Wenn sich die Polizei in Dubai ein neues Polizeiauto anschafft, würde das bei uns das Jahresbudget eines ganzen Polizeikorps sprengen: Ein Bugatti Veyron für fast zwei Millionen Franken oder ein Porsche 918 Spyder für knapp eine Million Franken machen im Wüstenstaat den Braten auch nicht mehr feiss. Wenn sich jedoch die niederländische Polizei in einem flotten Porsche auf Gangsterjagd begibt, dann ist das zumindest einen zweiten Blick wert – auch, wenn dies nun schon ein paar Jahre her ist.
Was für ein Arbeitsplatz!
Der Porsche 356 B Cabrio mit dem Rufzeichen «Alex 2707» war im Jahr 1962 einer der ersten Dienst-Porsche, mit der die niederländische Autobahnpolizei im beschaulichen Utrecht auf Gangsterjagd ging.
Die Aufgabe der als «weisse Mäuse» bezeichneten Polizei-Porsche bestand darin, die damals noch über keinerlei Tempolimits verfügende Autobahn sicherer zu gestalten. Denn schwere Unfälle waren an der Tagesordnung, 1600 Verkehrstote verzeichnete Holland anfangs der 1960er-Jahre.
Nur für die Elite
Bevor der weiss-orange Sportwagen auf die Autobahn gelassen wurde, musste aber erst eine Elitetruppe geformt werden. Die Voraussetzungen, um Teil dieser Spezialeinheit zu werden, waren nicht ohne: Dass gute Fahrkünste und Verkehrserfahrung vorhanden sein musste, war klar. Zudem mussten die Anwärter über eine sehr gute körperliche Verfassung verfügen und mindestens 25 Jahre alt sein.
Das war aber noch nicht alles. Sie mussten zudem verheiratet sein und sollten vorzugsweise Kinder haben, da dies eine verantwortungsbewusste Fahrweise fördert und unnötige Risikobereitschaft ausschliessen soll. Was nicht hiess, dass diese Elite-Beamten zwangsläufig einer Verfolgungsjagd abgeneigt waren.
Dem F1-Fahrer auf den Fersen
Für die bekannteste Jagd sorgte 1984 der F1-Pilot Jan Lammers mit seiner Alpine A 310. Erst von einem LKW gestoppt, gelang es der Porsche-Polizei, ihn zu stellen. Seinen Führerschein war er danach los. Allerdings gewann der Raser noch im selben Jahr sein erstes grosses Rennen. Nicht mit einer Alpine sondern mit einem … Porsche!
Ohne Dach ist Vorschrift – bis zwei Grad!
Die Zweimann-Besatzung war stets mit einem weiss-orangen Helm, weissem Mantel sowie weissen Handschuhen bekleidet. Denn bis zu einer Temperatur von zwei Grad musste laut Vorschrift offen gefahren werden.
Bei Nichtbeachtung folgte eine drakonische Strafe – in Form von Kuchen-Mitbringen. «Diese Männer waren die gesündesten Polizisten von allen. Es gab kaum Krankmeldungen», weiss Hans Blonk, der Porsche und die Reichspolizei vor über einem halben Jahrhundert zusammenbrachte.
Konkurrenz ausgestochen
Die niederländische Polizei zog für ihre Autobahn-Dienste auch andere Fahrzeuge wie Fiat 124 Abarth Spider, Alfa Romeo Spider oder Triumph TR6 und Citroën DS Chapron Cabrio in Betracht, doch der Porsche 356 B überflügelte sie alle.
«Die damals eingesetzten Alfa überhitzten regelmässig beim Rückwärtsfahren auf der Autobahn. Der luftgekühlte Heckmotor des Porsche hatte damit keine Probleme», weiss der heute 84-jährige Blonk.
Insgesamt umfasste die Rijkspolitie-Porsche-Flotte von 1962 bis 1996 507 Fahrzeuge. Die Rijkspolitie ist damit bis heute der grösste Porsche-Flottenbesitzer in der Geschichte der deutschen Sportwagenmarke.
1996 endete die Ära, der letzte niederländische Verkehrspolizist der «Rijkspolitie» entstieg (bei guter Gesundheit) seinem Dienstporsche.