Neue Abgasvorschriften für PWs
Darf ich noch einen Diesel kaufen?

Am 1. September treten neue Abgasnormen für Personenwagen in Kraft. Bis alle Neuwagen darauf zugelassen werden müssen, dauerts aber noch.
Publiziert: 22.08.2017 um 06:49 Uhr
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Aktualisiert: 05.06.2019 um 17:42 Uhr
Am 1. September treten neue Abgasvorschriften in Kraft, wonach die Verbrauchswerte in realitätsnäheren Tests ermittelt werden. Bisher erfüllt nur die Mercedes E-Klasse 220 d (im Bild) diese Norm.
Foto: Werk
Andreas Engel

Die aktuelle Dieseldiskussion verunsichert Konsumenten. Städte drohen mit Fahrverboten, Vergleichsportale berichten von massiven Wertverlusten auch bei heute gekauften Neuwagen.

Darf ich überhaupt noch ein Auto mit Dieselmotor kaufen?

«Ja», sagt Antriebsexperte Christian Bach von der Empa. «Wir empfehlen aber, Diesel-PWs nur dann zu kaufen, wenn sie nach Euro 6d-Temp (siehe Box unten) oder Euro 6d zugelassen sind.» Am 1. September 2017 treten neue Abgasvorschriften in Kraft. Die Abgasemissionen werden ab dann nicht mehr nach dem völlig veralteten Messverfahren NEFZ (Neuer europäischer Fahrzyklus) ermittelt, sondern dem realitätsnäheren Zyklus WLTP (World-wide Light Duty Vehicle Test Procedure). Zusätzlich müssen die Abgase in einer 90-minütigen Strassenmessung im realen Verkehr gemessen werden.

Der Autoexperte des VCS, Kurt Egli, warnt davor, dass aktuelle Euro-6b-Diesel mehr NOx ausstossen als moderne Lastwagen oder teilweise ältere Diesel.
Foto: Hervé Le Cunff

Die neue Abgasnorm gilt nur für ganz neue Autos

Der Haken: Die Tests gelten vorerst nur für Modelle, für die eine neue europäische Typenzulassung beantragt wird. Alle Modelle, die bereits zugelassen sind, dürfen weiter verkauft werden. Bevor also alle Neuwagen die strengeren Abgasnormen erfüllen müssen, dauerts noch zwei Jahre. Kurt Egli, Autoexperte des VCS, warnt: «Wer jetzt einen neuen Diesel kauft, der nur die aktuelle Euro 6b Norm erfüllt, muss mit Fahrverboten rechnen. Diese Fahrzeuge stossen mehr NO aus als moderne LKW und teilweise sogar mehr als alte Euro 4 Diesel-PW.» Sicherheit gäbe es erst mit Euro 6d-Temp, stimmt Egli mit der Empfehlung der Empa überein.

Diesel in der Schweiz Bis zum Jahr 2000 lag der Dieselanteil bei Schweizer Neuwagen bei unter 5%. Nach der Jahrtausendwende schnellte der Wert allerdings hoch: Zuerst auf 20, nach 2010 gar auf über 40%! Gründe sind die Einführung neuer Technologien wie Common-Rail-Einspritzung oder bessere Turbosysteme, die die Autos deutlich agiler machten. Doch auch der SUV-Boom beflügelte die Diesel-Verkaufszahlen. Ende 2016 waren von den 4,4 Mio. PWs auf Schweizer Strassen 1,3 Mio. mit Dieselmotor zugelassen. Trotz dieses Anteils von nur 30% an der PW-Flotte verursachten Diesel 80% der Stickoxid-Emissionen (NOx).

Erst ein Modell heute erfüllt die neue Norm

Konsumenten, die sich ein neues Dieselfahrzeug kaufen wollen, haben allerdings ein Problem: Zur Zeit gibt es erst ein Auto auf dem Schweizer Markt, das die neue Norm erfüllt – die Mercedes E-Klasse 220 d. Für März 2018 hat Honda den Civic mit sauberem 1,6-Liter-Turbodiesel angekündigt. Und was macht der VW-Konzern, der 2015 den Dieselskandal ins Rollen brachte? BLICK fragte beim Schweizer Importeur Amag nach. «Bisher gibt es noch kein VW-Modell, das die neue 6d Temp-Norm erfüllt», bestätigt ein Sprecher. «Aber alle Fahrzeuge, die neu typengenehmigt werden, erfüllen diese Norm.»

Welche Norm und Abgasvorschriften für PWs gelten?

Am 1. September treten neue Normen für PWs in Kraft.

Diese beinhalten im Wesentlichen drei Änderungen:

  1. Das veraltete Messverfahren (NEFZ) wird durch ein realitätsnäheres Verfahren (WLTP) ersetzt.
  2. Die Abgasemissionen müssen zusätzlich beim Fahren auf der Strasse ermittelt werden (RDE = Real Drive Emissions).
  3. Die Hersteller müssen die Funktionen der Motorsteuerung offen legen.

Heutige, auf der Norm Euro 6b typengenehmigte Autos dürfen noch bis 1. September 2018 verkauft werden. Erst dann tritt für alle Fahrzeuge im Verkauf die Übergangsnorm 6c (noch ohne RDE) in Kraft. Die Abgasnorm Euro 6d (mit RDE) schliesslich wird am 1. September 2019 in zwei Stufen eingeführt: Zuerst als 6d-Temp, ab Anfang 2021 als 6d. Diese unterscheiden sich nur beim NOx-Ausstoss im RDE.

Am 1. September treten neue Normen für PWs in Kraft.

Diese beinhalten im Wesentlichen drei Änderungen:

  1. Das veraltete Messverfahren (NEFZ) wird durch ein realitätsnäheres Verfahren (WLTP) ersetzt.
  2. Die Abgasemissionen müssen zusätzlich beim Fahren auf der Strasse ermittelt werden (RDE = Real Drive Emissions).
  3. Die Hersteller müssen die Funktionen der Motorsteuerung offen legen.

Heutige, auf der Norm Euro 6b typengenehmigte Autos dürfen noch bis 1. September 2018 verkauft werden. Erst dann tritt für alle Fahrzeuge im Verkauf die Übergangsnorm 6c (noch ohne RDE) in Kraft. Die Abgasnorm Euro 6d (mit RDE) schliesslich wird am 1. September 2019 in zwei Stufen eingeführt: Zuerst als 6d-Temp, ab Anfang 2021 als 6d. Diese unterscheiden sich nur beim NOx-Ausstoss im RDE.

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