Es ist völlig still, nur die Schritte auf dem knirschenden Eis sind zu hören. Morgens um 8:30 Uhr schimmert die Sonne zurückhaltend am Horizont, das Thermometer zeigt Werte um den Gefrierpunkt. «Es ist der wärmste Tag seit über sechs Wochen», sagt man uns später. Hier in der Gemeinde Kittilä im finnischen Teil Lapplands leben rund 6500 Einwohner auf einer Fläche grösser als das Bündnerland. Helsinki ist 1000 Kilometer entfernt. Dennoch ist der in Kittilä gelegene Ort Levi das grösste Skiressort Finnlands.
Doch statt uns auf zwei Brettern die weissen Pisten runterzustürzen, wollen wir heute auf vier Rädern den glatten Untergrund kennenlernen. Möglich machts Porsches neu erschlossenes Trainingsgelände unweit des Skiorts. Unsere Arbeitsgeräte für den heutigen Tag sind der 911 Turbo und der 911 Turbo S, mit 520 bzw. 560 PS die stärksten 911er im Stall des Stuttgarter Autobauers. Auf der Rennstrecke überzeugen sie mit ihrer enormen Power (0-100 km/h in 3,1 bzw. 3,2 s). Aber auf Eis? Wir fragen uns, ob das wirklich eine gute Idee ist. Immerhin kosten die Sportschlitten bis zu 272'000 Franken.
Damit wir die teuren Fahrzeuge nicht gleich zu Beginn des Trainingstages in die nächste Schneewehe jagen, steht erst mal Theorie auf dem Programm. Jens Richter, seit zwölf Jahren Fahrinstruktor bei Porsche, erklärt die Fahrphysik. «Beim Untersteuern ist die Summe aus Beschleunigung und Fliehkräften grösser als die Reibung der Vorderräder. Sprich: Das Auto schiebt über die Vorderräder und man kriegt die Kurve nicht. Das passiert meistens, wenn die Kurve zu schnell angefahren wird.» Beim Übersteuern hingegen sorgt zu viel Gas in der Kurve dafür, dass das Heck ausbricht – und das wollen wir.
Die Turbos tragen 4-Millimeter-Spikes an den 20-Zoll-Reifen, um auf dem wenig Haftung bietenden Eis auch wieder genügend Grip unter die Räder zu bekommen. Nach einer gemütlichen Einführungsrunde gehts ans Eingemachte. Per Funk gibt der Instruktor Tipps: «Beim Lastwechsel verlagern wir den Schwerpunkt des Fahrzeugs durch Bremsen nach vorne. Bricht das Heck aus, könnt ihr durch kontrolliertes Gegenlenken und gezielte Gasstösse das Fahrzeug zum driften bringen.» Auch wenn anfangs noch nicht jede Kurve gelingt, fühlen wir uns doch schnell wie die Profirennfahrer. Bremsen, lenken, Gas geben, driften. In S-Kurven kann der Schwung des pendelnden Hecks gleich wieder für die nächste Kehre genutzt werden. Wer sich überschätzt und in der Schneewehe landet, muss über Funk Rettung bestellen. «Wir brauchen einen Cayenne!», den Satz hören wir heute oft. Porsches grosser SUV dient im Notfall als Abschleppwagen für die im Schnee steckengebliebenen Sport-Boliden.
Das Highlight des Tages steht aber einige Meter abseits unserer Trainingsstrecke. Auf einem abgesperrten Parcours hat Porsche den fast 800'000 Franken teuren Supersportwagen 918 Spyder für exklusive «Taxifahrten» geparkt. Wir steigen zum Schweizer Rennprofi Neel Jani (31) ins Cockpit. Doch selbst Jani, als Werksfahrer bei Porsche angestellt und 2014 unter anderem bei den 24 Stunden von Le Mans gestartet, hat Respekt vor so viel Power auf Eis. «Ehrlich gesagt ist das mein erstes Winterfahrtraining. Solche Bedingungen in so einem Boliden verlangen schon viel Konzentration.» Auch beim Profi klappts anfangs noch nicht reibungslos. In einer scharf angefahrenen 180-Grad-Kurve gibt Jani zu viel Gas. Das Heck bricht aus, ein Dreher ist die Folge. Dennoch hat Jani sichtlich Spass auf dem Eisparcours. «Es ist eine tolle Erfahrung. Selbst ein Profi kann hier noch einiges lernen.»
Nachgefragt bei Neel Jani, Schweizer Rennfahrer und Porsche Werkspilot.
Was ist das wichtigste beim Driften auf Eis?
Neel Jani: Es ist wie beim Skifahren: Lass das Auto laufen. Mit der Bremse löst man den Drift aus. Wenn du dann aber zu viel lenkst, verlierst du die Kontrolle und drehst dich weg. Manchmal kannst du das Lenkrad sogar loslassen, das Auto bringt sich selbst wieder in die richtige Position.
Welchen Einfluss haben Sicherheitssysteme wie ESP aufs Driften?
Mit eingeschalteten Systemen ist das Auto kaum aus der Balance zu bringen. Das Drehmoment, das fürs Driften benötigt wird, wird zu sehr eingegrenzt. Diese wachende Hand ist natürlich sinnvoll zum Fahren auf normalen Strassen. Hier im Training lässt sie aber zu wenig Spielraum.
Welche Tipps geben Sie normalen Autofahrern beim Fahren im Winter?
Egal ob mit Spikes, 4x4 oder normalen Winterreifen: Der Bremsweg ist auf Schnee enorm lang. Viele Unfälle entstehen dadurch, dass die Leute zu schnell in eine Kurve hineinfahren, panisch auf die Bremse stehen und dann die Kontrolle verlieren. Auf den Speed und das Bremsgefühl kommts an.
Nachgefragt bei Neel Jani, Schweizer Rennfahrer und Porsche Werkspilot.
Was ist das wichtigste beim Driften auf Eis?
Neel Jani: Es ist wie beim Skifahren: Lass das Auto laufen. Mit der Bremse löst man den Drift aus. Wenn du dann aber zu viel lenkst, verlierst du die Kontrolle und drehst dich weg. Manchmal kannst du das Lenkrad sogar loslassen, das Auto bringt sich selbst wieder in die richtige Position.
Welchen Einfluss haben Sicherheitssysteme wie ESP aufs Driften?
Mit eingeschalteten Systemen ist das Auto kaum aus der Balance zu bringen. Das Drehmoment, das fürs Driften benötigt wird, wird zu sehr eingegrenzt. Diese wachende Hand ist natürlich sinnvoll zum Fahren auf normalen Strassen. Hier im Training lässt sie aber zu wenig Spielraum.
Welche Tipps geben Sie normalen Autofahrern beim Fahren im Winter?
Egal ob mit Spikes, 4x4 oder normalen Winterreifen: Der Bremsweg ist auf Schnee enorm lang. Viele Unfälle entstehen dadurch, dass die Leute zu schnell in eine Kurve hineinfahren, panisch auf die Bremse stehen und dann die Kontrolle verlieren. Auf den Speed und das Bremsgefühl kommts an.