Porsche 911 GT3 RS
Da sind Respekt und Disziplin gefragt

Der neue Porsche 911 GT3 RS ist nicht mehr und nicht weniger als ein Rennauto für die Strasse. Seine 500 PS an der Hinterachse sorgen auf kurvenreicher Strasse trotz perfekt arbeitender Traktionskontrolle öfters für ein flaues Gefühl im Magen.
Publiziert: 31.05.2015 um 00:09 Uhr
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Aktualisiert: 11.10.2018 um 00:48 Uhr
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Von Marcel Sommer

Noch nie war ein Porsche-Serienfahrzeug so nah mit einem Rennauto verwandt wie der neue 911 GT3 RS. Der ab 221'600 Franken erhältliche Sportler verlangt nach Respekt und Disziplin. Denn selten zuvor fühlte sich der Grat zwischen «perfekt kontrollierbar» und «auf Wiedersehen» so schmal an. Dank des gigantischen, aber nach hinten die Sicht raubenden Heckflügels, beträgt der Anpressdruck bis zu 345 Kilo. Das erlaubt Kurventempi jenseits von Gut und Böse – oder physikalischer formuliert – Querbeschleunigungen von fast zwei G. So wird der 500 PS und 460 Nm starke Hecktriebler auf der Strasse zur brutalen Fahrmaschine. Weil aber das Zusammenspiel der 21 Zoll grossen Hinterräder und der Traktionskontrolle bei flotter Kurvenfahrt perfekt funktioniert, sitzt die einzige Schwachstelle beim 911 GT3 RS hinter dem schicken Alcantara-Lenkrad und heisst … Mensch.

Um aber auch dort die Fehlerquote möglichst gering zu halten, darf der Fahrer während der kompletten Fahrt beide Hände am Lenkrad behalten. Das automatisierte 7-Gang-PDK-Getriebe «schaltet genauso, wie es ein Rennfahrer machen würde», lobt Rallyelegende und Porsche-Testfahrer Walter Röhrl. Und während selbst ein begnadeter Rennfahrer wie Röhrl die elektronische Traktionskontrolle nicht abschaltet, stellt er dafür die Federung auf «Sport». Schon auf den ersten Metern wird die Wirkung deutlich: der Kontakt zur Strasse könnte nur direkter sein, wenn man direkt mit dem Hintern auf dem Asphalt sässe. Das bietet sich aber bei Tempi von bis zu 310 km/h nur bedingt an. Imposanter als der reine Topspeed ist jedoch der Weg dorthin. Nach 3,3 Sekunden ist Tempo 100, nach 7,6 Sekunden die 200er-Marke erreicht. Zusammen mit der knallharten Federung erhält man so eine der schnellsten Ganzkörpermassagen.

Ob ein GT3 RS auch alltagstauglich sein muss, sei mal dahingestellt. So gibts diverse Gewichtsabspeck-Möglichkeiten – etwa der Verzicht auf die Klimaanlage oder das Radio. Selbst ein von 90 auf 64 Liter reduzierter Benzintank ist erhältlich. Da aber schon der von Porsche angegebene Normverbrauch 12,7 Liter beträgt, bietet sich diese Option nur für echte Hardcore-Racer an. Dafür überrascht Porsche seine Kunden mit auf beiden Seiten beleuchteten Schminkspiegeln, USB-Aufladebuchsen oder einem sogenannten Pit-Speed-Limiter. Dieses praktische Helferlein bietet sich vor allem in Zonen, wo Tempo 30, 50, 80 oder 120 vorgeschrieben ist, an. Denn der schärfste 911er erfordert auf unseren Strassen neben Respekt vor allem eines: Disziplin!

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