Nissan Ariya Concept: Bis zu 400 PS und pilotiertes Fahren
Der nächste Schritt in die Elektro-Zukunft

Nissans Designstudio Ariya Concept mit bis zu 500 Kilometern Reichweite sieht aus, als könnte sie schon morgen vom Band laufen.
Publiziert: 10.04.2020 um 00:15 Uhr
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Aktualisiert: 21.04.2020 um 15:25 Uhr
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Nissan Ariya Concept: Mit dem SUV zündet der japanische Autobauer die nächste Stufe seiner Elektrostrategie.
Foto: Zvg
Andreas Faust

Nissan-Designer Giovanny Arroba redet um den heissen Brei herum. Ja, der Ariya Concept sei ein Ausblick auf künftige Nissan-Elektroautos. Nein, aber kein typischer «Jetzt-spinnen-wir-mal-rum»-Concept-Car für, sagen wir, 2030. Sondern ein realitätsnaher für die nahe Zukunft. «Ja, wir bringen den so auf den Markt». Nein, es gehe schon vor allem um das Design, um die «Expressivität purer, reiner Bewegung». Offenbar darf Arroba viel sagen, aber noch nicht das Wichtigste: Wann kommt der Elektro-Crossover in Serie? Wenn man genau hinschaut, sieht man: Es kann nicht mehr lange dauern.

Es wird auch höchste Zeit für Nissan. Lange war der japanische Kooperationspartner von Renault bei der Elektromobilität vorne dabei – dank des Leaf, der als erstes Modell für reinen Elektroantrieb entworfen wurde. Aber seit dessen zweiter Generation vor zwei Jahren wurde es still um Nissans Elektrostrategie, und mancher Mitbewerber zog bei Reichweite und Innovation vorbei. Bis zur Tokio-Motorshow im letzten Jahr, als man den Ariya Concept erstmals anschauen durfte.

Bis zu 400 PS und 500 Kilometer Reichweite

Technisch rollt der künftig auf Augenhöhe mit der Konkurrenz: Die Batterie wird bei der neuen Elektroplattform im Unterboden versteckt; dazu gibts Front- oder Allradantrieb mit 210 bis 400 PS. Wie VW setzt Nissan auf eine modulare Batterie mit 55 oder 90 Kilowattstunden Kapazität. Die grössere soll bis zu 500 Kilometer Reichweite liefern. Und optisch?

«Es ist noch immer – ein Auto», sagt Arroba – kein überdrehter Designertraum, sondern anknüpfend bei dem, was wir heute auf der Strasse sehen können. Warum nicht mutiger? «Wir wollen nicht polarisieren, sondern Elektromobilität normalisieren», sagt Arroba. Das ist dann aber ein Strategiewechsel: Denn der erste Leaf brach mit seinem Froschaugen-Design mit vielen Schönheitsidealen. «Wir haben uns weiterentwickelt...», gibt Arroba zu.

Zeitloses Design, futuristische Details

Seine grösste Herausforderung war wie bei allen Stromern die Front: Den konventionellen Kühlergrill brauchts technisch nicht mehr, aber ohne fehlt die gewohnte Optik. Die Lösung ist ein glatter Technik-Schild, hinter dem sich die Sensorik fürs automatisierte Fahren verbergen wird. Von den Scheinwerfern abgelöste Tagfahrlichter helfen, die Leere zu füllen. In der Silhouette wirkt der 4,60 Meter lange Fünfplätzer dann schon wieder konventioneller. «Aber wir haben einen viel kürzeren vorderen Überhang, und die Frontscheibe setzt weiter vorne an als bei anderen Crossovern», erklärt Arroba. Im Heck dominiert ein schmales Leuchtband – «wie ein Horizont», sagt Arroba – und statt des runden Logos ziert nur der Schriftzug das Heck. Wenige Fugen, klare Linien: Der Ariya symbolisiere für ihr die «Reinheit der Bewegung». Wir sagen nur: hübsch.

Im Interieur dominiert für Arroba zeitloser japanischer Futurismus. Was denn nun? Zeitlos sei das Design, die Betonung der Horizontalen, die glatten, hochwertig wirkenden Flächen. Futuristisch werde es durch die Technikdetails: Eine Art Computermaus statt Wählhebel für die Fahrstufen, dazu wenige mechanische Regler und viele berührungsempfindliche Flächen als Tasten im einteilig gefertigten Holzpaneel – gibts sonst nur bei Rolls-Royce oder Bentley. Bei den Monitoren scheint Arroba bei Nissan-Kooperationspartner Mercedes abgeschaut zu haben: Zwei unter einem Glas für Instrumente und Navi. Dabei lässt sich die Konkurrenz von Tesla inspirieren und baut inzwischen XXL-Monitore ein. «Wir wollten optische Balance und minimale Ablenkung statt einen Riesenmonitor», sagt Arroba. Trotzdem könne man beim autonomen Fahren darauf problemlos Filme schauen.

Serienreif statt nur gesponnen

Überhaupt hatte Arroba beide Modi beim Design im Blick: Fokussierung auf die Strasse mit geringer Ablenkung für Selbstfahrer. Und gleichzeitig bietet das Interieur mehr Bewegungsfreiheit, wenn man das Steuer der künstlichen Intelligenz überlässt. Die Klimaanlage konnte erstmals unter die Haube wandern; deshalb liess sich für mehr Beinfreiheit die Mittelkonsole einsparen. Zwischen den Vordersitzen befindet sich ein «Kaffeetisch», sagt Arroba; ausserdem wurde die Instrumententafel schlanker und schmaler als gewohnt.

Eine blosse Designstudio ist der Ariya Concept definitiv nicht. Statt hartem Raumschiffgestühl, bizarren Lenkradformen und tastenfreiem Cockpit wie bei den meisten Concept Cars wirkt dieser Innenraum einfach – serienreif; bis hin zur Beschriftung der Tasten in der typischen Nissan-Schrift. Ausserdem: Der Ariya hat normale Türgriffe – die lässt man wegen des spektakuläreren Aussehens sonst bei Concept Cars weg. Und er trägt gewöhnliche Aussenspiegel statt trendigen Kameras. Warum eigentlich? Zuerst redet sich Arroba heraus, dass man keine Technologie zeigen wolle, die noch nicht überall auf der Welt zugelassen sei. Aber, gibt er dann zu: «Sie sind auch gewöhnungsbedürftig, weil die Rücksicht völlig anders ist als von Spiegeln gewohnt.»

Wann kommt die Serienversion des Ariya denn nun auf den Markt? «In naher Zukunft», bleibt Arroba vage. Wir tippen: Wenn Corona nicht noch einen Strich durch den Zeitplan macht – Anfang 2021.

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