Die vom Bundesrat wegen der Corona-Krise Ende Februar kurzfristig beschlossene Absage der Geneva International Motor Show (GIMS) bringt deren Organisatoren ins Schleudern, berichtet die Westschweizer Tageszeitung «Le Temps». Obwohl viele finanzielle Forderungen bereits beglichen werden konnten, sind weiterhin Rechnungen aus diesem Jahr offen. Und diese können nicht mehr bezahlt werden, weil die den Salon organisierende GIMS-Stiftung nicht mehr flüssig ist.
In Befürchtung dieses Szenarios wandte sich der GIMS-Stiftungsrat schon unmittelbar nach Absage des Salons mit einem Gesuch um Unterstützung an den Kanton Genf. In einer kürzlich verschickten Antwort sichert die Genfer Regierung den Salon-Organisatoren nun auch Finanzhilfe in Höhe von 16,8 Millionen Franken zu, knüpft diese aber an Forderungen.
Alle 776 Aktien verpfänden
So soll die GIMS-Stiftung all ihre 776 Aktien der Genfer Messegesellschaft Palexpo SA verpfänden. Damit verlöre die Stiftung jeglichen Einfluss über die eigene Ausstellung. Zudem fordert die Genfer Regierung, dass der Autosalon künftig durch die Palexpo SA (die zu 80 Prozent dem Kanton gehört) und nicht mehr, wie bis anhin, durch die GIMS-Stiftung (die zu 50 Prozent den Schweizer Autoimporteuren gehört) organisiert wird.
Brisant: Mit dieser Forderung enthebt die Genfer Regierung die GIMS-Stiftung quasi von ihrer Kernaufgabe, der Organisation der grössten Publikumsmesse der Schweiz. Die Schweizer Auto-Importeure dürften davon nicht begeistert sein. Mit einer solchen faktischen Übernahme der GIMS als derzeit wohl wichtigster Automesse der Welt könnte die Palexpo SA ihren Umsatz auf einen Schlag fast verdreifachen.
GIMS künftig alternierend mit IAA?
Allerdings steht derzeit nicht nur die Zukunft des Genfer Autosalons, sondern auch die weiterer Automessen in den Sternen. Die flächenmässig grösste und bislang alle zwei Jahre – zuletzt im Herbst 2019 – durchgeführte IAA Frankfurt (D) wird es künftig so gar nicht mehr geben. Sie wird mit neuem Konzept nach München verlegt.
Gerüchteweise könnte die IAA dann künftig jährlich alternierend mit der GIMS in Genf stattfinden. Dabei geniesst die GIMS in den Führungsetagen der Autoindustrie den Ruf einer Lieblingsmesse, weil sie familiär und übersichtlich sei und vor allem auf neutralem Boden stattfindet – ohne dass eine nationale Autoindustrie mit ihren Marken so dominieren würde wie zum Beispiel an den Motorshows in Frankfurt oder Paris.
Morgen Donnerstag kommts nun zu einer ausserordentlichen GIMS-Stiftungsratssitzung. Dann will man entscheiden, wie man auf den Vorschlag des Kantons reagieren soll. BLICK bleibt dran.