Trendwende zur E-Mobilität
Aus für den Verbrennungsmotor?

Länder wie Frankreich, Norwegen und Indien, aber auch Marken wie Tesla, Renault/Nissan oder Volvo kehren dem Verbrenner den Rücken und setzen auf Elektroantrieb. Die grosse Trendwende?
Publiziert: 15.07.2017 um 21:20 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 11:14 Uhr
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Der Renault Zoe ist schon länger auf dem Markt.
Foto: Werk
Raoul Schwinnen und Stefan Grundhoff (Box)

Am 6. Juli verkündete Frankreichs neuer Umweltminister Nicolas Hublot, sein Land werde ab 2040 den Verkauf von Benzin- und Dieselautos verbieten. Das sorgte für ziemlichen Wirbel in der Autobranche. Nur steht Frankreich damit nicht alleine da. Schon vor längerer Zeit gab Indien bekannt, ab 2030 nur noch Elektroautos zuzulassen. Und von Norwegen, notabene einer der grossen Erdölproduzenten der Welt, weiss man, dass ab 2025 nur noch E-Autos zugelassen werden sollen.

Frankreich will ab 2040 den Verkauf von Benzin- und Dieselautos verbieten. Somit wären nur noch Elektroautos erlaubt.
Foto: Robert Tomitzi

Der Glaube an Tesla

Neu scheint sich nun aber auch die Branche selbst vom Verbrennungsmotor abzuwenden. Obwohl vor allem Manager deutscher Hersteller weiter gebetsmühlenartig predigen, der Verbrennungsmotor sei noch lange nicht tot, denken einige Autobauer anders. So hat Tesla längst eindrücklich bewiesen, wohin die Entwicklung geht, muss nun aber mit dem lange angekündigten Model 3 den Beweis antreten, dass Technologie, Produktion, vor allem aber die Qualität tatsächlich grossserientauglich sind. Die Amis scheinen Tesla-Boss Elon Musk zu vertrauen: Für das in Amerika ab 35'000 Dollar angepriesene Model 3 (Mindestreichweite 300 km) sollen hunderttausende Blindbestellungen vorliegen. Damit könnte Tesla nach 14 Jahren sogar erstmals schwarze Zahlen schreiben.

Die ersten Tesla Model 3 sollen noch diesen Monat ausgeliefert werden. Sie sollen dem Elektro-Auto zum Durchbruch verhelfen.
Foto: Werk

Der Akku machts

Neben dem vergleichsweise kleinen Hersteller Tesla setzt aber auch der französisch-japanische Grosskonzern Renault-Nissan unter Carlos Ghosn schon seit zehn Jahren schrittweise auf E-Autos. Eben wurde der Renault Zoe überarbeitet und mit einem leistungsfähigeren Akku ausgerüstet; im Herbst startet die zweite, deutlich schickere und leistungsfähigere Generation des Nissan Leaf. Für den wirtschaftlichen Erfolg der E-Mobilität hängt natürlich noch fast alles von den Akkupreisen ab. «Derzeit kostet uns eine Kilowattstunde rund 80 Dollar», verrät Renault-Elektroexperte Eric Feunteun, «doch die Preise sinken langsam. Dies wird neue Möglichkeiten bieten.» Heute kostet ein langstreckentaugliches Akkupaket in der Produktion noch 5000 bis 10'000 Franken.

Volvo-Präsident und -CEO Hakan Samuelsson setzt auf die Zukunft. Jedes neue Modell seiner Marke wird ab 2019 über Elektro-Power in irgendeiner Form verfügen.
Foto: Werk

Bekenntnis aus Schweden

Trotzdem verkündete vergangene Woche fast zeitgleich mit Frankreichs Umweltminister auch der zum chinesischen Geely-Konzern gehörende schwedische Autobauer Volvo, ab 2019 alle neuen Fahrzeuge nurmehr mit Elektro-Power anzubieten – zu Beginn hauptsächlich mittels Hybridtechnik, also der Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor. Allerdings versprach Volvo-Präsident und -CEO Hakan Samuelsson bei seinem publikumswirksamen Auftritt in Stockholm, alleine zwischen 2019 und 2021 bereits fünf neue rein elektrisch angetriebene Modelle zu lancieren.

Lademöglichkeiten sind nötig

Über Erfolg oder Misserfolg entscheiden aber noch weitere Faktoren – zum Beispiel grössere Reichweiten und schnellere Ladezeiten. «Hier sind wir», so Renaults Elektroexperte Feunteun zuversichtlich, «auf gutem Weg.» Wichtig wäre auch ein flächendeckendes Netz öffentlicher Ladesäulen. Europaweit gibts derzeit etwas über 80'000 öffentlich zugängliche Ladestationen, in der Schweiz dagegen erst gut 1700. Immerhin verspricht der Bundesrat, bald mehr Stromtankstellen zu bauen. So soll mindestens entlang der Schweizer Hauptverkehrsachsen ein sogenannter «grüner Korridor» mit Ladestationen für die gängigsten Ladesysteme entstehen.

Bald starten weitere E-Mobile

Werden die Autoshows in Frankfurt und Tokio im Herbst zu eigentlichen Elektromessen? Fachleute erwarten das nicht. Doch werden dort einige interessante Elektro-Fahrzeuge zum ersten Mal zu bewundern sein. Allen voran die bereits nächstes Jahr auf den Markt kommenden Jaguar i-Pace und Mercedes EQ C.

Der Jaguar-Weg

Dabei steht der Antrieb des elektrischen Jaguar i-Pace mit 294 kW/400 PS dem sportlichen Aussehen in nichts nach. «Das im Vergleich zu Verbrennungsmotoren unmittelbar abrufbare volle Drehmoment sorgt für ein neuartiges Fahrerlebnis», verspricht Jaguar-Baureihenleier Ian Hoban. Dank 700 Nm und 4x4 beschleunigt der i-Pace Concept in rund vier Sekunden auf Tempo 100. Die zwei kompakten E-Motoren werden vom 90-kWh-Lithium-Ionen-Akku befeuert, der bis zu 500 Kilometer Reichweite garantieren soll. Und an einem 50-kW-Gleichstromanschluss lässt sich der i-Pace in 90 Minuten auf 80 Prozent Kapazität aufladen – und in etwas über zwei Stunden komplett.

Ein neuer Stern

Ähnlich die Leistungskapazitäten beim Mercedes-Konzept EQ C mit der schwarzen Motorhaube und sich bis ins Dach ziehender Windschutzscheibe. «Das Serienauto», verspricht Produktmanager Jörg Weinhold, «wird über beide Achsen angetrieben und leistet bis zu 300 kW (407 PS, d. Red.). Das Akkupaket sitzt zwischen den Achsen und sorgt für tiefen Schwerpunkt und entsprechend gute Kurvendynamik.» Wie beim Jaguar soll auch beim Mercedes die Reichweite bei ungefähr 500 Kilometern liegen.

Wo bleibt VW?

Man munkelt, VW und Audi wollten an der IAA in Frankfurt ernsthafte Rivalen zum Tesla Model 3 zeigen. Allerdings wird der VW-Konzern abgesehen von Audi mit dem Oberklasse-SUV E-Tron (startet im Herbst 2018) die E-Modelle von Seat, Skoda oder vor allem VW erst ab 2020 in Serie bringen. Dann sollen etappenweise nicht nur der Elektro-Zwilling des Golf, der VW I.D., sondern bis 2022 auch zwei SUV, eine Mittelklasse-Coupélimousine und ein Transporter folgen.

Werden die Autoshows in Frankfurt und Tokio im Herbst zu eigentlichen Elektromessen? Fachleute erwarten das nicht. Doch werden dort einige interessante Elektro-Fahrzeuge zum ersten Mal zu bewundern sein. Allen voran die bereits nächstes Jahr auf den Markt kommenden Jaguar i-Pace und Mercedes EQ C.

Der Jaguar-Weg

Dabei steht der Antrieb des elektrischen Jaguar i-Pace mit 294 kW/400 PS dem sportlichen Aussehen in nichts nach. «Das im Vergleich zu Verbrennungsmotoren unmittelbar abrufbare volle Drehmoment sorgt für ein neuartiges Fahrerlebnis», verspricht Jaguar-Baureihenleier Ian Hoban. Dank 700 Nm und 4x4 beschleunigt der i-Pace Concept in rund vier Sekunden auf Tempo 100. Die zwei kompakten E-Motoren werden vom 90-kWh-Lithium-Ionen-Akku befeuert, der bis zu 500 Kilometer Reichweite garantieren soll. Und an einem 50-kW-Gleichstromanschluss lässt sich der i-Pace in 90 Minuten auf 80 Prozent Kapazität aufladen – und in etwas über zwei Stunden komplett.

Ein neuer Stern

Ähnlich die Leistungskapazitäten beim Mercedes-Konzept EQ C mit der schwarzen Motorhaube und sich bis ins Dach ziehender Windschutzscheibe. «Das Serienauto», verspricht Produktmanager Jörg Weinhold, «wird über beide Achsen angetrieben und leistet bis zu 300 kW (407 PS, d. Red.). Das Akkupaket sitzt zwischen den Achsen und sorgt für tiefen Schwerpunkt und entsprechend gute Kurvendynamik.» Wie beim Jaguar soll auch beim Mercedes die Reichweite bei ungefähr 500 Kilometern liegen.

Wo bleibt VW?

Man munkelt, VW und Audi wollten an der IAA in Frankfurt ernsthafte Rivalen zum Tesla Model 3 zeigen. Allerdings wird der VW-Konzern abgesehen von Audi mit dem Oberklasse-SUV E-Tron (startet im Herbst 2018) die E-Modelle von Seat, Skoda oder vor allem VW erst ab 2020 in Serie bringen. Dann sollen etappenweise nicht nur der Elektro-Zwilling des Golf, der VW I.D., sondern bis 2022 auch zwei SUV, eine Mittelklasse-Coupélimousine und ein Transporter folgen.

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