Um wohl kein anderes Fahrzeug ranken sich so viele Geschichten und Mythen wie um den Lamborghini Miura. Los gehts schon damit, dass nicht genau klar ist, wie viele Exemplare überhaupt gebaut wurden: Lamborghini spricht von 762 Stück. Weil die Italiener aber das gleiche Fahrzeug mehrmals mit einer anderen Chassisnummer auslieferten, dürften es wohl eher nur 740 Fahrzeuge gewesen sein.
Der Miura war der erste radikale Mittelmotor-Sportwagen von Lamborghini. Mit seinem quer eingebauten, bis zu 385 PS starken V12 und einer Spitze von 274 km/h war er lange Zeit das schnellste Serienauto der Welt. Die Idee für den Traumwagen hatten der damalige Chefkonstrukteur Gian Paolo Dallara, Produktionsleiter Paolo Stanzani und Testfahrer Bob Wallace. Sie entwarfen 1965 nach Feierabend erste Skizzen, glaubten aber nicht daran, dass ihr Boss Ferrucio Lamborghini die Idee eines kompromisslosen Rennwagens für die Strasse befürworten würde. Doch der war vom Konzept angetan – und gab grünes Licht. Der Designauftrag ging an Nuccio Bertone. Und dessen junger Designchef Marcello Gandini machte sich mit seinem ersten grossen Wurf gleich unsterblich.
30 Jahre in der Hotelgarage vergessen
Dass von mindestens einem Drittel der angeblich gebauten Miura nicht bekannt ist, wo sie sich heute befinden, mag viele erstaunen. Gründe dafür sind vielleicht Anekdoten wie folgende: So erzählt man, dass ein arabischer Prinz derart überstürzt aus den USA abreisen musste, dass er seinen Miura mit laufendem Motor und Chinchilla-Pelzmantel auf dem Beifahrersitz vor dem Flughafen in Washington abstellte – und nie wieder abholte. Oder der griechische Sänger Stamatis Kokotas, der von Aristoteles Onassis einen Miura geschenkt erhalten hatte, bewegte diesen so heftig, dass der Motor explodierte. Also stellt er das Fahrzeug in der Tiefgarage des Hotel Hilton in Athen ab – und «vergass» es dort über 30 Jahre lang.
«Schweizer» Miura unterm Hammer
Es gab aber auch stolze Miura-Besitzer wie etwa Sänger Frank Sinatra, der einst sagte: «Wenn du jemand sein willst, kaufst du einen Ferrari. Wenn du jemand bist, einen Lamborghini.» Die Oldtimer Galerie in Toffen BE versteigert am 17. Oktober ein ganz besonderes Miura-Exemplar. Allein die Farbe, Blu Miura, ist aussergewöhnlich. Das Fahrzeug kam 1968 über den damaligen Lamborghini-Importeur Karl Foitek in die Schweiz. Erster Besitzer war Otto Wild aus Muri AG, der damals 58'000 Franken bezahlte. Doch nur acht Monate später tauschte Wild den blauen Miura bereits wieder ein; das Fahrzeug ging nach Biel und drei Jahre später ins Luzernische. Dort verliert sich 1972 die Spur des Sportwagens mit der Chassisnummer #3604 – und es sollte fast ein halbes Jahrhundert dauern, bis das Fahrzeug jetzt wieder in voller (restaurierter) Pracht in der Oldtimer Galerie in Toffen auftauchte. Auktionator Reinhard Schmidlin vermutet, dass der immer in der Schweiz gebliebene Miura am kommenden Samstag, 17. Oktober für rund 1,5 Millionen Franken seinen Besitzer wechseln könnte.