Intuitiv streicht Audi-Entwicklungschef Ulrich Hackenberg mit dem Finger übers nun feststehende, nicht mehr versenkbare 8,3-Zoll-Display des neuen Audi A4. Aber es tut sich nichts! «Das müsste doch gehen», grummelt er und versucht erneut, im Navi den Flughafen als neues Endziel einzugeben. Dann die Erkenntnis: «Ach ja, den Touchscreen führen wir erst ab dem neuen Audi A8 ein.»
Aber auch mittels Controller und Touchpadbedienung hat der Audi-Chefentwickler den Flughafen im Cockpit des neuen A4 im Nu ins Navi einprogrammiert. Das funktioniert genauso tadellos wie die frei konfigurierbaren Digitalinstrumente, das gestochen scharfe Head-Up-Display oder die Tasten mit Mehrfachbelegung, bei denen Funktionen erst angezeigt werden, wenn man die Taste berührt. Cockpit und Interieur des neuen A4 sind nicht nur elegant, sondern auch gut verarbeitet. Sogar schon beim uns für die Fahrt zum Flughafen zur Verfügung stehenden Vorserienfahrzeug.
Als Hackenberg vor zwei Jahren von VW zu Audi stiess, war der neue A4 schon fast fertig entwickelt. Mit seinen korrigierenden Eingriffen drückte der Entwicklungschef dem Wagen dennoch seinen Stempel auf. Optisch unterscheidet sich der 4,73 Meter lange A4 kaum vom Vorgänger, dennoch ist er an seinen frechen, dynamischen Blinkern und den neuen LED-Scheinwerfern sofort zu erkennen. Wie zum Beweis kreuzen wir einen alten Lanz-Bulldog-Traktor aus den 1940ern und dessen Fahrer starrt unserem A4 nach. Hackenberg strahlt – der Maschinenbauer in ihm über den alten Traktor, und der Entwicklungschef, dass der Audi sogleich als Neuer erkannt wurde. «Den A4 darf man optisch nicht revolutionieren, sondern nur evolutionär verändern, sonst vergrault man die Stammkundschaft», erklärt er. «Aber ein, zwei Eyecatcher brauchts schon!»
Selbst wenn es auf Anhieb nicht gleich zu erkennen ist, profitiert der neue A4 von viel Hightech, ist bis zu 120 Kilo leichter und fährt sich sehr souverän. Gut gelungen ist vor allem das Fahrwerk mit den neu entwickelten Fünf-Lenker-Achsen. Zudem kann man über den Drive-Select-Schalter im Cockpit den Dämpfer-Modus wählen. «Das Fahrwerk ist sehr komfortorientiert», erläutert Hackenberg. Zur Demonstration fährt er extra rechts über die Pflastersteine. Und tatsächlich, der Audi glättet die kleinen Unebenheiten souverän glatt. «Wir haben ihm Feinschliff verpasst, ohne jedoch die Störinfos ganz weg zu nehmen. Schliesslich muss der Fahrer ja wissen, dass er auf Pflasterstein fährt.» Auch die neue elektromechanische Servolenkung überzeugt. Nur mit den Fingerspitzen dirigiert Hackenberg den A4 lässig und präzise durch die vielen Kurvenpassagen.
Sehr laufruhig und gut auf die 8-Gang-Automatik abgestimmt wirkt der neue Dreiliter-V6-Diesel mit 272 PS und 600 Nm. Wieso aber kommt der A4 nicht mit Plug-in-Hybridantrieb? «Wir haben ihn zwar im Baukasten», antwortet Hackenberg, «und werden ihn beim A6, Q5 und Q7 auch bringen. Aber die A4-Kunden verlangen ihn noch nicht. Dafür bringen wir weitere V6-Motoren und bald unterschiedliche Hybridvarianten wie einen Microhybrid oder einen mit 48-Volt-Bordnetz. Und natürlich eine Erdgas-Version.» Er holt kurz Atem und ergänzt: «Zudem arbeiten wir auch an elektrischen Verdichtern. So bleiben wir effizient, verlieren aber nichts an Sportlichkeit.»
Die kommt ab 2016 nicht zu kurz. Wie beim Vorgänger wird auch der Neue erst als dynamischer S, später (2017) auch als besonders leistungsstarker RS angeboten. «Auf Wunsch hat der A4 alle Assistenzsysteme, die wir auch im Q7 anbieten an Bord», betont Hackenberg zum Abschluss unserer Fahrt. Zu den Preisen will er noch nichts verraten, doch ehe er sich verabschiedet und in den Werks-Jet steigt, sagt er schmunzelnd: «Bei Ihrer Rückfahrt können Sie sich ja noch von den Komfort- und Sicherheitsfeatures wie etwa dem Stauassistenten oder dem aktiven Spurhalteassistenten überzeugen, falls Sie nun im Feierabendverkehr landen.»