Töffs und Autos immer beliebter
ÖV-Angst treibt Occasions-Preise hoch

Die Ansteckungsangst lässt viele Schweizer auf den Individualverkehr umsteigen, so sind die Occasions-Preise während der Corona-Krise in der Schweiz trotz grösserem Angebot deutlich gestiegen. Auch die Nachfrage nach Töffs ist heuer ungewöhnlich hoch.
Publiziert: 26.06.2020 um 11:22 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2020 um 06:46 Uhr
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Wer von März bis Mai auf der grössten Schweizer Fahrzeug-Onlineplattform Autoscout24 nach einer Occasion Ausschau hielt, fand dort überdurchschnittlich viele Angebote.
Foto: zvg
Andreas Engel

Wer in den Monaten März bis Mai auf Autoscout24, der grössten Schweizer Fahrzeug-Onlineplattform, nach einer Occasion Ausschau hielt, fand dort überdurchschnittlich viele Angebote. «Der Anstieg hängt vor allem damit zusammen, dass wir unseren Kunden angeboten haben, ihre kompletten Fahrzeugbestände ohne Mehrkosten zu inserieren», erklärt Maurice Acker, National Sales Director von Autoscout24. «Diese Massnahme wurde dankbar angenommen und wir hatten teilweise über 187'000 Fahrzeuge online.»

Auffallend: Die Preise der Gebrauchtwagen waren höher als vor dem Lockdown. So stieg der durchschnittliche Occasionspreis der Händler-Angebote laut Autoscout von Mitte März bis Ende April mit 28'038 Franken kurzzeitig um über sechs Prozent im Vergleich zu Vor-Corona, als eine Occasion durchschnittlich 26'371 Franken kostete.

Nach den ersten Lockerungen Ende April bis Anfang Juni sank der Preis dann wieder leicht. «Wir sehen, dass die Preise wieder zurückgehen und sich dem gewohnten Niveau annähern. Trotzdem müssen wir aber wohl davon ausgehen, dass noch weiterhin etwas mehr für Occasionen bezahlt werden muss als im Vorjahr zu dieser Zeit», erklärt Maurice Acker.

Töff-Nachfrage fast verdoppelt

Auch bei Comparis, dem grössten Online-Marktplatz der Schweiz, hat das Corona-Virus seine Spuren hinterlassen. So verzeichnete die Plattform im Mai 78 Prozent mehr Online-Suchanfragen nach Motorrädern als im Vorjahr. «Die Angst vor einer Covid-19-Ansteckung im öffentlichen Verkehr ist eine mögliche Erklärung für die hohe Nachfrage», meint dazu Comparis-Mobilitätsexpertin Andrea Auer.

Wie eine Untersuchung des Bundes gezeigt hätte, hat die Corona-Krise bei uns den Individualverkehr regelrecht beflügelt. Mehr als drei Viertel der zurückgelegten Distanzen in der Schweiz wurden seit Mitte März mit den individuellen Verkehrsmitteln bewältigt – vor dem Lockdown waren es nur rund zwei Drittel der Strecken.

Schon nach den ersten Lockerungsschritten des Bundesrats Ende April verzeichneten die Suchanfragen auf Comparis.ch ein Plus von 71 Prozent gegenüber Vorjahr. Der zweite Lockerungsschritt am 11. Mai führte in der zweiten Mai-Hälfte dann sogar zu einer Verdoppelung der Nachfrage nach Zweirädern gegenüber der Vorjahresperiode.

Lieber Schweiz als ins Ausland

Neben dem Ansteckungsrisiko im ÖV sieht Auer aber weitere mögliche Gründe für die steigende Töff-Nachfrage: So sei die Lust auf Ferien im Ausland durch vorherrschende Schutzmassnahmen und einer drohenden zweiten Corona-Welle getrübt. «Vor diesem Hintergrund verbringen mehr Leute ihre Ferien in der Schweiz – und manche vermutlich mit Vorliebe auf dem Sattel eines neuen Motorrads», so Auer.

Während Maurice Acker davon ausgeht, dass sich das Preisniveau bei den Gebrauchtwagen mit der Zeit wieder einpendeln wird, siehts auf dem Neuwagenmarkt anders aus. Acker: «Da bei vielen Autoherstellern weiterhin nicht zu 100 Prozent produziert wird, werden weniger Neuwagen importiert und gelistet. Viele Hersteller haben Verkaufsaktionen lanciert und mit einem Nachschub-Problem zu kämpfen.» Dies könnte auch ein Grund sein, warum in den nächsten Monaten gute Occasionen gefragt sein dürften.

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