Es kommt nicht ganz überraschend: Schon diesen Frühling fiel am Genfer Autosalon auf, dass einige Marken wie Opel, Mini, Tesla oder Chevrolet und Cadillac mit Abwesenheit glänzten (SonntagsBlick und Blick.ch berichteten). Aber schon zwei Jahre zuvor kündigte Volvo an, ihre Neuheiten künftig nur noch auf einer Messe pro Kontinent und Jahr auszustellen. Jetzt gehen die Schweden noch einen Schritt weiter, und verzichten fortan ganz darauf, ihre neuen Produkte an klassischen Automessen zu präsentieren.
Wandel verlangt neue Lösungen
«Mit dem Wandel in der Autobranche entstehen neue Zielgruppen für unsere Marke und damit neue Wege, um Produkte und Dienstleistungen auf den Markt zu bringen», sagt Björn Annwall, Volvo-Senior-Vice President und Strategie-Manager. «Die Teilnahme an den traditionellen Branchenevents ist daher kein Selbstläufer mehr. Wichtiger wird für uns, wie die jeweilige Kommunikationsplattform unsere Botschaften und die Art der präsentierten Technologien bestmöglich transportiert und verstärkt.» Zum Beispiel, indem Volvo den lifestyligen XC40 letztes Jahr an der Mailänder Fashion Week präsentierte, oder dass die Schweden bis 2025 rund die Hälfte ihrer Neuwagen über ein Abo-Modell (eine monatliche Gebühr soll Kosten für Auto, Versicherung und Wartung abdecken, der Kunde kann so verschiedene Fahrzeuge der Palette nutzen) verkaufen wollen.
Ein Hintertürchen bleibt offen
Björn Annwall lässt den Genfer Salon-Organisatoren aber ein kleines Türchen offen: «Mit unserem Entscheid kehren wir den Automessen nicht für immer den Rücken. Wir gehen davon aus, dass sich Messen wie der Genfer Autosalon weiterentwickeln. Daher ist es durchaus möglich, dass dann auch wir eines Tages wieder zurückkehren werden.
Genfer Autosalon reagiert
Der Genfer Autosalondirektor André Hefti bedauert natürlich die Volvo-Entscheidung und hofft, dass dieses Beispiel nicht weiter Schule machen wird. André Hefti: «Jede Absage ist ein Verlust! Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen grossen oder kleinen Aussteller handelt.» Aber die Genfer Organisatoren haben die Zeichen der Zeit erkannt und bereits erste Vorkehrungen zur Neuausrichtung der grössten Schweizer Publikumsmesse getroffen. So kündigte der Autosalon schon im März an einer Pressekonferenz die Zusammenarbeit mit der Internationalen Funkausstellung Berlin (IFA), dem europäischen Pendant zur amerikanischen Consumer Electronic Show (CES), an. Hefti: «Dies soll künftig Brücken zwischen der Elektronik- und der Autoindustrie schlagen und diese im Rahmen der Ausstellung auch materialisieren.» Genau auf diese Weise hofft man in Genf natürlich, Trendsetter-Marken wie Volvo oder Tesla wieder ins Boot zu kriegen.