Rolls-Royce Cullinan Black Badge schon gefahren
Der Rebell unter den Luxus-SUV

Multimillionäre werden immer jünger. Für sie macht Rolls-Royce seinen Luxus-SUV Cullinan als Black Badge noch rebellischer. Eine Testfahrt im Bad Boy der Upper Class.
Publiziert: 10.12.2019 um 02:23 Uhr
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Aktualisiert: 03.11.2020 um 23:20 Uhr
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Als Black Badge soll der Rolls-Royce Cullinan rebellischer wirken und auch jüngere Millionäre ansprechen.
Foto: Werk
Jürgen Wolff

Bei Rolls-Royce denkt manch ein Millionär eher an ein altes britisches Schloss als an eine moderne und luxuriöse Villa in Miami (USA). Doch genau diese, meist jüngere Kundschaft will die wohl exklusivste Automarke der Welt auch ansprechen. Dafür sollen die Black-Badge-Modelle sorgen. Quasi die Bad Boys unter den Rolls-Royce.

Wie die Briten dies erreichen? Mit tiefem Schwarz! Hochglänzend schwarz verchromter Kühlergrill, schwarze Emily und das doppelte R auf schwarzem Grund. Dazu kommt «das Alter Ego von Rolls-Royce» wie Chef Torsten Müller-Ötvös das Symbol für Unendlichkeit nennt. Die liegende Acht findet sich auf Rücklehnen und ist in den Türschwellern eingraviert.

Nach Wraith, Ghost und dem Cabrio Dawn macht künftig auch der Cullinan auf böser Junge und kommt so überraschend cool daher – auch ohne schwarze Lackierung. Denn auch für die Black-Badge-Modelle stehen alle 44'000 Farben zur Auswahl, die Rolls-Royce anbietet. Dazu können sich die Reichsten der Reichen wie immer auch ihre ganz eigene Farbe komponieren lassen.

Inbegriff von Luxus

Doch der eigene Lack ist erst der Anfang des Luxus. Die Dekor-Linie an der Seite tragen zwei Mitarbeiter auf, die nur dafür angestellt sind und drei Jahre geschult werden. Die Karbon-Furniere im Innenraum sind mit sechs Lackschichten überzogen, 72 Stunden ausgehärtet und sorgsam von Hand poliert. Das ganze dauert laut Rolls-Royce drei Wochen. Danach prüfen Spezialisten, dass alle 23 Karbon-Teile gleichmässig glitzern.

Der Fond wirkt wie ein britischer Club: breite und bequeme Sitze, ein Kühlschrank für Champagner samt Gläser und rund um weiches, handschmeichelndes Leder. Die Sitze sind weit zur Tür gerückt, damit die Lordschaft besonders bequem ein- und aussteigen kann. Die gegenläufig öffnenden Türen reichen so weit unter die Schweller, dass man sich nach einer Ausfahrt ins Gelände (als würde das ein Cullinan-Kunde wirklich tun ...) die Hose nicht schmutzig macht.

Der Laderaum fällt mit einem Volumen von 526 bis 1930 Liter angesichts der sonstigen Dimensionen des Cullinan gross, aber nicht üppig aus. Der Kofferraum des Bentley Bentayga etwa ist mit 427 bis 1770 Liter deutlich kleiner. Jener des Cadillac Escalade schluckt dagegen 1113 bis 3424 Liter.

Flinke Schrankwand

Hinter dem steilen Kühlergrill leistet ein 6,8-Liter-V12-Biturbo 600 PS (441 kW) sowie 900 Nm und ist damit als Black Badge 29 PS und 50 Nm stärker als der «gewöhnliche» Cullinan. Diese Power beschleunigt die 2,7 Tonnen schwere Schrankwand in 4,9 Sekunden auf Tempo 100. Dafür gönnt er sich aber im Schnitt auch 15,1 Liter Sprit auf 100 Kilometer.

Beim Fahren liefert der Cullinan genau jene Leichtigkeit und Agilität, welche die Marke verspricht. Überholen schien bei unserer Testfahrt fast unmöglich – erst recht, drei Sattelzüge auf einmal. Der Cullinan schafft das souverän, selbst an Steigungen. Und dank Hinterradlenkung wieselt er locker-flockig durch die Serpentinen. Wir vergessen schnell, dass wir mindesten 426'400 Franken um die Kurven jagen. Damit kostet der Cullinan mit schwarzem Badge rund 60'000 Franken zusätzlich. Aber Rebellen kümmern sich ja nicht um Preise.

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