Renault Kadjar
Renaults neuer Hoffnungsträger

Renaults Chefdesigner Laurens van den Acker (49) erläutert SonntagsBlick exklusiv Details zum neuen Crossover Kadjar und zu weiteren Renault-Modellen wie den neuen Alpine sowie den Einfluss des chinesischen Marktes aufs Design.
Publiziert: 09.02.2015 um 11:50 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 12:37 Uhr
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Von Jürg A. Stettler

Die Genfer Weltpremiere Kadjar ist nur eine von fünf Renault-Neuheiten für dieses Jahr. Zusätzlich zum Fünfplätzer fürs boomende Crossover-Segment lancieren die Franzosen 2015 die Nachfolger für Espace und Laguna, einen weiteren Kleinstwagen sowie einen Pickup. Gross sind Renaults Erwartungen aber vor allem an den 4,45 Meter langen und 1,60 Meter hohen Kadjar. Trotz eigenständiger und dynamischer Optik kann der attraktive Franzose seine Verwandtschaft zum Konzern-Zwilling Nissan Qashqai, mit dem er sich Plattform und Technik teilt, nicht kaschieren. Dank 4x4 oder Frontantrieb (mit optionaler elektronischer Traktionshilfe) sowie 19 Zentimeter Bodenfreiheit dürfte der neue Renault-Crossover auch leichtes Gelände meistern. SonntagsBlick warf zusammen mit Renault-Chefdesigner Laurens van den Acker (49) schon mal einen ersten Blick auf Renaults Genfer Weltpremiere.

Ist der Kadjar nicht einfach ein aufgeblasener Captur?
Laurens van den Acker:
Nein. Der rund 30 Zentimeter längere Kadjar besitzt zwar Elemente vom Clio und Captur. Aber alleine schon die Proportionen erlaubten es uns nicht, den Captur einfach aufzublasen.

Warum der exotische Name?
Er soll Abenteuerlust widerspiegeln, exotisch und doch markant klingen. Er setzt sich aus Kad für «Quad» und die Offroadfähigkeit sowie Jar zusammen. Letzteres als Anlehnung ans französische Verb «jaillir» (hervorbrechen, die Red.), was die Agilität des Fahrzeugs unterstreichen soll.

Nennen Sie uns die wichtigsten Designdetails?
Sicher die Front mit der klaren Renault-Identität und der neuen Leuchtgrafik mit dem integrierten C in der Signatur der Voll-LED-Scheinwerfer. Am besten gefällt mir aber die Schulterpartie mit dem Schwung in der Fensterlinie sowie die grossen 19-Zoll-Räder – eine perfekte Verbindung von Kraft und Sinnlichkeit. Weil Renault mit dem Kadjar sehr spät in ein boomendes Segment einsteigt, muss er als Neuer auffallen. Deshalb war ein markanter Auftritt wichtig. Und dabei hilft uns lustigerweise auch China.

Wie meines Sie das?
In China ist man nicht so zurückhaltend wie in Europa. Man ist stolz auf sein Auto. Es ist noch ein Statussymbol und nicht wie bei uns eher das Haus oder die Wohnung. Daher darf das Auto durchaus auch auffallen sowie frech und provokant sein. Das erlaubte es mir beim Kadjar ein markantes Gesicht zu zeichnen. Und kommt mir als Designer bei Entwürfen für neue Modelle natürlich grundsätzlich entgegen.

Das heisst, Sie zeichnen Autos im Hinblick auf den Markteintritt von Renault 2016 in China anders?
Ja und nein. Wir mussten eine gute Mischung finden, um ein weltweit akzeptiertes Modell zu kreieren. Und erste Feedbacks zum neuen Kadjar stimmen uns da sehr positiv. Doch beispielsweise das feurige Rot, das in China ja für Freude und Glück steht, haben wir für den Crossover natürlich mit Absicht gewählt.

Haben neue Technologien wie etwa autonomes Fahren auch Einfluss aufs Design?
Autonomes Fahren wird einen unglaublichen Einfluss aufs Design haben. Wie übrigens alle neuen Techniken. Schon Elektroautos schufen für uns Designer enorme Freiheiten, da der Antrieb kompakter ist und man die Batterien praktisch überall unterbringen kann. Durchs autonome Fahren kommt eine weitere Dimension hinzu, das ist genial! Es wird vor allem im Interieur enorme Veränderungen mit sich bringen.

Welche?
Wir stellen uns folgende Fragen: Wie viele Bildschirme brauchts künftig im Auto? Wie viel sozialer Austausch und Konnektivität ist nötig? Muss der Fahrer überhaupt noch in Fahrtrichtung schauen oder darf er während der Fahrt seinen Sitz auch zu den Passagieren im Fond drehen? Oder noch krasser: Brauchts überhaupt noch ein Lenkrad? Schön möglich, dass man dann autonomes Fahren auch im Aussendesign noch verdeutlichen muss, ähnlich wie heute bei Elektroautos – mal abwarten.

Woran werde ich trotzdem erkennen, dass ich in einem Renault sitze?
Weil wir trotz der ganzen Konnektivität bei Renault nicht vergessen, dass wir ein Volumenhersteller sind. Das heisst, wir müssen primär das Leben an Bord vereinfachen. Das zeigt sich in kleinen Dingen, wie abnehmbaren Sitzbezügen oder einer herausnehmbaren Tasche als Handschuhfach. Ein Renault-Innenraum muss per Definition praktisch und flexibel sein. Und man muss sich sofort darin wohlfühlen. Dies wird auch beim Kadjar so sein.

Dacia-Modelle warten inzwischen mit tollem Design auf, haben Sie keine Angst, dass Ihre Billigmarke so zu nahe an Renault ranrückt?
Nein, denn das Design von Dacia ist sehr rational, bei Renault dagegen emotional. Während ein Renault südländischer, emotionaler, mit verführerischen Linien und natürlich französischem Flair auftreten wird, hat ein Dacia eher etwas Deutsches, Robustes und Rationales. Und diese Unterscheidung funktioniert auch am Markt, sowohl der Dacia Sandero als auch der Renault Clio verkaufen sich gut.

Um wie viele Autos kümmern Sie sich eigentlich momentan?
Wir entwickeln etwa 40 bis 50 Autos parallel. Darunter sind aber auch Facelifts und Studien. Wir müssen jedoch aufpassen, dass wir nicht einfach möglichst viele neue Modelle auf den Markt werfen, sondern lieber weniger, dafür solche die einschlagen!

Ihre Traumwagen waren der erste Lancia Stratos und der Alpine 110. Wie weit ist eigentlich der neue Alpine gediehen?
Der Wagen ist fertig und er sieht sehr gut aus. Eine geballte Ladung Leidenschaft und Sportlichkeit! Nun wird geklärt, ob sich der Businesscase rechnet. Das heisst: Daumen drücken, damit nichts mehr dazwischen kommt und es bald grünes Licht für den neuen Alpine gibt. Denn lange sollte man mit diesem Sportwagen nicht mehr warten, sondern das emotionale Produkt bald auf den Markt bringen.

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