Auf einen Blick
- Frank-Steffen Walliser neuer CEO bei Bentley
- Walliser bringt Erfahrung von Porsche mit
- Bentley plant Elektroauto für 2026
Frank-Steffen Walliser (55) ist in der Autobranche alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Zwar arbeitete der Stuttgarter Ingenieur bisher ausschliesslich «nur» bei Porsche. Dort verantwortete er aber prestigeträchtige Projekte wie den Supersportwagen 918 Spyder und leitete die Entwicklung der 911 und 718 Baureihe – sogar die Leitung von Porsche Motorsport hatte er während vier Jahren inne.
Nach 25 Jahren Porsche wechselte Walliser am 1. Juli zu Bentley und übernahm dort den CEO-Posten. Laut Kollege und Audi-Chef Gernot Döllner (55) die richtige Entscheidung: «Auf dem weiteren Weg von Bentley zum führenden Anbieter im Luxussektor wird Frank-Steffens langjährige Erfahrung und Kenntnis des Luxussegments bedeutsam sein». Dass Walliser mit Bentley in die (elektrische) Zukunft schauen muss, ist ihm bewusst: «Die weitere Transformation der Autoindustrie wird auch für Bentley eine grosse Aufgabe werden, die ich zusammen mit dem Team mit Freude annehmen werde».
Blick: Die Bentley-Geschäftszahlen des ersten Halbjahres schauen schlecht aus. Der Umsatz ging gegenüber Vorjahr um 17 Prozent zurück. Was tun Sie, um diesen Trend zu stoppen?
Frank-Steffen Walliser: Ich kenne die Prognosen aus dem letzten Jahr und finde das Halbjahresergebnis gar nicht so schlecht. Allerdings bläst uns in den Märkten schon Gegenwind entgegen. Man könnte jetzt mit flankierenden Massnahmen beim Absatz, sprich Rabatten, gegensteuern. Aber das wäre ein kurzsichtiges Agieren und davon halte ich gar nichts.
China ist nach den USA der zweitstärkste Markt für Bentley. Wie gehts dort weiter?
China ist ein wichtiger Markt und wird es hoffentlich bleiben. Aber wir werden uns nicht nur auf China fokussieren oder gar Autos bauen, die ausschliesslich für chinesische Ansprüche zugeschnitten sind. Ein Bentley bleibt ein Weltauto aus Crewe. Wir laufen keinen kurzfristigen Trends hinterher. Ich setze in China auch nicht auf eine Wachstumsstrategie, sondern auf eine Konsolidierung, um die Abhängigkeit zu reduzieren. Deshalb bin ich schon zufrieden, wenn wir das Absatzvolumen dort halten können.
Sie halten ja am Plan fest, 2026 ein Elektroauto auf den Markt zu bringen. Was macht einen elektrischen Bentley aus?
Grundsätzlich müssen wir am Ende des Tages Autos bauen, die unseren Kunden gefallen. Das steht für mich ganz oben auf der Prioritätenliste. Allerdings dauert der Weg zur E-Mobilität etwas länger, als wir uns das vor vier Jahren vorgestellt haben. Das ändert aber nichts am Ziel. Einen Trend kann man aber schon erkennen: Je hochwertiger das Produkt ist, desto länger dauert der Übergang zur Vollelektrifizierung.
Welche Kunden sollen dieses Auto kaufen?
Eine andere Klientel als bisher. Deshalb ist es auch ein weiteres Modell und kein Ersatz für ein bestehendes Auto. Ganz wichtig wird auch sein, wie das Auto klingt. Darf der Sound künstlich sein, abstrakt oder sogar etwas imitieren? Ich glaube, dass der Klang ein Erlebnis sein muss. Da muss man als Hersteller seinen eigenen Weg finden.
Wo führt der Weg von Bentley hin?
Bentley wird immer aus Crewe kommen. Es wird kein externes Werk geben. Aber die Kapazität der Fabrik ist begrenzt. Deshalb setzen wir weiter auf Handwerkskunst und zunehmend auf Exklusivität. Selbst wenn wir den Absatz verdoppeln, hat das meiner Ansicht nach keine Auswirkungen darauf.
Wie will sich der Elektro-Bentley von der Konkurrenz abheben, wenn die Autos sich technisch immer mehr gleichen?
Die Sozialisierung der Fahrleistung durch die Elektromobilität ist in der Tat ein Thema. Das war früher hohe Ingenieurskunst. Umso wichtiger ist es, zu definieren, wie ein Auto fährt. Ein Bentley ist und bleibt ein Fahrerauto. Das halte ich für extrem wichtig.
Um was geht es Ihnen da genau?
Um ein Auto, das einfach zu fahren ist. Mit dem man lange Strecken zurücklegen kann und dennoch schnell ist, wenn man will. Also das, was man gerne als «effortless», als mühelos bezeichnet. Ganz wichtig ist aber, dass eine weiche Fahrwerksabstimmung nicht immer mit Komfort gleichzusetzen ist. Komfort ist auch, wenn ein Auto bei der Lenkung immer eine präzise Rückmeldung gibt. Alles, was präzise geht und nicht anstrengend ist, macht das Autofahren entspannter und damit komfortabler.
Der gebürtige Stuttgarter Frank-Steffen Walliser schloss 1996 in seiner Heimatstadt sein Maschinenbaustudium ab, das er 1999 an der Uni Chemnitz mit einem Doktortitel krönte. Bereits während des Studiums begann Walliser (55) ein Praktikum bei Porsche. Dort leitete er von 2003 bis 2008 die Abteilung Motorsport und Strategie. Anschliessend verantwortete er die Serienentwicklung des Porsche 918 Spyder, ab 2014 wurde er Motorsportchef und war sowohl für die Motorsportaktivitäten als auch die GT-Seriensportwagen verantwortlich. Nach weiteren drei Jahren als Leiter der Baureihen 911 und 718 übernahm er von 2022 bis 2024 die Leitung der gesamten Fahrzeugentwicklung. Nach 25 Jahren Porsche folgt jetzt der nächste Schritt als CEO zu Bentley.
Der gebürtige Stuttgarter Frank-Steffen Walliser schloss 1996 in seiner Heimatstadt sein Maschinenbaustudium ab, das er 1999 an der Uni Chemnitz mit einem Doktortitel krönte. Bereits während des Studiums begann Walliser (55) ein Praktikum bei Porsche. Dort leitete er von 2003 bis 2008 die Abteilung Motorsport und Strategie. Anschliessend verantwortete er die Serienentwicklung des Porsche 918 Spyder, ab 2014 wurde er Motorsportchef und war sowohl für die Motorsportaktivitäten als auch die GT-Seriensportwagen verantwortlich. Nach weiteren drei Jahren als Leiter der Baureihen 911 und 718 übernahm er von 2022 bis 2024 die Leitung der gesamten Fahrzeugentwicklung. Nach 25 Jahren Porsche folgt jetzt der nächste Schritt als CEO zu Bentley.
Also wird Bentley mehr wie Porsche?
So weit würde ich nicht gehen, dazu sind die beiden Marken zu unterschiedlich. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass Bentley ausgeprägter und markanter wird. Bentley und Sportlichkeit schliessen sich nicht aus. Im Gegenteil: Das ist eine gute Kombination.
Kommt da Ihre technische Expertise von Porsche zum Tragen?
Die hilft, genauso wie die Vernetzung innerhalb des Volkswagen-Konzerns. Zu wissen, was geplant ist und wie man das am besten umsetzt. Aber das alleine hätte nicht gereicht, um diese Position bei Bentley zu übernehmen. Man muss das Marktsegment, in dem Bentley angesiedelt ist und die Kunden verstehen. Ich war in der Vergangenheit bei Porsche schon im oberen Marktsegment unterwegs. Zwar in der sportlichen Abteilung, aber einige Kunden treffe ich wieder. Ihre Garagen sind gross und da stehen offenbar mehrere Autos drin.