«Heute sehen Sie mal keinen SUV», sagt uns Skoda-Boss Bernhard Maier schmunzelnd zur Begrüssung und nimmt auf dem Beifahrersitz im noch getarnten neuen Skoda Platz: «Wir geben den Scala erstmals in fremde Hände – und sind gespannt auf Ihre Rückmeldung.»
Macht nichts falsch
Also los! Ui, ist der leise. Nicht Maier, sondern der Scala: Selbst das Schnattern des sehr munteren Dreizylinders ist super weggedämmt. Feine Lenkung, mag Kurven, tut nie weh: Der Rapid-Nachfolger ist typisch Skoda. Ein Generalist statt Spezialist und somit ein Auto, das man nach dem Ausstieg im allerbesten Sinne vergisst, weils einfach alles kann und nichts falsch macht. Ausser dem Dreizylinder-Benziner (1.0 TSI, 115 PS) gibts den 1.5 TSI (150-PS-Benziner) und ab Ende 2019 einen Gasantrieb; nicht in die Schweiz kommen die kleine 95-PS-TSI-Version und der Diesel. Wahlweise gibts Schaltung oder Doppelkupplungsautomat.
Fühlt sich eine Dimension erwachsener an als der betont billige Rapid und wiederholt damit quasi das Erfolgsrezept des meistverkauften Autos der Schweiz, des Octavia – einfach eine Klasse tiefer: Der Octavia ist technisch und preislich ein Kompaktwagen, aber bietet den Platz und das Gefühl der Mittelklasse. Der Scala ist an sich ein Kleinwagen (MQB-A0-VW-Konzernbaukasten à la VW Polo), aber streckt sich bis in die Kompaktliga.
Erstmals unverhüllt
Aber wie sieht er aus? Nach der Fahrt heissts Smartphones abgeben, denn wir sehen ihn im Designzentrum im Mladá Boleslav (CR) vorab ungetarnt. Unser Eindruck: Auf die Enthüllung am 6. Dezember darf man sich freuen. Der Scala sieht tatsächlich aus wie die Studie Vision RS vom Pariser Salon, plus Türgriffe natürlich und minus fette Spoiler und XL-Räder und andere Showcar-Gadgets – aber: Skoda wird stylisch! Selbst Budgetkiller wie der dreidimensional ausgeformte Chromrand des Kühlergrills oder die teureren, weil zweiteiligen LED-Heckleuchten schaffen den Sprung in die Serie.
Neuer Klassenbester?
«Ein Auto braucht Charakter», betont CEO Maier, «Und der Scala hat mit dem Rapid nichts gemein.» Darum der neue Name: Aus dem Rapid (der für Märkte wie China vorerst parallel weitergebaut wird) wird als Scala ein Golf-Schläger, der freilich vor allem günstigere Konkurrenten wie Hyundai i30, Renault Mégane und Co. schmerzt: 4,36 (zum Vergleich: Golf 4,26) Meter lang, hinten massig Platz (wohl Klassenbester) und Laderaum (467-1410 l) und endlich ein Cockpit, das nicht angestaubt aussieht: optionale Digitalinstrumente, elegante Linie, Vollvernetzung, sehr viel Assistenz und auch typische Skoda-Details wie Eiskratzer im Tankdeckel oder Schirm in der Fahrertür. Und der Beifahrer? «Irgendwo müssen in dieser Klasse auch wir sparen», verrät schmunzelnd ein Entwickler.
Schicker und wohl teurer
Kritik? Die Lüftungsdüsen wirken eher billig – aber tragen dafür Griffleisten im Kristall-Look. Voll-LED-Licht kostet extra – aber Teil-LED ist schon Serie und sieht nicht billig aus. Der stehende Touchscreen (8,0 oder 9,2 Zoll, je nach Variante mit Sim-Karte fürs Online-Navi/-Radio) ist optional – aber die 6,5-Zoll-Basis bereits schick. Zum Rapid (ab 16'560 Fr.) wird der Scala ausser moderner und cooler wohl auch teurer. Wir finden: Das kann sich der frontgetriebene Fünftürer (Limousine folgt, aber wohl nicht in der Schweiz) jetzt aber eben auch leisten. Zumal schon der hierzulande eher glücklose Rapid bei uns vor allem in Topversion verkauft wurde.
Jede Wette, dass der Scala ein Hit wird. Selbst ohne 4x4- und RS-Version. Nicht geplant, heissts offiziell. Aber wer weiss?