUV ist erfolgreich unterwegs und erhält im nächsten Jahr noch eine fünfsitzige Sportvariante. In China wird der Atlas baugleich als Teramont angeboten. Zudem studieren die VW-Verantwortlichen weiterhin an einem Pickup-Ableger herum, der als Studie Tanoak Begehrlichkeiten weckte. Mittlerweile ebenfalls in den USA zu bekommen: die 4,70 Meter lange XL-Variante des VW Tiguan.

Aufstrebendes Brasilien

Doch so wichtig der US-Markt für VW ist: Noch ertragreicher könnte Südamerika mit dem Kernmarkt Brasilien werden. Bis vor nicht allzu langer Zeit galt Brasilien und ganz Südamerika als Sorgenkind. Doch im letzten Jahr hat die fussballverrückte Nation die Lust am Autofahren wieder entdeckt – 2,24 Millionen Einheiten wurden 2017 verkauft. 2018 sollens nach Schätzungen gar rund 2,55 Millionen werden – das entspräche einer Steigerung von 13,7 Prozent. Einer der Haupttreiber sind auch dort die SUVs, die immer mehr gefragt sind; wiederum zu Lasten der klassischen Stufenheck-Limousinen.

Fünf neue SUV bis 2020

VW hat diesen Trend fast verschlafen und brachte in diesem Jahr den Tiguan Allspace, der in Mexiko produziert wird, nach Brasilien. Doch die Wolfsburger müssen bei den Crossovern nachlegen, da sich schon andere Marken breitgemacht haben. Um von der Übermacht der Konkurrenten nicht erdrückt zu werden, lanciert VW eine SUV-Offensive und bringt bis 2020 fünf neue Crossover nach Südamerika. Doch blinder Aktionismus alleine hilft nicht. Im ersten Halbjahr 2019 wird der T-Cross auf den Markt kommen, der auch in Brasilien produziert und in andere lateinamerikanische Länder exportiert wird.

T-Cross wird Weltmodell

Der brasilianische T-Cross ist 8,6 Zentimeter länger als die europäische Version und teilt sich mit dem VW Virtus die Plattform. «Wir haben hier keinen T-Roc», erklärt VWs Südamerikachef Pablo di Si den Grössenunterschied. Während die europäischen Kunden mit der normalen T-Cross-Version ohne 4x4 auskommen müssen, gibts auch für Märkte wie China eine Langversion mit mehr Radstand. Der T-Cross wird ein Weltmodell, dass Kunden rund um den Globus locken soll.

Günstige Alternative zum Tiguan

Und noch weitere SUV-Modelle sind geplant: In China etwa wird der Tharu mit einer Länge von 4,45 Meter und einem Radstand von 2,69 Metern das VW-Modellportfolio vervollständigen. Unter dem Namen Tarek ist dieser Crossover auch für Südamerika – und insbesondere Argentinien und Brasilien – geplant. Allerdings ist die volatile argentinische Wirtschaft die grosse Unbekannte bei diesem Plan. Der VW Tharu soll in den Märkten als günstige Alternative punkten, in denen der Tiguan derzeit allein als 4,70 Meter lange XL-Version angeboten wird. Warum der knapp 4,50 Metern Tiguan diese Rolle nicht einnimmt, ist allerdings unklar.

Auch ein SUV-Coupé kommt

Für mehr Emotionen und Konturschärfe gegenüber der Konkurrenz ist zudem ein Tiguan Coupé nach Vorbild von BMW X4, Mazda CX-4 oder Mercedes GLC Coupé geplant. Ein weiterer SUV also, der den Markt nach unten abrundet. Dass der VW Tarok kommen wird, gilt als gesichert – allerdings frühestens 2020. Selbst wenn die seriennahe Pickup Studie mit 4,91 Metern Länge in der Fahrgastkabine auf Kunden SUV-artige Ausmasse bietet, hat VW sicher noch weitere Pfeile im Köcher. Ein Name, der immer wieder zu hören ist, ist «Atlas». Ein grosser SUV also, der in den USA bereits prächtig läuft.

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