Es ist ein heikles Thema und man spricht in der Branche nicht gerne darüber. Aber auch im ersten Halbjahr 2016 kamen insgesamt 12'746 von 159'767 zugelassenen Neuwagen nicht über offizielle Importkanäle in die Schweiz. Das entspricht acht Prozent des Gesamtmarktes. Zusätzlich ärgerlich für die Autoimporteure: die gewerbemässigen Parallelimporte (siehe unten «Import ist nicht gleich Import») sind die ersten sechs Monate dieses Jahres im Vergleich zu 2015 um 13,8 Prozent auf 7789 Fahrzeuge gestiegen. Immerhin scheint die für Private nun deutlich erschwerte Zulassungspraxis (u.a. Vorauszahlung, CO2-Busse) zu greifen, denn die Direktimporte sanken im selben Zeitraum um 23,1 Prozent auf 4957 Neuwagen.
Zentralschweiz gar nicht patriotisch
Ein Blick auf unsere Schweizer Karte zeigt, dass in Schaffhausen, der Ost-, aber auch in Teilen der sonst so patriotischen Zentralschweiz, die Zahl der inoffiziellen Importe deutlich über dem Schweizer Durchschnitt liegt. Die gesamte Romandie, das Tessin aber auch viele Kantone des Mittellandes sind dagegen weniger betroffen. Und ebenfalls überraschend kaufen die grenznahen Basler und Genfer entgegen ihren sonstigen Einkaufsgewohnheiten deutlich weniger Autos im angrenzenden Ausland.
Neuzulassungen in CH/FL:
- Offizielle Importe: 164'275 (2015*) gegenüber 159'767 (2016*), das bedeutet: -2,7 %
- Parallelimporte: 6842 (2015*) gegenüber 7789 (2016*), das bedeutet: +13,8 %
- Direktimporte: 6442 (2015*) gegenüber 4957 (2016*), das bedeutet: -23,1 %
* Jan. bis Juni
Quelle: autostatistik.ch/GFB/MOFIS (Stand: 03.08.2016)
Neuzulassungen in CH/FL:
- Offizielle Importe: 164'275 (2015*) gegenüber 159'767 (2016*), das bedeutet: -2,7 %
- Parallelimporte: 6842 (2015*) gegenüber 7789 (2016*), das bedeutet: +13,8 %
- Direktimporte: 6442 (2015*) gegenüber 4957 (2016*), das bedeutet: -23,1 %
* Jan. bis Juni
Quelle: autostatistik.ch/GFB/MOFIS (Stand: 03.08.2016)
Die Analyse, welche Marken von den inoffiziellen Importen betroffen sind, ergibt kein einheitliches Bild. Die französischen und viele asiatische Marken scheinen kaum ein Problem zu haben. Ausnahmen: Suzuki und – mit über einem Drittel grauimportierter Modelle – Hyundai (siehe Tabellen und Nachgefragt). Auch die beliebten Amag-Marken Audi, Seat, Skoda und VW verzeichnen zweistellige Prozentanteile von Parallel- und Direktimporten. Besser sieht es dagegen für die Importeure von BMW und Mercedes aus. Sie schafften es mit verschiedenen Massnahmen (z.B. Listenpreissenkungen, verbesserten Service- und Garantieleistungen, attraktiven Ausstattungspaketen) und der «Hilfe» des Mutterwerks im Ausland die inoffizielle Importflut massiv einzudämmen.
Import ist nicht gleich Import
Personenwagen gelangen grundsätzlich auf drei verschiedene Arten in unser Land: Mit 92 Prozent am häufigsten als offizielle Importe. 4,9 Prozent finden als sogenannt gewerbsmässige Parallelimporte mit europäischer Zulassung den Weg zu uns. Solche Fahrzeuge werden meist über grosse Auto-Discounter vertrieben. Die restlichen 3,1 Prozent gelten als Direktimporte und werden hauptsächlich durch Private importiert. Zu dieser Gruppe zählen oft Fahrzeuge exotischer Marken wie Bugatti, Spyker oder Pagani, die keine Schweizer Typengenehmigung besitzen und deshalb nur mittels teurer Einzelzulassung eine Erlaubnis für unsere Strassen erhalten.
Aber auch beliebte US-Modelle wie der Ford Mustang Shelby, Dodge Durango, Charger oder Challenger, die bei uns vom offiziellen Importeur nicht angeboten werden oder die für die UN mit Sitz in Genf zugelassenen, aber in der ganzen Welt eingesetzten Toyota LC Prado, Fortuner oder Renault Duster und Lodgy. Ein weiterer Sonderfall sind die sogenannten «Code A»-Fahrzeuge – Autos, die vor dem Import in die Schweiz schon maximal drei Monate im Ausland zugelassen waren. Übrigens: Jeder kann den Status seines eigenen Autos aus dem Fahrzeugausweis unter Ziffer 24 herauslesen (1AA-1WA = offiz. Import, 1XA-1XN = Parallelimport, X oder leer = Direktimp ort).
Nachgefragt bei Hyundai-Chef Battiston
Warum ist vor allem Hyundai mit den Modellen Santa Fe und Tucson von Parallel- und Direktimporten derart stark betroffen?
Diego Battiston: Für den Wiederanstieg der Parallel- und Direktimporte seit Ende 2015 sehen wir in erster Linie einen Grund – die anhaltend schlechte Wirtschaftslage in vielen osteuropäischen Ländern wie der Ukraine oder Russland, wo all die Fahrzeuge hauptsächlich herkommen. Die Modelle Sante Fe und Tucson sind zudem sehr beliebt und treffen den Geschmack von Frau und Herr Schweizer. Entsprechend werden sie auch im grossen Stil über Osteuropa eingeführt.
Was können Sie dagegen tun?
Wir weisen die Interessenten vor dem Kauf eines Parallel- und Direktimport-Fahrzeugs aktiv auf die Gefahren und Risiken hin. Man muss wissen, dass solche Fahrzeuge oft nur eine Garantie von 3 Jahre/100'000 km besitzen – wir bieten 5 Jahre Garantie ohne Kilometerbegrenzung sowie 5 Jahre EuroService (kostenloser Pannen- und Abschleppdienst, rund um die Uhr, in über 40 EU-Ländern). Zudem weicht meistens die Sicherheits- und Komfortausstattung (z.B. autonomes Notbremssystem mit Frontkollisionswarnsystem, Totwinkelassistent etc.) stark ab, was bei einer Gefahrensituation entscheidend sein kann. Und häufig fehlen Features im Infotainment, wie TomTom Live Services sowie das aktuelle Kartenmaterial im Navigerät mit fünf jährlichen Karten-Updates.