Nissan Skyline 2000 GT-R
Rasender Bonsaiflüsterer

Im Land der aufgehenden Sonne fahren noch rund 1.000 Exemplare der ersten Nissan Skyline 2000 GT-R-Generation herum. Ein Gärtner gehört ebenfalls zu den Besitzern.
Publiziert: 11.12.2013 um 12:13 Uhr
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Aktualisiert: 11.10.2018 um 02:07 Uhr
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Von Marcel Sommer

Was haben Bonsaibäumchen und ein 1971er Nissan Skyline 2000 GT-R gemeinsam? Auf den ersten Blick zugegebenermassen nichts. Bei Bonsaibäumchen nahe der japanischen Hauptstadt Tokio und einem zweitürigen Geschoss mit der 478 auf dem Kennzeichen sieht das etwas anders aus. Denn sie werden von ein und demselben Gärtner gehegt und gepflegt. Sein Name: Hiroaki Shinomiya. Der 45-jährige Garten- und Landschaftsbauer ist seit 25 Jahren stolzer Besitzer eines der insgesamt 1.945 produzierten Skyline 2000 GT-Rs. Der von Fans gern als Hakosuka – setzt sich aus dem japanischen Begriff hako für Box und die Abkürzung Suka für Skyline zusammen – bezeichnete Nissan wird mittlerweile auf rund 100.000 US-Dollar geschätzt. Verkaufen will und wird er ihn aber natürlich niemals.

Warum auch? Hat sich doch schon sein Kauf wie ein Märchen gestaltet. Der damals 20 Jahre alte Hiroaki Shinomiya fuhr mit seiner GT-R-Replika durch einen Vorort von Tokio, als er auf einen echten GT-R aufmerksam wurde. Mit Mühe und Not konnte er dessen Besitzer ausfindig machen und ihn sogar vom Verkauf überzeugen. Dass sein Besitzer das 160 PS starke Traumauto für 20.000 anstatt der eigentlich angemessenen 40.000 US-Dollar an ihn abgetreten hat, muss laut dem Gärtner eine Fügung des Schicksals gewesen sein. «Ich war und bin natürlich immer noch überglücklich über diese Chance, meinen Traum zu verwirklichen. Ob ich seit dem seinen Garten pflege? Na klar! Und einen kleinen Rabatt bekommt er natürlich auch…», grinst der in seinen traditionellen Jika-Tabi-Schuhen gekleidete Gärtner.

Seit dem holt er seinen Sportwagen nur zu ganz besonderen Anlässen raus. Zum einen, weil ihn bereits Parkplätze auf Grund der sehr geringen Bodenfreiheit des Sechszylinder-Nissans vor unlösbare Probleme stellen können. Und zum anderen, da er sich mit dem Motorensound nicht nur Freunde in der Nachbarschaft macht.

Dass der sympathische Hiroaki Shinomiya daher normalerweise nicht in seinem edlen aber durchaus dreckig klingenden und 1,1 Tonnen schweren Traumauto zur Arbeit fährt, dürfte klar sein. Ganz wie es sich in Japan gehört, befinden sich in seinem Fuhrpark noch zwei K-Style Minicars, deren je 660 Kubikzentimeter kleinen Hubräume zusammengenommen immer noch kleiner sind, als die 2,0 Liter Maschine im GT-R. Seine grosse automobile Liebe gehört jedoch einzig und allein seinem 42 Jahre alten Nissan Skyline GT-R: «Ich würde am liebsten den Motor einmal komplett überholen lassen. Allerdings würde mich das 40.000 Dollar kosten. Ich muss diesen Plan also noch ein wenig nach hinten schieben. Zumindest solange, bis ich das Geld zusammen habe. Doch muss ich dafür noch einige Bonsaibäumchen pflanzen…»

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