Schweizer Autoshow trotzt Bedeutungsverlust
Die Welt liebt Genf!

Den weltgrössten Autosalons in Frankfurt, Paris oder Detroit laufen die Aussteller davon. Die Messe in Genf kann aber trotz Abgängen neue Marken vermelden. Was macht den Autosalon am Lac Léman so besonders?
Publiziert: 07.02.2019 um 04:23 Uhr
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Aktualisiert: 04.03.2019 um 10:50 Uhr
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Postkarte zum allerersten Autosalon in Genf im Jahr 1905.
Foto: Werk
Andreas Engel und Wolfgang Gomoll

Wir schreiben das Jahr 1905. Die ersten Automobile, die man aus heutiger Sicht als solche bezeichnen kann, erblicken das Licht der Welt. In Genf hat man die Zeichen der Zeit erkannt: Der erste Genfer Autosalon findet statt – damals noch unter dem Namen «Nationale Automobil- und Fahrradausstellung». Von Beginn an schwärmen Aussteller und Besucher von einem besonderen Flair am Lac Léman.

In den kommenden 114 Jahren feierten hier zahlreiche automobile Meilensteine ihre Premiere. Opel Kapitän, Jaguar E-Type, Lamborghini Countach, Ford Capri, Audi Quattro, VW Scirocco oder Ferrari F50 sind nur einige davon. 

Live am Bildschirm statt vor Ort

In den letzten Jahren verkommen Automessen aber zunehmend zu einem Relikt des 20. Jahrhunderts. Zum einen können Journalisten und Besucher alle Enthüllungen per Livestream bequem vom Büro oder dem Sofa aus verfolgen. Zum anderen geben sich die Aussteller nicht mehr damit zufrieden, die Aufmerksamkeit mit der Konkurrenz zu teilen – und veranstalten deshalb eigene Events, um ihre Premieren der Öffentlichkeit vorzustellen.

Das trifft die klassischen Automessen direkt ins Mark: Die einst weltberühmte Detroit Motorshow im Rostgürtel der USA steht vor dem Aus, seit vor allem die deutschen Autobauer Audi, BMW und Mercedes ihre Auftritte gestrichen haben. 

Rund 30 neue Aussteller in Genf

Und selbst Vorzeige-Veranstaltungen wie die Frankfurter IAA leiden unter Besucher- und Ausstellerschwund. Dieses Jahr bleiben voraussichtlich Marken wie Aston Martin, Alpine, Cadillac und Chevrolet, Dacia, Mitsubishi, Nissan, Renault und Rolls-Royce der Messe fern.

Auch in Genf wird nicht die volle Bandbreite an Autobauern zu finden sein: Marken wie Ford, Hyundai, Jaguar/Land Rover, Mini, Opel oder Volvo haben für dieses Jahr ihren Auftritt in den Palexpo-Hallen abgesagt. Doch dafür kommen rund dreissig neue Aussteller in die Calvinstadt.

Nobe Cars aus Estland etwa stellt seine schicken, dreirädrigen Elektro-Kabinenroller aus. Auch Lokalmatadoren sind vertreten: Neben Dauergast Frank Rinderknecht mit seiner Konzeptschmiede Rinspeed aus Zumikon ZH ist dieses Jahr auch wieder Postroller-Produzent Kyburz mit seinen coolen Elektro-Roadstern am Start. 

Massenautos und Einzelstücke

Die Veranstalter erwarten in diesem Jahr wieder über 600'000 Besucher, welche die rund 150 Weltpremieren bestaunen wollen – darunter den BMW X7, den Renault Clio oder den Skoda Kamiq.

Neben der besonderen Stimmung sind es aber auch praktische Gründe für die konstante Beliebtheit des Genfer Salons: Während man sich an anderen grossen Ausstellungen die Füsse wund läuft, um von Halle zu Halle zu gelangen, sind die Wege in Genf kurz. Nobel-Karossen von Rolls-Royce stehen Stossstange an Stossstange mit Massenautos von VW oder exklusiven Einzelstücken von Pagani und anderen Supersportwagen-Bauern. 

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