Plug-in-Hybrid
Fabelwerte und kaum Vergleichsmöglichkeiten

Ein Mercedes S 500 e mit 442 PS verbraucht offiziell 2,8 Liter. Oder der Mitsubishi-SUV Outlander PHEV ist verbrauchsgünstiger als der ebenfalls über Plug-in-Hybrid-Technik verfügende Toyota Prius. Wie kommen die Hersteller auf solche Fabelwerte für ihre Plug-in-Fahrzeuge?
Publiziert: 20.06.2015 um 23:52 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 02:43 Uhr
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Mercedes S 500 e
Von Raoul Schwinnen und Francesco Greco

Kürzlich nervte sich ein Kollege über die von uns in den Medien abgedruckten Verbrauchswerte von Fahrzeugen mit Plug-in-Hybridantrieb. «Die entsprechen überhaupt nicht der Realität», schimpfte er, «damit führt ihr Eure Leser in die Irre.»

Er hat nicht ganz unrecht! Schuld ist allerdings der realitätsferne «Neue Europäische Fahrzyklus NEFZ», nach dem alle Normverbrauchswerte von Neuwagen bei Laborbedingungen auf dem Prüfstand ermittelt werden (siehe Box). Und da Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge zu diesem Messzyklus mit vollgeladenen Batterien antreten dürfen, haben sie gegenüber herkömmlich motorisierten Fahrzeugen zusätzlich einen Vorteil. Je weiter ein Plug-in-Auto rein elektrisch fahren kann, desto besser schneidet es im Verbrauchszyklus ab, da für die offizielle Testangabe im Zyklus alleine nur der fossile Treibstoffverbrauch zählt.

Aber selbst beim Vergleich unter Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen gibts in die Irre führende Resultate. So verglich TCS-Experte Francesco Greco im Auftrag von SonntagsBlick den Plug-in-Hybrid-SUV Mitsubishi Outlander PHEV mit dem Toyota Prius Plug-in-Hybrid. Auf den ersten Blick schneidet der Mitsubishi-SUV mit einem Normverbrauch von nur 1,9 l/100 km gegenüber dem kompakteren Prius mit 2,1 l/100 km besser ab. Analysiert man aber im Detail, muss man beim Outlander noch einen Energieverbrauch von 13,4 kWh/100 km addieren, was einem Benzinäquivalent von total 3,4 l/100 km entspricht (1,9 l/100 km + 13,4 kWh/100 km). Beim Prius mit seiner kleineren Batterie kommen dagegen nur 5,2 kWh/100 km) dazu, was einem Benzinäquivalent von total 2,7 l/100 km entspricht. Obwohl der tatsächliche Energieverbrauch des Outlanders also höher ist, schneidet er beim Norm-Verbrauch mit 1,9 l/100 km besser ab als der Prius. Auch seine rein elektrische Fahrleistung (bis zu 52 km bei Tempi unter 120 km/h) ist laut Hersteller höher als beim Prius (bis zu 25 km bei Tempi unter 100 km/h), was auf die grössere Batteriekapazität (12 kWh gegenüber 4,4 kWh) zurückzuführen ist.

Fazit: Solange zur Ermittlung der Normverbräuche nur der Ausstoss an fossilem Treibstoff berücksichtigt, aber der elektrische Energieverbrauch ausser acht gelassen wird, ändert sich an den in die Irre führenden Verbrauchsangaben für Plug-in-Fahrzeuge nichts. Auch nach der allfälligen Einführung des neuen «Worldwide Light Duty Cycles» (WLTC) im Jahre 2018 nicht.

So wird heute der Normverbrauch ermittelt

Die Normverbräuche von Neuwagen werden nach dem sogenannten «Neuen Europäischen Fahrzyklus» (NEFZ) auf dem Prüfstand gemessen. Der NEFZ dauert 20 Minuten, es wird während 11,023 Kilometern mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 33,6 km/h gefahren, wobei maximal bis 120 km/h beschleunigt wird.

In der Realität sind die Verbräuche der meisten Autos deutlich höher (im Schnitt um 1,5 l/100 km) als die auf dem Prüfstand ermittelten Normangaben. Deshalb dürfte ab 2018 der neue «Worldwide Light Duty Cycle» (WLTC) eingeführt werden. Dieser neue Zyklus soll unter anderem dank einer Dauer von 30 Minuten, 23,350 Kilometern Länge und 46,6 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit (Beschleunigung bis 131 km/h) der Realität etwas näher kommen. Aber das Ei des Kolumbus scheint – nicht zuletzt unter dem Aspekt der zu erwartenden Zunahme von Plug-in-Hybriden – auch dieser Zyklus nicht.

Die Normverbräuche von Neuwagen werden nach dem sogenannten «Neuen Europäischen Fahrzyklus» (NEFZ) auf dem Prüfstand gemessen. Der NEFZ dauert 20 Minuten, es wird während 11,023 Kilometern mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 33,6 km/h gefahren, wobei maximal bis 120 km/h beschleunigt wird.

In der Realität sind die Verbräuche der meisten Autos deutlich höher (im Schnitt um 1,5 l/100 km) als die auf dem Prüfstand ermittelten Normangaben. Deshalb dürfte ab 2018 der neue «Worldwide Light Duty Cycle» (WLTC) eingeführt werden. Dieser neue Zyklus soll unter anderem dank einer Dauer von 30 Minuten, 23,350 Kilometern Länge und 46,6 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit (Beschleunigung bis 131 km/h) der Realität etwas näher kommen. Aber das Ei des Kolumbus scheint – nicht zuletzt unter dem Aspekt der zu erwartenden Zunahme von Plug-in-Hybriden – auch dieser Zyklus nicht.

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