Die skurrile Optik des Elektro-Renault sorgt überall für Aufsehen und erntet viel Sympathie bei anderen Verkehrteilnehmern. Egal ob Jung oder Alt, alle bestaunen sie das vierrädrige Ding, das sich bis auf ein nerviges Sirren beim Beschleunigen lautlos durch den Verkehr schlängelt. „Der Twizy ist kein Microcar, sonst hätten wir ja einen ‚Smart by Renault’ machen können“, erläutert Renault-Marketingmann Vicent Frappeau.
Dass fürs Fahrwerk des Elektroflohs das Team von Renault Sport zuständig war, spürt man schon nach wenigen Metern. Selbst ohne ABS und ESP liegt der Twizy äusserst stabil und schiebt in Kurven bei zu viel Tempo gutmütig über alle vier Räder. Selbst bei einer Vollbremsung mit Höchstgeschwindigkeit (80 km/h) bleibt er spurtreu und bricht nicht aus. Dank Sicherheitskäfig, Vierpunktgurt und Airbag bietet er zudem mehr Schutz als ein herkömmlicher Roller. „Ein nicht den Sicherheitsvorschriften entsprechendes Funmobil kann jeder bauen“, erklärt Frappeau, „aber so was können wir uns bei Renault natürlich nicht leisten.“ Und so fühlt man sich am Steuer des Twizy auf Anhieb sicher und gibt schon nach wenigen Kilometern beherzt Gas. Die von Renault mit 100 km angegebene Reichweite ist allerdings eher ein akademischer Wert. Da man im Twizy das Gaspedal gerne meist bis zum Bodenblech durchdrückt, kommt man in der Praxis mit einer Batterieladung noch rund 50 km weit. Aufgeladen wird der Elektroflitzer an jeder herkömmlichen Haushaltssteckdose über ein drei Meter langes Spiralkabel, das sich genau wie der Tank fürs Scheibenwischwasser unter einer Klappe in der Front versteckt. Bei leerer Batterie dauert dies lediglich 3,5 Stunden.
Schnell geht’s auch beim Ampelstart. Der Twizy hält dank 57 Nm Drehmoment mit herkömmlichen Rollern mit und schafft die ersten 50 Meter in nur 6,7 Sekunden. Bei 80 km/h wird der 18-PS-Motor abgeregelt. Dieser wurde übrigens von denselben F1-Ingenieuren entwickelt, die für Weltmeister Sebastian Vettel am Bremsenergierückgewinnungssystem KERS sowie dem E-Motor für die künftige Fahrt durch die Boxengasse forschen.
Neben viel Fahrspass, aber etwas wenig Stauraum (31 Liter), bietet der Twizy, aber durchaus auch praktische Aspekte: Parkieren ist dank 2,34 Meter Länge und einem Wendekreis von 6,80 Meter ein Kinderspiel. Quer würden gleich drei Stück auf ein Parkfeld passen und dank der Flügeltüren (Aufpreis 800 Franken) ist auch das Ein- und Aussteigen kinderleicht. Allerdings benötigt er dennoch klar mehr Platz als normale Roller. Und im Gegensatz zu den EU-Ländern muss man in der Schweiz mindestens 18-Jährig sein und den Ausweis Kategorie B1 (Klein- und dreirädrige Motorfahrzeuge mit einem Leergewicht von nicht mehr als 550 kg) besitzen, um ihn fahren zu dürfen. Da ziehen vermutlich viele Junge einen richtigen Kleinwagen vor. Nicht zuletzt, da auch der Preis (ab 9600 Franken) sowie die Batteriemiete (variiert je nach Jahreskilometerleistung zwischen 59 bis 86 Franken pro Monat) nicht besonders jugendfreundlich ist.
Fazit: Obwohl die Batterie nur gemietet statt gekauft werden muss, ist der Elektro-Twizy ein eher teurer Mix aus Töff und Auto, der dafür viel Fahrspass bietet.