Maeda-san, nennt man Sie eigentlich immer noch «Speedy»?
Ikuo Maeda: Ja, und ich fahre auch noch Rennen. Aber ich werde älter und irgendwann wahrscheinlich von «Speedy» zu «Slowly». (lacht)
Ihr «Kodo»-Design ist erfolgreich. Wozu also mit «Art of Light» weiterentwickeln?
Bei den meisten Marken hält Design zwei Modellzyklen lang. Die Designqualität geht im zweiten Zyklus zurück. Das wollen wir vermeiden, also entwickeln wir uns stets weiter.
Elegante Reduziertheit soll «Kodo» japanischer machen. Heute sind Mazdas sehr europäisch und vielleicht deshalb in Europa erfolgreicher als in Japan – und der Begriff «japanisches Autodesign» hat bei uns nicht den besten Ruf.
Das stimmt, da gebe ich Ihnen recht – und schäme mich für den Ruf japanischen Designs. Es ist ein Teil meiner Mission, Alarmglocken zu läuten: Die japanische Ästhetik wird heute eher von Nichtjapanern verstanden, während in Japan selbst leider überwiegend gestalterisches Chaos herrscht.
Ihre zwei neuen Studien wirken luxuriös. Wird Mazda zur Nobelmarke, also teurer – und wie viel von Vision Coupé Concept und Kai Concept sehen wir in Serie?
Wir werden nicht teurer, sondern bereichern das Leben mit Schönheit – das ist unsere Art von Luxus. In der Serie sehen Sie möglichst viel davon. Das verspreche ich Ihnen!
Welche von Ihnen selbst gestalteten Autos mögen Sie am liebsten, und was sagen Sie rückblickend zu Frühwerken, etwa dem ersten Mazda 2 oder dem RX-8?
Meine Favoriten sind der neue MX-5 und der RX-Vision Concept. Rückblickend? Sagen wir es so: Naja, ich war eben jung. (lacht) Es entsprach meinem damaligen Können, und ich denke, dass ich mich seither weiterentwickelt habe.
Ihr Vater hat als Mazda-Designer etwa den RX-7 gestaltet. Mag Ihr Vater Ihr Design?
Mein Vater und ich sprechen nicht über Design, weil unsere Geschmäcker sich diametral gegenüberliegen und wir dann Streit bekämen. Ich bin der italienische, mein Vater ist der Bauhaus-Typ. Aber natürlich hat mich mein Vater beeinflusst. ich bin Designer, weil er Designer war. Ab und zu lobt er mich sogar. Er scheint also zu akzeptieren, was ich mache.
Heute werden Entwürfe oft digitalisiert und maschinell in Tonmodelle umgesetzt, weil das schneller geht. Wieso arbeiten Sie bei Mazda überwiegend von Hand?
Beim Design ist der Mensch Maschinen überlegen. Bei uns arbeiten darum zwei Künstler – Designer und Modelleur – zusammen. Das geht nur, weil Mazda Qualität statt Zeit in den Vordergrund stellt. Aber ich werde ermahnt, weil ich Termine verzögere. (lacht)
Auch Mazda plant angeblich Elektroautos. Muss das unbedingt anders aussehen?
Nein. Das scheint zwar der Trend zu sein, aber ich glaube nicht daran. Autos vermitteln ihr Autosein und eine spezifische Schönheit, und das gilt unabhängig vom Antrieb.
Ist Design noch wichtig, wenn Autos eines Tages autonom fahren?
Es wird vielleicht sogar wichtiger. Ein Auto wird in Zukunft kein persönlicher Gegenstand mehr, sondern von der Öffentlichkeit geteilte Mobilität sein. Die Marke wird unwichtiger, und entgegen dem allgemeinen Trend wollen wir dann erst recht schöne Autos.
Was ist denn das Geheimnis, damit ein Design noch in Jahren aktuell wirkt?
Zeitlosigkeit heisst, dass wir uns sicher sein müssen, was die Grundwerte eines Autos sind: eine Maschine, ein bewegtes, dynamisches Objekt. Das darf man nie vergessen.
Gibt es eine andere Automarke, deren Design Sie derzeit besonders gut finden?
Volvo. Sehr skandinavisch. Wie wir folgt Volvo seiner Historie und seinem Ursprung. Ich beobachte das, und mir gefällt, was ich sehe.
Apropos Historie: Wird Ihr Traum von einem neuen Wankel-Sportwagen wahr?
Ich hoffe es! Der RX-Vision ist mein «Baby». Ich möchte unbedingt sehen, wie es erwachsen wird.